Into the Wilderness – Grizzlys hautnah

Kana­da ist ein Land der Bären. Nein, es ist DAS Land der Bären! Sie kom­men in Kana­da fast über­all vor. Selbst in den grös­se­ren Städ­ten kann man auf die dick­pel­zi­gen Bären tref­fen. Wobei man aller­dings die bei­den Arten Schwarz- und Braun­bä­ren unter­schei­den muss.

Ers­te­rer ist, obwohl er durch­schnitt­lich gera­de mal fast schon lächer­li­che 120 kg auf die Waa­ge bringt, über­haupt nicht schüch­tern. Er tum­melt sich ger­ne auch in der Nähe von mensch­li­chen und urba­nen Gegen­den her­um. Des­halb ist der Schwarz­bär genau der Gesel­le, der auf den Camp­grounds ger­ne mal die Kühl­box plün­dert. Für so ein plump schei­nen­des Tier beherrscht er das Klet­tern fast schon per­fek­tio­nis­tisch und ist zudem noch ziem­lich flink unter­wegs.
Über­ra­schen­der­wei­se stieg die Popu­la­ti­on der Schwarz­bä­ren in den letz­ten Jah­ren immer mehr an.

»Wer sich in einem offe­nem Gelän­de mit einem Bären befin­det, soll­te bes­ser die Füs­se in die Hand neh­men. So hat er zumin­dest die letz­ten sie­ben Sekun­den sei­nes Lebens etwas zu tun.« – Bill Bry­son

Dann gibt es da noch letz­te­ren, den Braun­bä­ren oder bes­ser bekannt als Grizz­ly, der im Gegen­satz zu sei­nem klei­ne­ren Ver­wand­ten bis zu über 600 kg wie­gen kann und wesent­lich statt­li­cher daher­kommt. Viel lang­sa­mer läuft er des­halb den­noch nicht und schafft es trotz sei­nes mas­si­gen Gewich­tes auf bis zu 60km/​h. Um es mal mit den Wor­ten von Bill Bry­son zu beschrei­ben: »Wer sich in einem offe­nem Gelän­de mit einem Bären befin­det, soll­te bes­ser die Füs­se in die Hand neh­men. So hat er zumin­dest die letz­ten sie­ben Sekun­den sei­nes Lebens etwas zu tun.« Even­tu­ell ist sein Gewicht aber der Grund wes­halb die Grizz­lys aufs Klet­tern gern ver­zich­ten. Zudem gilt er als wesent­lich gefähr­li­cher als der Schwarz­bär. Wohl vor allem des­halb, weil er äus­serst leicht in Rage ver­fällt. Gera­de Müt­ter-Bären fin­den unbe­darf­te Tou­ris­ten, die ihre Klei­nen zum strei­cheln gern haben, nicht gera­de amü­sant und man ist gut bera­ten um die­se Bären­müt­ter einen gros­sen Bogen zu machen.

Doch nicht nur unvor­sich­ti­ge Tou­ris­ten kön­nen Opfer von Meis­ter Petz wer­den:
So war der 46-jäh­ri­ge Timo­thy Dre­ad­well, ein bekann­ter US-ame­ri­ka­ni­scher Tier­fil­mer und Grizz­ly-Lieb­ha­ber, im Som­mer 2003 mit sei­ner Freun­din zu einer Expe­di­ti­on nach Alas­ka auf­ge­bro­chen. So wie er es bereits unzäh­li­ge Male zuvor tat. Nach­dem er an einem ver­ein­bar­ten Tag nicht sei­ne Heim­rei­se antrat, schick­te man eine Grup­pe Ran­ger auf die Suche nach Dre­ad­well und sei­ner Freun­din. Man fand die bei­den mit­ten in der Wild­nis Alas­kas. Aller­dings nur zur Hälf­te – Grizz­lys hat­ten die bei­den zer­fetzt, dann halb ver­speist und die Über­res­te in ihre Fut­ter­ver­ste­cke gebracht.

Also kurz­um, Bären und vor allem Grizz­lys sind gefähr­li­che, wil­de Tie­re. Selbst wenn sie nicht unbe­dingt den Anschein danach machen – eine gros­se Por­ti­on Respekt und eini­ge Meter Abstand sind mehr als ange­bracht (das gilt im übri­gen auch für Schwarz­bä­ren). Auch dem Bären zu lie­be! Deren Schick­sal endet zumeist mit dem Tod, kommt es zu einem Zwi­schen­fall.

Lei­der ergeht es den Grizz­lys ganz anders als deren Ver­wand­ten den Schwarz­bä­ren, denn die­se beein­dru­cken­de Gat­tung ver­schwin­det immer mehr von der Bild­flä­che Nord­ame­ri­kas.

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Glück­li­cher­wei­se gibt es noch immer die Mög­lich­keit, eini­ge die­ser gross­ar­ti­gen Tie­re in der frei­en Natur zu beob­ach­ten. Gera­de in Kana­da wer­den vie­le Grizz­ly-Tou­ren ange­bo­ten. Die Tou­ren füh­ren meist in den wil­de­ren, unbe­sie­del­te­ren Nor­den Bri­tish Colum­bi­as. Die­se Gegen­den kann man oft nur per Boot oder Flug­zeug errei­chen – Stras­sen dort­hin gibt es meist nicht. Man wird ent­führt in eine wil­de, unbe­rühr­te Natur. Durch fel­si­ge Wald­land­schaf­ten zie­hen sich mil­chig tür­kis­far­be­ne Flüs­se in denen sich von Anfang Sep­tem­ber bis Ende Okto­ber unzäh­li­ge Lach­se tum­meln, die sich auf dem Weg zum Lai­chen befin­den. Genau die­se Lach­se zie­hen die Grizz­lys dann in die Täler zu den Fluss­ufern. Die Bären, die sich noch für den Win­ter­schlaf einen saf­ti­gen Speck anfres­sen müs­sen, ver­put­zen dort dann unzäh­li­ge Fische.

Allei­ne schon wegen der beein­dru­cken­den Land­schaft Bri­tish Colum­bi­as ist eine sol­che Expe­di­ti­on erle­bens­wert. Trifft man dann noch auf einen der besag­ten Bären, dann spru­deln die Endor­phi­ne mal so rich­tig los – zumin­dest ging es mir so.

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Antworten

  1. Avatar von Christian | ChrisCat unterwegs

    Wow, beein­dru­cken­de Bil­der.
    Ich war auch schon für 3 Wochen in Kana­da unter­wegs, und habe auch eini­ge Bären sehen kön­nen.
    Grizz­lys waren aber lei­der nicht dabei.

  2. […] Gan­zen Arti­kel auf ‚Rei­se­de­pe­schen‘ lesen […]

  3. Avatar von André

    Sehr beein­dru­cken­de Bil­der. Grizz­lys gehö­ren defi­ni­tiv zu mei­nen abso­lu­ten Lieb­lings­tie­ren. Unge­schützt möch­te ich aber trotz­dem kei­nem begeg­nen.

    1. Avatar von Patrick Görsch

      Grizz­lys sind extrem beein­dru­ckend. Mei­ne Bil­der geben das nicht ansatz­wei­se her, wie sie live auf mich gewirkt haben. Unge­schützt kann man ihnen durch­aus begeg­nen – man muss nur eine Beglei­tung haben, die im 100-Meter-Sprint eine schlech­te­re Zeit läuft als man selbst 😉

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