Meine Zeit in Berat war nicht besonders spektakulär, außer meiner kurzen, aber herzlichen Bekanntschaft mit Achim, der wilden Schildkröte, die ich zufällig auf einem Spaziergang traf.
Deswegen versorge ich den werten Leser mit mäßig spannenden, komplett unnötigen Informationen, die gerne als Lückenfüller für unangenehm lange Gesprächspausen bei der nächsten sozialen Zusammenkunft verwendet werden dürfen. Ich bürge persönlich für ihre Richtigkeit.*
Die Bunker.
Der Diktator Albaniens hatte ein gewisses, nennen wir es Unbehagen, vor einer Invasion. Verdächtig waren im Großen und Ganzen alle. Deshalb hat er das Land zugepflastert mit Unmengen von kleinen und großen Bunkern… es sind über 600.000 Stück, der liebe Hoxha hat zwischen 1950 und 1985 einen Großteil des albanischen Vermögens in diese sinnreichen Verteidigungsanlagen investiert.
Dass die Bunker noch überall stehen hat den Grund, dass sie sehr massiv gebaut sind (die kleinen wiegen ca. fünf Tonnen). Die Architekten der Bunker mussten sich rein stellen, und dann wurde mit Panzern und Granaten aus nächster Nähe darauf gefeuert. So wollte Enver Hoxha erreichen, dass sie wirklich »unzerstörbar« sind.
Äh, ich mein … jein.
Wenn Albaner »Ja« meinen, schütteln sie den Kopf und sagen »po«. Wenn sie »Nein« sagen nicken sie und sagen »jo«. Albaner, die mit Touristen Kontakt haben, machen es vielleicht auch auf die westliche Art, also andersherum. Was die Verständigung nicht übersichtlicher macht.
Der Hoxha.
Als der Diktator Enver Hoxha endlich 1985 starb, wurde für ihn eine Pyramide in Tirana errichtet, mit seinem Grab und einem Museum über sein Leben. Heute ist dort eine Disko.
You’re my Stern, you’re my soul.
Neben einer großen Begeisterung für Jogi Löw plus Crew und Deutschland im Allgemeinen, werden die Straßen beherrscht von Mercedes-Benz. Und zwar nicht nur die Klassiker aus den 70er und 80er Jahren, nein, auch die neueste Generation fährt blitzend (aber nicht blinkend) durch den Höllenverkehr Tiranas. Wie die Quote gestohlen/gekauft ist, wage ich gar nicht erst zu schätzen. (Sie hätten zumindest albanische Kennzeichen dranmachen können…).
Tirana, und die Kunst.
Als in Tirana im Jahr 2000 ein Künstler Bürgermeister wurde, hat er schnell gemerkt, dass es nur ein bisschen bunter Farbe braucht, um eine ganz muntere Stimmung zu zaubern. Also hat er die zwischen seriös grau und gemütlich ocker changierenden Appartmentblocks, die Tirana ausmachen, in allen Farben des Regenbogens anpinseln lassen. Diese Farben, vor allem quietschgelb, quietschgrün und ein fesches violett, sind nun bekannt unter seinem Namen als Edi-Rama-Colors…
Er weiß ausserdem: »Being the mayor of Tirana is the highest form of conceptual art. It’s art in a pure state.«
Sand versus Kiesel.
Albanien hatte in früheren Zeiten überall die wunderbarsten Sandstrände. Griechenland war nicht ganz so gesegnet, und musste oft auf Kieseln ins laue Wasser waten. Da der Diktator kein besonderer Strandliebhaber war, verkaufte er den feinen Sand an Griechenland – und bekam zurück ein paar fiese Kiesel. Gut für die Kasse, um noch ein paar Bunker bauen zu können. (Nicht verifiziertes Gerücht).
Neptun.
Die Elektromärkte heissen hier nicht Saturn, sondern Neptun.
George W. Bush.
Als im Jahr 2007 W. als erster (!) amerikanischer Präsident Albanien einen (knapp siebenstündigen) Besuch abstattete, waren die Menschen so hingerissen, dass sie umgehend eine große Straße Tiranas nach ihm benannten. Verständlich.
*Gewährleistung beschränkt auf die Dauer meines Aufenthalts in Ländern, die von der deutschen Gerichtsbarkeit nicht tangiert werden.






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