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Segeltagebuch meiner Atlantiküberquerung

Ich bin 2014 mit Segelbooten über den Atlantik getrampt. Die große Überquerung habe ich in einem Segeltagebuch festgehalten. Rückblickend, selbst für mich, ein sehr interessantes Dokument. Es beschreibt die schleichende Eskalation an Board, auf einer der langweiligsten Segelpassagen der Welt. Segeln war weit weniger romantisch, als ich mir das vorher ausgemalt hatte.

Tag 1:

Heute gibt es viel zu berich­ten, dies wird sich in den nächs­ten Tagen ändern. Unser Kapi­tän ist sehr ent­spannt, ich fühle mich wohl auf die­sem Boot. Er hat die Ent­spannt­heit eines Kali­for­niers und die Höf­lich­keit eines Eng­län­ders in sich.

Der All­tag die nächs­ten 21 Tage wird so sein, dass ich und die bei­den Fran­zo­sen uns die Nacht­schicht auf­tei­len, d.h. von 23 Uhr bis 8 Uhr sind wir dafür ver­ant­wort­lich, die Night­wat­ches zu orga­ni­sie­ren. Ich werde also eher am Tag schla­fen, als in der Nacht. Chris hat aber heute schon einen herr­li­chen Satz gesagt, er meinte „Try to get as much sleep as pos­si­ble, when­ever you can.“ Läuft.

Heute hat uns eine Gruppe Del­fine beglei­tet und ich konnte ein schö­nes Video dre­hen. Es waren sehr viele und wir beob­ach­te­ten sie vorne am Bug. Ich saß an der Spitze des Boo­tes. War span­nend den klei­nen Fischis zuzu­schauen. Erstaun­lich wie schnell und beweg­lich die im Was­ser sind.

Wir haben viel zu viel Essen, unter ande­rem einen (von drei!) gan­zen Kühl­schrank vol­ler Früchte (Äpfel, Kiwis und Oran­gen). Das muss natür­lich alles geges­sen wer­den. Meine Prio­ri­tä­ten­liste die nächs­ten Tage sieht also fol­gen­der­ma­ßen aus: 1. Wann immer es mög­lich ist: Schla­fen. 2. Soviel wie mög­lich essen. 3. Nacht­wa­chen hal­ten. 4. Schauen dass der Rest der Crew kei­nen Scheiß macht.

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Tag 2:

Meine Eupho­rie von Tag eins wurde ges­tern Abend durch das Ein­set­zen der See­krank­heit gebremst. Ins­be­son­dere mein Essen­sen­thu­si­as­mus lei­det. Aller­dings hab ich es hin­be­kom­men, den gan­zen Tag zu schlafen.

Die See ist recht rau, aber wir segeln seit ca. 40 Stun­den mit 6,5–7.5 Kno­ten. Chris meinte, er hätte auch die Genua aus­fah­ren kön­nen, das wäre aber dann zu „uncom­for­ta­ble“.

Habe heute her­aus­ge­fun­den, dass Chris Kana­dier ist, der in San Fran­cisco wohnt. Sehr sym­pa­thisch. Auf dem Boot ist es ent­spannt, alle sind etwas See­krank. Wir hof­fen in ca. 24 Stun­den in den Pas­sat­win­den zu sein. Ansons­ten pas­siert hier nichts. Noch kein Boot ent­deckt, seit­dem wir abge­legt sind. Es wird lang­sam zu einem ein­zi­gen lan­gen Tag. So soll es auch sein, auch wenn es etwas ein­sam ist.

Tag 3:

Die See­krank­heit hat nach­ge­las­sen. End­lich konn­ten ich und meine fran­zö­si­schen Kum­pa­nen uns der eigent­li­chen Auf­gabe zuwen­den: Der Ver­nich­tung von Lebens­mit­teln. Heute gab es zum Abend­essen gebra­tene Cho­rizzo mit Kar­tof­fel­brei, Zwie­beln und Spie­gelei. Mich lechzt es schon nach einem Thun­fisch­brot mit Paprika und Gurke zum Früh­stück, dazu einen Kakao.

Seit Ein­bruch der Dun­kel­heit ist der Wind ver­rückt. Vor­her waren wir mit sta­bi­len 7,5–8,5 Kno­ten unter­wegs. Fast den gan­zen Tag. Das Boot liegt dabei sanft im Was­ser. Chris will uns mor­gen kleine Auf­ga­ben ver­tei­len. Es geht wohl um put­zen. Auch er hat gemerkt, dass unsere See­krank­heit nachlässt.

Tag 4:

Keine beson­de­ren Vor­komm­nisse. Es gab Thun­fisch­brot, Reis­sa­lat mit Thun­fisch und abends Pasta. Tags­über 5–6 Kno­ten Wind und abends wie­der gewohnte 7,5–8,5 Kno­ten. Der Schlem­mer­kahn läuft. Die Fran­zo­sen haben sich heute über mich amü­siert, weil ich ein Stück Wurst zum Nach­mit­tag geges­sen habe, wäh­rend sie einen Apfel ver­speis­ten. Ansonsten.…s´zieht sich.

Tag 5:

Keine wei­te­ren Vor­komm­nisse. Ich hab Pasta mit Paprika und Avo­ca­do­creme gemacht. Die Crew war begeis­tert. Nach­trag: Die Nacht war schreck­lich, das Boot hat völ­ligst über­mo­ti­viert geschau­kelt. Viel­leicht aber auch ein­fach zuviel geges­sen. Alle sind müde.

Tag 6:

Lin­sen­sa­lat zum Mit­tag und Abends Pizza und einen Film. Aus­tra­lia, die wahr­schein­lich lang­wei­ligste Hol­ly­wood­pro­duk­tion in der Geschichte der Mensch­heit. Auf­grund von Gesel­lig­keit und Höf­lich­keit gegen­über unse­res Kapi­tä­nes, haben wir aber die 2,5 Stun­den aus­ge­harrt. Ansons­ten gab es heute den ers­ten Ord­nungs­ruf an die Fran­zo­sen bezüg­lich des Brot­ver­brau­ches. Diese maß­lose Sand­wich-Völ­le­rei hat jetzt ein Ende. Käse gibt es aber trotz­dem nach jeder Mahl­zeit, und davor.…und dazwischen.

Das Haupt­se­gel hat 2 Löcher und wird vor­erst abgenommen.

Tag 7:

Lan­ge­weile und lang­same Fahrt. Spa­ghetti mit Rosenkohl.

Tag 8:

End­lich die Spinna­ker-Pole von der Genua genom­men und mit vol­lem Segel gefah­ren. Hat­ten etwas ver­lo­rene Zeit auf­ge­holt. Zur Nacht aber wie­der mit jäm­mer­li­chen 4,5 Kno­ten unter­wegs. Anons­ten sui­zi­dale flie­gende Fische, die auf dem Deck ster­ben. Außer­dem hat irgend­wer Zuc­chini gefun­den. Abendessen.

Tag 9:

Zu mei­nem Über­ra­schen hat die Lan­ge­weile heute eine posi­tive Wen­dung genom­men. Die Span­nun­gen an Board sind etwas ange­wach­sen und haben sich in den heu­ti­gen Segel­ar­bei­ten gezeigt. Chris hat irgend­wann den Auto­pi­lot sowie alle Instru­mente aus­ge­schal­tet und wir sind auf Hand­steue­rung umge­stie­gen. Jeder durfte mal 1–2 Stun­den ans Ruder. Das war gut. End­lich mal rich­tig segeln. Wir kom­men lang­sam voran. Hof­fent­lich kön­nen wir die 20 Tage ein­hal­ten. Aber wir haben u.a. noch 14kg Nudeln. Der Kapi­tän hat heute Omlette gemacht. War etwas zer­fal­len, aber lecker. Ich hab das Gefühl der Seg­ler ansich kaum kochen, aber was er kann ist ein (zumin­dest zer­fal­le­nes) Omlette machen.

Tag 10:

Vic­tor war heute zwei Stun­den auf dem Mast und hat das Haupt­se­gel wie­der raus­ge­frie­melt (ist so ein Segel, was sich IN den Mast ein­wi­ckelt). Irgend­ein Ring hat sich darum gelegt und wir konn­ten es nicht ganz aus­fah­ren. Mor­gen fli­cken wir das Ding und dann kön­nen wir es hof­fent­lich auch end­lich benut­zen. Wir sind gerade sehr lang­sam, 4–5 Kno­ten maxi­mal und weit unter unse­rem Tages­ziel. Aber es besteht Hoff­nung. Ansons­ten Pasta mit Fer­tig-Bolo­gnese. Easy.

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Tag 11:

Wir haben heute das erste Boot gese­hen. Das ist nach 11 Tagen Ein­sam­keit eine kleine Sen­sa­tion. Ansons­ten polie­ren wir jetzt täg­lich, wobei Chris und ich heute eine Aus­ein­an­der­set­zung dar­über hat­ten, wie­viel wir auf dem Boot als Crew zu machen haben. Ges­tern meinte er 2 Stun­den täg­lich, heute waren es dann vier. Das ist zusätz­lich zu den Nacht­wa­chen und dem täg­li­chen Abend­essen, wel­ches er sich von uns hofie­ren lässt, dann doch etwas zuviel ver­langt. Gene­rell spannt sich die Lage immer mehr an. Chris pienzt täg­lich mehr rum, meist auf mich abzie­lend, was lang­sam ziem­lich nervt und bis­wei­len etwas absurd ist. Aber das ist wohl so auf dem Boot. Macht trotz­dem irgend­wie Spaß mitt­ler­weile. Viel­leicht auch, weil ein Ende in Sicht ist. Aber mit den bei­den Fran­zo­sen ver­stehe ich mich jeden Tag bes­ser. „Nur“ noch 1300nm (2360km). Heute gab es wie­der Spa­ghetti mit Avocado.

Tag 12:

Heute mor­gen dachte ich, jetzt eska­liert die ganze Situa­tion. Um 6 Uhr hatte der Auto­pi­lot die Bat­te­rie fast leer gesaugt und Chris ist etwas ange­fres­sen auf­ge­wacht. Wir haben dann die Segel ein­ge­holt und sind gemot­ort. Da ich etwas sehr über­mü­det war, wie auch Chris und er meinte die Wach­schich­ten ein drit­tes Mal ändern zu müs­sen (wobei ihn das die letz­ten 11 Tage nicht inter­es­siert hat) hat­ten wir uns etwas in den Haa­ren. Wusste nicht, wie das nach dem Auf­wa­chen wei­ter­ge­hen sollte, aber die Situa­tion wurde dann tot­ge­schwie­gen und es offen­barte sich ein ganz wun­der­ba­rer Tag.

Wir haben die Uhren um 4 Stun­den zurück­ge­stellt, für die kari­bi­sche Zeit­zone. Gegen Mor­gen stand ich bei strö­men­dem Regen am Steu­er­rad und hab das Boot durch den Wind geführt, was wirk­lich Spaß gemacht hat. Und Abends haben wir den Mast noch ein­mal geflickt, heute bin ich dann auch rauf. 18 Meter hoch, hin und her schau­kelnd, hab zwei Anten­nen ver­setzt und etwas am Segel ange­bracht. Da ich von Natur aus noch ziem­lich viel Höhen­angst habe, hat mich das natür­lich dem­entspre­chend fer­tig gemacht und ich konnte den Aus­blick nur bedingt genies­sen. Geil wars trotz­dem! Kann es kaum abwar­ten wie­der Klet­tern gehen zu können.

Alle Segel sind ein­satz­be­reit. Nun segeln wir wie­der mit sta­bi­len 6–6,5 Kno­ten. Zum Abend­essen gab es einen fran­zö­si­schen Zwie­bel­ku­chen (Tarte).

Tag 13:

Ich dachte hier würde nichts mehr pas­sie­ren. Aber heute war der bis­her kras­seste Tag. Am mor­gen hab ich Ei und Toast für alle gemacht, danach haben wir das neu gewon­nene Haupt­se­gel gehisst. Chris wollte einen Son­nen­schutz über das Cock­pit zie­hen und wir haben das zuge­hö­rige Gestänge poliert. Das Haupt­se­gel wird neben dem Mast von einem Trä­ger gehal­ten, dem soge­nann­ten „Boom“. Die­sen kann man über einen Con­trol­ler nach rechts und links steu­ern las­sen, je nach­dem woher der Wind kommt. Damit der „Boom“ nicht in die andere Rich­tung aus­schla­gen kann, gibt es einen „Pre­ven­ter“, also eine Art Kont­er­leine, die alles in Posi­tion hält.

Die­ser „Pre­ven­ter“ hat sich irgend­wie gelöst, was zur Folge hatte, dass wäh­rend des Polie­rens das Haupt­se­gel umge­schla­gen ist und der Boom Vic­tor am Kopf getrof­fen hat. Er ist gestürzt und hat sofort ange­fan­gen zu blu­ten. Gleich dar­auf wurde auch Lea von dem Ding erwischt und ist vom Dach des Cock­pits gefal­len. Man muss sich nun mal vor Augen füh­ren, dass wir rund 2000 km, in jede Him­mels­rich­tung, nur Was­ser um uns ehrum haben. Min­des­tens 7 Tage fahrt bis zum nächs­ten Fest­land und dann pas­siert sowas.

Es ging alles recht schnell, wir haben dann erst­mal Vic­tor ver­arz­tet, wäh­rend Chris in der Situa­tion alles andere als eine gute Figur abge­ge­ben hat. Der wusste gar­nicht was Phase war, noch nicht­mal wo sein erste Hilfe Zeug ist. Nicht gerade Ver­trauen erwe­ckend, aber wir hat­ten alles wich­tige sel­ber dabei. Die Platz­wunde war zum Glück nicht sehr groß und hat nach einer Stunde auf­ge­hört zu blu­ten. Lea ist mit einer Beule davon gekom­men. Nicht aus­zu­den­ken, wenn es eine grö­ßere Wunde gewe­sen wäre, die genäht wer­den müsste und sich viel­leicht noch ent­zün­det hätte.

Glück gehabt. Nun erst­mal kein Haupt­se­gel und lang­same 5 Kno­ten. Heute Abend gab es Nudeln mit Pesto, 3 Schei­ben Mor­ta­del­la­wurst, ein Leffe blonde und Hasel­nuß­scho­ko­ldae zum Abschluß.

Tag 14:

Heute wäh­rend mei­ner Nacht­wa­che habe ich eine kleine Revo­lu­tion gestar­tet. Wir waren wie­der viel zu lang­sam mit viel zu klei­ner Genau unter­wegs und Chris hat auf meine Klopf­zei­chen nicht reagiert, als sich der Wind gerade güns­tig gedreht hat. Also hab ich kur­zer­hand das zweite Segel alleine gehisst. Auch auf die Gefahr hin, dass es Ärger gibt. Aber nie­mand ist auf­ge­wacht und ich war froh über die extra Geschwindigkeit.

Der Tag war auch recht ereig­nis­reich. Erst­mals seit 14 Tagen haben wir ein ande­res Segel­boot gese­hen. Es kam mit der ARC-Regatta, was soviel heißt, dass es die glei­che Stre­cke wie wir in 12 (!) statt 14 Tagen zurück­ge­legt hat. Chris hat sich dann auch gewun­dert, warum die so schnell sind. Viel­leicht weil die Segeln und wir nur put­zen und repa­rie­ren? Nur so meine Vermutung.

Aller­dings hat er sich danach mein Ver­trauen wie­der leicht erar­bei­tet. Als Wind auf­kam, haben wir das Haupt­se­gel und die Genua auf Steu­er­bord gehisst und sind, mei­ner Mei­nung nach, das Erste mal rich­tig gese­gelt. Zehn Kno­ten schnell und man konnte end­lich sehen, was für ein fan­tas­ti­sches Boot wir eigent­lich haben. Wir glit­ten maye­stä­tisch über den Atlan­tik. Als der Wind abflachte hat Chris zu unse­rem Erstau­nen auch noch den Motor ange­schmis­sen, um ver­lo­rene Zeit der letz­ten Tage gut zu machen. Bin daher jetzt sicher, dass er inner­halb sei­nes „Bud­gets“ von 20 Tagen blei­ben möchte, was mich sehr beru­higt, da wir dann nicht ewig auf die­sem lang­wei­li­gen Atlan­tik versauern.

Zum Abend­essen Reis mit Spi­nat und Feta.

Tag 15:

Ein wei­te­res Segel­boot, was uns einen Tag abge­nom­men hat, kreuzte heute unse­ren Weg. Ansons­ten machen wir (end­lich) auch wie­der etwas Speed. Die Reise scheint sich doch irgend­wann dem Ende zuzu­wen­den. Zum Abend­essen gab es Pasta mit Bolo­gnese Sauce und Ana­nas als Nach­tisch. Außer­dem hat die Bröt­chen­in­ven­tur erge­ben, dass jeder pro Tag zwei frisch auf­ge­ba­ckene Bröt­chen für die letzte Woche zur Ver­fü­gung hat.

Tag 16:

Tag 15 war bis­her der schnellste und wir haben 170nm zurück­ge­legt. Wenn wir die Geschwin­dig­keit hal­ten, dann soll­ten wir am mor­gen des 20igsten Tages da sein. Da das Boot so schnell war hat unser lie­ber Kapi­tän in sei­ner mor­gend­li­chen Auf­wach­de­pres­sion einen neuen Schicht­plan ent­wor­fen, nach­dem jetzt jeder von uns 8 Stun­den Wache, 4 Stun­den Pause, also ins­ge­samt 16 Stun­den pro Tag im Cock­pit sein soll. Ich war natür­lich sehr erfreut, über die­sen sinn­lo­sen Plan (indem Chris sich übri­gens kom­plett raus genom­men hat, weil er ja der Kapi­tän ist! Hört hört!) und hab ihn den gan­zen wei­te­ren Tag igno­riert. Wir sind heute Abend wie­der zum alten Plan zurück, da das Boot wie­der etwas lang­sa­mer fährt und wir kein Haupt­se­gel gehisst haben. Auch gut. Kann kaum erwar­ten an Land zu gehen. Abend­essen wie­der Pasta mit Bolo­gnese. Die Küche hat auf­grund des Schicht­pla­nes gestreikt.

Tag 17:

Heute war Leas Geburts­tag und es gab Crêpe. Wäh­rend des Essens hat­ten wir Besuch von einem klei­nen Spatz, der uns schon seit meh­re­ren Stun­den gefolgt ist. Keine Ahnung, wie der soweit raus kommt. Er hat sich vier mal bei uns aufs Boot gesetzt zum aus­ru­hen und zuletzt saß er auf mei­ner Hose. Ich hab ver­sucht mich in den Wind­schat­ten zu bewe­gen und er ist wie­der weg­ge­flo­gen. Danach folgte ein schwe­rer Sturm, wir muss­ten die Segel ein­ho­len und fah­ren mit Motor. Der kleine Spatz wird dort drau­ßen wohl sei­nem Schick­sal ins Auge sehen. Armer klei­ner Kerl, wäre er doch sit­zen geblieben.

Tag 18:

Heute den gan­zen Tag kein Wind. Was ein Glück, denn so fah­ren wir mit Motor und machen viele Mei­len. Ist zwar keine Segel­ro­man­tik, aber jetzt geht es nur noch ums Ankom­men! Rost-roter Son­nen­un­ter­gang heute Abend. Ansons­ten Tor­tel­lini mit Pesto Rosso, pas­send zur Sonne.

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Tag 19:

Es gab wie­der etwas Ärger, da wir den mor­gi­gen Tag bespro­chen haben und Chris uns all die sinn­lo­sen Polier­auf­ga­ben und Putz­auf­träge gege­ben hat. Komi­scher­weise immer nur, wenn ich nicht anwe­send war. Wir haben den gan­zen Tag poliert. Zum Fei­er­abend­bier hat Vic­tor, der alte Frech­dachs, sich ein John Smith aus dem Kühlshrank geklaut. Das ist die eng­li­sche Piss­plörre, die Chris jeden Tag trinkt und uns nicht pro­bie­ren las­sen wollte, weil er davon ja nur noch so Wenige hat. Das war schon sehr mutig von Victor.

Des­wei­te­ren haben wir die Pläne für das exor­bi­tant große Früh­stück geschmie­det, da wir das Boot mor­gen ver­las­sen und noch soviel Essen über ist. Ansons­ten hatte ich heute die Wache von 22–01 Uhr und hab das zum Anlass genom­men, mir die Bierr­vor­räte aus dem Kühl­schrank zu geneh­mi­gen. Das war äußerst leicht­sin­nig, aber ich schwamm in einem Anfall aus trot­zi­gem Anar­chis­mus. Hab besof­fen vom Boot gepin­kelt, als ich alleine Nacht­wa­che hatte und mich ans vor­dere Ende gesetzt um den Ster­nen­him­mel zu betrach­ten. Macht man eigent­lich nicht, viel zu gefähr­lich, wenn nie­mand dabei ist.

Wir haben nun guten Wind, wer­den zum Son­nen­auf­gang Land in Sicht haben. End­lich. Dann „nur“ noch das Boot von unse­rem neu­ro­ti­schen Kapi­tän put­zen und ab geht es aufs Land, zusam­men mit 2x12er Pake­ten Bier. Der mor­gige Tag ver­spricht Gutes. Außer­dem wer­den wir gleich auf Boot­su­che gehen kön­nen. Heute gab es außer­dem vor­züg­lich impro­vi­sier­tes Raclette. Das Beste Essen bisher!

Tag 20:

10:00 Uhr mor­gens Ankunft im Hafen. Jetzt Boot put­zen und dann an Land gehen. Die Crew und der Kapi­tän haben sich über­wor­fen und wir sind alle drei froh, wenn wir von die­sem Kahn run­ter sind. Ansons­ten: Schon warm hier und es dringt Reagge durch die Pal­men. End­lich in der Karibik!

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Cate­go­riesWelt
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Stefan Korn

Stefan ist Vollblut-Tramper und treibt diese Art der Fortbewegung zur Perfektion. Seine Road Trips gehen meist mehrere tausend Kilometer weit, bis er mal anhält, um sich auszuruhen. Das Leben auf der Straße fasziniert ihn. Hier ist er zu Hause. Die Zufälligkeit und Intimität der Begegnungen ist, was ihn beim Trampen fasziniert. Und die grenzenlose Mobilität. Er zog los, um einmal um die Welt zu trampen.

  1. Hanna says:

    Hallo Stef­fan,
    Eine coole Erfah­rung die Du da gemacht hast, auch wenn es wohl manch­mal lang­wei­lig war. Ich habe sel­ber vor, im nächs­ten Jahr eine Atlan­tik­über­que­rung mit dem Segel­boot zu machen, aber anstatt in die Kari­bik möchte ich eigent­lich nach Que­bec, Kanada. Denkst Du ich sollte mein Glück ein­fach ver­su­chen und von Por­tu­gal Rich­tung Que­bec tram­pen (finde im Inter­net keine Infos über diese Strecke)?
    Hast Du viel­leicht auch noch ein paar andere Tipps für mich?
    Liebe Grüße, Hanna :)

  2. Bianca says:

    Dein Bericht kommt mir wie geru­fen, hätte selbst mal Bock auf ne Segel­tour. Du schreibst, dass Du getrampt bist: Ein­fach an den Hafen und fra­gen? Oder wie bist Du auf´s Boot gekom­men? Gibt ja auch Platt­for­men – die durch­stö­bere ich gerade.

    Hat jeden­falls viel Spaß gemacht, Dei­nen Bericht zu lesen. Danke Dir! :)

    1. Stefan says:

      Hallo Bianca,

      ich hab meine Lifts auf ganz ver­schie­dene Wege bekom­men. Übers Inter­net am Hafen fra­gen, zufäl­lig in Knei­pen tref­fen. Schau mal in meine „Segeln“ Kate­go­rie auf mei­nem Blog, da erzähle ich die Geschich­ten zu den ein­zel­nen Boo­ten. Als Frau hat man es viel ein­fa­cher! Ich würde dir cruisersforum.com oder findacrew.net emp­feh­len. Du kannst auch aus­hänge am Hafen machen.

      Wenn du das wirk­lich ange­hen willst, mach mal einen Segel­turn in einem weni­ger auf­re­gen­den Gewäs­ser zu beginn, um Erfah­rung zu sam­meln. Viele haben näm­lich keine und das hebt dich auf einen ganz ande­ren Level. Für mich wäre es kein Pro­blem Boote über­all auf der Welt zu fin­den, weil ich nun „Trans­at­lan­tik“ in mei­ner Vita habe. Auch wenn das alles nicht so geil wie erwar­tet war. :)

      Liebe Grüße!

      Ste­fan

    1. Stefan says:

      Hallo Joa­chim,

      ja die schieß ich sel­ber. Ich muss aber sagen, dass ich ein abso­lu­ter Laie bin, dies­be­züg­lich. Ein­fach drauf­hal­ten und die Kamera machen las­sen. Aber wenn die Natur so schön ist, dann kann man nicht viel falsch machen. ;)

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