Die Delfine von Monkey Mia: Wenn wilde Tiere zu Besuch kommen

Kennst du das Gefühl, wenn sich ein Kind­heits­traum plötz­lich vor dei­nen Augen ent­fal­tet? Als ich zum ers­ten Mal die tür­kis­far­be­nen Gewäs­ser der Shark Bay erblick­te, ahn­te ich noch nicht, was mich hier erwar­ten wür­de. Aber ich hat­te natür­lich ein paar Hoff­nun­gen, weil ich schon eini­ges über die­sen Ort gele­sen hat­te.

Der Ort zu dem ich gera­de rei­se, ist der Strand von Mon­key Mia. Er liegt in der Shark Bay, direkt an der Coral Coast von West­aus­tra­li­en. Doch die Urein­woh­ner Aus­tra­li­ens nen­nen die­se beson­de­ren Gewäs­ser viel poe­ti­scher Gut­har­ra­gu­da, was »Zwei Was­ser« bzw. „Zwei Buch­ten“ bedeu­tet. Denn zwi­schen zwei Land­zun­gen ragen die wil­den Enden des Indi­schen Oze­ans hier ins aus­tra­li­sche Fest­land.

Und tat­säch­lich soll­te ich hier heu­te kei­ne Haie antref­fen, son­dern ganz ande­re Mee­res­be­woh­ner. 

Morgendliche Routine am Strand

Jeden Mor­gen, kurz nach Son­nen­auf­gang, ver­sam­meln sich Besu­cher vom RAC Mon­key Mia Dol­phin Resort am kris­tall­kla­ren Strand. Die Luft ist noch kühl, das Was­ser leicht gewellt. Und dann sehe ich es: Die ers­ten Rücken­flos­sen durch­schnei­den die Ober­flä­che. Zwei Indo-Pazi­fi­sche Gro­ße Tümm­ler glei­ten am Ufer ent­lang, als hät­ten sie einen Ter­min mit uns Men­schen ver­ein­bart. Etwa 60 Tou­ris­tin­nen und Tou­ris­ten ste­hen am Strand. Für west­aus­tra­li­sche Ver­hält­nis­se ist das schon Mas­sen­tou­ris­mus. So vie­le Men­schen tref­fen sich sonst nur sel­ten an den natur­be­las­se­nen Küs­ten.

Was folgt, ist ein sorg­fäl­tig cho­reo­gra­phier­tes Ritu­al. Die Ran­ger füt­tern die Tie­re mit etwa zehn Pro­zent ihrer täg­li­chen Nah­rung, damit sie das Jagen nicht ver­ler­nen. Über Laut­spre­cher erfah­ren wir Details über das Alter der Tie­re, ihr Jagd- und Paa­rungs­ver­hal­ten. Zwei Del­fi­ne lie­gen gedul­dig im fla­chen Was­ser, wäh­rend ihre Art­ge­nos­sen in den tie­fe­ren Gewäs­sern blei­ben. 

Ich muss geste­hen, anfangs war ich skep­tisch. Ist das nicht ein zu gro­ßer Ein­griff in die Natur? Doch als ich die Tie­re beob­ach­te­te, ent­spannt, neu­gie­rig, aber kei­nes­wegs abhän­gig, erkann­te ich den Kom­pro­miss: Die­se kon­trol­lier­te Begeg­nung ermög­licht es vie­len Men­schen, wil­de Del­fi­ne in ihrer natür­li­chen Umge­bung zu erle­ben, ohne sie zu stö­ren.

Jagdbeobachtung: Natur pur

Doch das wah­re Geschenk erwar­te­te mich am Nach­mit­tag. Nach einem Aus­flug in den Fran­çois Peron Natio­nal­park, wo ich wei­te­re Del­fi­ne vom Strand beob­ach­ten konn­te, ent­schied ich mich für eine klei­ne Jog­ging­run­de am Strand. Nach knapp vier Kilo­me­tern brems­te mich ein Anblick abrupt aus: Ein ein­zel­ner Del­fin schwamm dicht am Ufer ent­lang.

Was ich dann erleb­te, war Natur in ihrer reins­ten Form. Über eine hal­be Stun­de beob­ach­te­te ich ein fasi­nie­ren­des Katz und Maus Spiel zwi­schen dem Del­fin und einem klei­nen Barsch, der sich hin­ter den Pfäh­len des Stegs ver­steck­te. Der Del­fin beweg­te sich acht­sam und ruhig, schwamm im nur 40 Zen­ti­me­ter tie­fen Was­ser und ver­such­te geschickt, um die Pfäh­le zu schau­en. Je mehr er sich von der Sei­te näher­te, des­to geschick­ter ver­steck­te sich der Barsch.

Es war pure Per­fek­ti­on, ein unver­fälsch­ter Ein­blick in das Jagd­ver­hal­ten die­ser intel­li­gen­ten Mee­res­säu­ger. Hier gab kei­ne Ran­ger, kein Fut­ter­fisch, kei­ne Laut­spre­cher­an­sa­gen, nur mich ein paar Gäs­te auf dem Steg und die­se unglaub­li­che Natur­be­ob­ach­tung.

Ein märchenhafter Abschluss

Irgend­wann war der Barsch ver­schwun­den, doch der Del­fin blieb ver­spielt im fla­chen Was­ser. Ein Peli­kan gesell­te sich dazu, ver­mut­lich aus Eifer­sucht. Schließ­lich schwam­men bei­de Sei­te an Sei­te in Rich­tung Wes­ten und ver­schwan­den im gol­de­nen Licht der sin­ken­den Son­ne. Was für ein kit­schig schö­nes Ende die­ses per­fek­ten Natur­er­leb­nis­ses!

Prak­ti­sche Infos für dei­ne Rei­se

Über­nach­ten: Das RAC Mon­key Mia Dol­phin Resort bie­tet sowohl moder­ne Feri­en­woh­nun­gen als auch Cam­ping­plät­ze. Das Boughshed Restau­rant ver­sorgt dich mit aus­ge­zeich­ne­tem Kaf­fee und fri­schen Mahl­zei­ten. 

Akti­vi­tä­ten: Die mor­gend­li­che Del­fin­tour ist ein abso­lu­tes Muss, und tags­über lohnt sich ein Aus­flug in den Fran­çois Peron Natio­nal­park. Abends emp­feh­le ich dir die Did­ge­ri­doo Dre­a­ming Night Tour, von der mein ande­rer Text hier auf Rei­se­de­pe­schen han­delt.

Anrei­se: Perth ist aus Euro­pa das am schnells­ten zu errei­chen­de Rei­se­ziel. Wer Sor­gen vor dem lan­gen Flug hat, fliegt mit Sin­ga­po­re Air­lines und ver­bringt als Stopp-Over 1–2 Tage in Sin­ga­pur. Für die Wei­ter­rei­se inner­halb West­aus­tra­li­ens kann man einen Miet­wa­gen, Cam­per oder Inlands­flü­ge nut­zen.


Mon­key Mia hat mir gezeigt, dass die schöns­ten Rei­se­mo­men­te viel­leicht erst dann ent­ste­hen, wenn wir uns Zeit neh­men, wirk­lich hin­zu­schau­en. Die­se Del­fi­ne leben ihr Leben – wild und frei. Wir dür­fen nur für kur­ze Augen­bli­cke Gäs­te in ihrer Welt sein. Und dafür bin ich unend­lich dank­bar.


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