Magische Momente am Nyiragongo

Auf einem Berg zu ste­hen – ein erha­be­nes Gefühl. Auf einem Vul­kan zu klet­tern – etwas beson­de­res. Aber über den Kra­ter­rand eines akti­ven Vul­ka­nes zu schau­en – eine ehr­fürch­ti­ge Ver­beu­gung vor Mut­ter Natur. Der Nyira­gon­go Vul­kan im Virunga Natio­nal­park im öst­li­chen Kon­go (DRC) lässt mir die Haa­re zu Ber­ge ste­hen und gibt ein­drucks­voll Ein­blick in die Tie­fen der Erde.

2002 ver­wan­del­te der Nyira­gon­go Vul­kan Goma, die Stadt am Fuße, in ein zwei­tes Pom­pe­ji. Durch einen unter­ir­di­schen Mag­ma­ka­nal floß flüs­si­ges Gestein aus dem Vul­kan her­aus und bahn­te sich den Weg bis in die Stadt, um dort einen neu­en Kra­ter zu for­men und Lava durch die gan­ze Stadt zu schie­ben. Die Spu­ren die­ses Aus­bru­ches sind in ganz Goma noch sicht­bar und for­men die Stadt­to­po­gra­phie.
Nun nähe­re ich mich in klei­nen Schrit­ten und in gro­ßer Erfurcht dem Vul­kan, der eigent­lich nie auf mei­ner Rei­se­lis­te stand.

Lavasee des Nyiragongo Vulkans (Violett durch die hohe Infrarotstrahlung)

Welch eine verrückte Idee

Noch vor eini­gen Wochen stand ich plötz­lich im Kon­su­lat der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go und woll­te eigent­lich gar nicht da hin. Ziel war damals, das Kon­su­lat von Burun­di in Kigo­ma. Ich lehn­te noch dan­kend und lachend ab, als mir das Visum an der Pfor­te ange­bo­ten wur­de. Dann kam ich nach Kiga­li und ver­brei­te­te im Hos­tel mei­ne Rei­se­wün­sche zu den Berg­go­ril­las im Vol­cans Natio­nal­park und der Bestei­gung eines Vul­kans. Gleich zum Früh­stück brach­te mich dann jemand kom­plett aus dem Kon­zept und gab mir ein­dring­lich, nett und kom­pe­tent zu ver­ste­hen, dass ich auf der fal­schen Sei­te der Gren­ze das Aben­teu­er such­te. Die­ser jemand berich­te­te mir von einem ein­drucks­vol­len, akti­ven Vul­kan und ein­sa­men Goril­las, die nur auf mich war­te­ten.

Nyiragongo Vulkan aus der Ferne

Vom einfachen und schwierigen Teil

Vor dem Auf­stieg kommt erst­mal die Ein­rei­se. An der Grand Bar­riè­re zwi­schen Gise­nyi und Goma bekom­me ich erstaun­ter Maßen nach nur kur­zem War­ten mein Visum ein­ge­stem­pelt und bin plötz­lich im Kon­go. Wie war das mit dem Aus­wär­ti­gen Amt und »es gibt kein Visum an der Gren­ze«? Ich bin drin und es ist ein sehr komi­sches Gefühl. Über­all UN und Blau­hel­me, aber ich kann mich frei und ohne Beden­ken bewe­gen.

Gemüt­lich früh­stü­cke ich noch im Hotel, bevor mich Joseph, mein Gui­de, abholt. Die Fahrt führt uns nörd­lich aus der Stadt hin­aus zum Ran­ger-Pos­ten für den Nyira­gon­go. Dort ange­kom­men tref­fe ich Dirk und Die­ter. Schon zwei Tage zuvor hat­ten wir uns kurz getrof­fen und ihre spon­ta­ne Ent­schei­dung, auch den Vul­kan zu bestei­gen, brach­te uns wie­der zusam­men.

Am Startpunkt mit einem der Ranger

Als dann auch end­lich die Rei­se­grup­pe WWF ein­trifft, kön­nen wir auch lang­sam los­le­gen. Anfangs noch fast flach durch den Dschun­gel, geht es nach der ers­ten Pau­se auf locke­rem Lava­ge­stein wei­ter. Mit nun schon zwei Stun­den in den Bei­nen machen wir Pau­se Num­mer 2. Der Pfad schlän­gelt sich immer wei­ter durch dich­te Vege­ta­ti­on. Ein Blick zurück eröff­net eine groß­ar­ti­ge Aus­sicht auf den klei­nen Kra­ter im Süden.

Erste Pause am Nyiragongo

Ranger ruhen sich aus

Die vier­te Pau­se an der alten Hüt­te kommt gera­de recht­zei­tig, da es hef­tig zu reg­nen beginnt. Ins­ge­samt kom­men wir auch nur lang­sam vor­an, da wir immer wie­der auf lang­sa­me Nach­züg­ler war­ten müs­sen. Die drei bewaff­ne­ten Ran­ger erlau­ben kei­ne Tei­lung der Grup­pe.
Der südliche Krater am Nyiragongo

Hütten am Kraterrand

Der letz­te Teil der Stre­cke führt sehr steil die feh­len­den 300 Höhen­me­ter hin­auf. Nach knapp einer hal­ben Stun­de errei­che ich die obe­ren Hüt­ten und magisch vom Minia­tur­gip­fel­kreuz ange­zo­gen, erklim­me ich die letz­ten Meter. Es eröff­net sich mir ein atem­be­rau­ben­des Pan­ora­ma über den Kra­ter­rand mit dem bro­deln­den Lava­see in fast per­fek­ter Mit­tig­keit.

Lavaleuchten am frühen Morgen

Die Schönheit von Mutter Natur

Was sich mir mit die­ser Aus­sicht bie­tet, ist schwer zu beschrei­ben. In 700 Metern Ent­fer­nung, bro­delt hei­ßes Gestein. Wie Eis­schol­len trei­ben erkal­te­te Plat­ten, getrennt durch einen rot-oran­ge leuch­ten­den Strei­fen umher. An eini­gen Stel­len bil­den sich Lava­fon­tä­nen und unter einer Art Mee­res­rau­schen schmel­zen die Plat­ten wie­der und an einer ande­ren Stel­le ent­ste­hen neue. Eine eige­ne Atmo­sphä­re im Vul­kan­kra­ter ver­sperrt manch­mal den Blick mit einer Mischung aus Was­ser- und Schwe­fel­wol­ken. Als die Dun­kel­heit her­ein­bricht, wird aus dem Schau­spiel ein wah­res Spek­ta­kel. Der Him­mel erleuch­tet rot und ein Gewit­ter am Hori­zont hin­ter­legt dem Erden­spiel eine span­nen­de und gela­de­ne Kulis­se.

Rot erleuchteter Himmel über den Hütten am Kraterrand

Auf dem Kraterrand des Nyiragongo

Die­ser Vul­kan zeigt ein­drück­lich wie klein wir Men­schen im Ver­gleich zur Erde sind und gibt einen unschlag­ba­ren Ein­druck, wel­che Gewal­ten im Erd­in­ne­ren wir­ken. Selbst aus der gro­ßen Ent­fer­nung spü­re ich noch die Hit­ze die­ser Natur­ge­walt!

Wahnsinnige Eindrücke

Knapp sie­ben Stun­den Auf­stieg und fünf Stun­den Abstieg hin­ter­las­sen am Ende leich­te bis tie­fe Spu­ren in der Grup­pe. Die Erschöp­fung ist uns am Ende allen anzu­se­hen. Man­chen mehr und man­chen weni­ger. Dafür bleibt die­ses Erleb­nis für immer in die Erin­ne­run­gen ein­ge­brannt. Das Schau­spiel Nyira­gon­go von Mut­ter Natur muss man erlebt haben.

Karisimbi Vulkan im Sonnenaufgang

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Antworten

  1. Avatar von Thomas Hoffmann
    Thomas Hoffmann

    Hal­lo.
    Ich wür­de gern wis­sen wie­vie­le Kilo­me­ter die Stre­cke vom Aus­gangs­punkt bis zum Kra­ter unge­fähr gewe­sen sind. Lese auf eini­gen Inter­net­sei­ten das die Stre­cke nur 6km sein soll. Das wäre aber ein ver­dammt stei­ler Auf­stieg.
    VG Tho­mas

  2. […] Manch­mal braucht es ein­fach eini­ge Fern­weh­posts: So wie die­sen wun­der­ba­ren Bei­trag über Kolum­bi­en von Go Girl Run oder die­sen Bericht von einer Vul­kan­be­stei­gung von Rei­se­de­pe­schen.  […]

  3. Avatar von Peter

    Hi Domi­nik,

    sehr inter­es­sant, ist sofort auf mei­ne To-Do-Lis­te gewan­dert. Eine Fra­ge: Spürt man die Hit­ze der Lava, wenn man am Rand des Kra­ters steht?

    Grü­ße,
    Peter

    1. Avatar von Dominik Mohr

      Hal­lo Peter,
      es ist wirk­lich ein auf­re­gen­des Rei­se­ziel. Man spürt die Hit­ze, aber auch eher nur als leich­te Wär­me. Es sind immer­hin fast 800 Meter zum Lava­see. Aber da oben ist es kalt und sobald man über den Kra­ter schaut, ist ein deut­li­cher Unter­schied zu spü­ren. Wenn du Fra­gen hast, schreib mir ein­fach…

      Lie­be Grü­ße,
      Domi­nik

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