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Lady Gaga, der Mönch in Burma und ich

Ich mag Mön­che. Sehr sogar. Vor allem Fotos von Mön­chen. Man kann sogar sagen, ich bin ein biss­chen beses­sen davon Fotos von ihnen zu machen. Am liebs­ten würde ich jeden Mönch auf der Straße anhal­ten und mit ihm reden, ein Foto von ihm machen. In Süd­ost­asien ist es aber nun­mal so, dass das nicht so ein­fach geht, so als Frau. Ein Foto von einem Mönch dort zu machen fühlt sich für mich immer so ein biss­chen an, als würde ich gerade ein Foto von einem Hol­ly­wood­star machen. Haupt­sa­che, er bekommt es nicht mit. Und da stehe ich dann, in der Sule Pagode in Yangon. Es ist heiß. Die Sonne glit­zert zwi­schen den gol­de­nen Pago­den­spit­zen mit dunk­len Wol­ken um die Wette und mir ist viel zu warm. Der Schweiß rinnt mir lang­sam zwi­schen den Schul­tern hin­un­ter. Meine Poren pochen und meine Fri­sur ist längst, ach na gut, meine Fri­sur sieht nie so aus, als hätte sie einen Sinn. Aus den Augen­win­keln sehe ich einen jun­gen Mönch auf mich zukom­men. Die Kamera läs­sig auf Hüft­höhe drü­cke ich auf den Aus­lö­ser. Ja, die­ses Mal filme ich. Das mache ich manch­mal auch. Der Mönch kommt näher, ich ver­su­che die Kamera ruhig zu hal­ten und betont in die andere Rich­tung zu schauen. “Where are you from?” Vor Schreck lasse ich fast die Kamera fal­len. “Uh, äh, HI”.

Der junge Mönch strahlt mich an. Und ich denke nur: Ach du Scheisse, bestimmt sagt er mir jetzt, dass es nicht ok war, ihn zu fil­men. Ich habe ein schlech­tes Gewissen.

“I’m from Germany”

“Oh Ger­many”

“What is your job?”

“Excuse me?”

“Your job”

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Sein Eng­lisch ist schlecht, ich ver­stehe ihn kaum. Aber er sieht so aus, als wäre er mir nicht böse. Doch was sage ich jetzt? Auf dem offi­zi­el­len Ein­rei­se­wisch steht “Bank Mana­ger”, weil in Burma ist das ja nicht so ein­fach, wenn man sagt: So, ich bin Jour­na­list. Und der Mönch? Der schaut mich neu­gie­rig an, in mei­nem Kopf tickt es. Sag ich’s oder sag ich’s nicht?

“I’m a bank manager”

Mir ist ein biss­chen schlecht, einen Mönch habe ich noch nie ange­lo­gen. Und auch wenn es viel­leicht nur eine kleine Lüge ist, wohl fühle ich mich nicht dabei.

“hat i uhr mur­melm­ur­mel zinga?“

„Excuse me?“

“hat i uhr favor singar?“

„Oh, my favou­rite singer?“

Was sag ich denn jetzt? Im Moment stehe ich ziem­lich auf The Shins, die kennt er wahr­schein­lich nicht. Hmmmmm…

„Madonna“

„Oh, Madonna“

„And yours?“

„Ma favourt zinga is Lady Gaga“

„Excuse me?“

„Lady Gaga“

Ich fass es nicht, da steh ich nun, in einer Stadt in der ich mich seit lan­gem zu ers­tem Mal mehr als Fremde als als Tou­rist gefühlt hab, in der die Uhren irgend­wie noch anders ticken. In der ich zum ers­ten Mal das Gefühl gehabt habe, wie es sein musste zu rei­sen, als es noch keine Pau­schal­tou­ris­ten gab. Und dann das. Lady Gaga. Die Lieb­lings­sän­ge­rin eines bur­me­si­schen Mönches.

yangoon

Cate­go­riesMyan­mar
  1. Axel says:

    Wie­der ein­mal sehr geil geschrie­ben!!!! Sehr gerne mehr davon!!! Ich musste so grin­sen, wegen dem schlech­ten Eng­lisch des Mönchs, weil ich das eben kenne.…„Excuse me?“ ;-)

    1. Yvonne says:

      :D Danke! Freut mich, dass dir der Arti­kel gefällt! Und ja, das mit dem Eng­lisch ist so eine Sache, erst recht, wenn man selbst kein native spea­ker ist… aber da tu ich mir auch mit dem schot­ti­schen Akzent zum Bei­spiel schwer beim Ver­ste­hen :D

  2. Nun ja, Mön­che sind halt auch bloß Men­schen :) Wieso sollte er auch keine „west­li­chen“ Pop­stars ken­nen und mögen. Aber was mich viel mehr inter­es­siert ist die Frage, warum du befürch­tet hat­test, ihn nicht fil­men zu dür­fen? Aus dem Zeit­al­ter in dem man damit jeman­dem die Seele rau­ben konnte sind wir doch schon lange raus – aus­ser viel­leicht bei ein paar iso­lier­ten Natur­völ­kern. Hätte natür­lich sein kön­nen, dass er dafür eine Spende erwar­tet hätte …

    Ger­hard

    1. Yvonne says:

      Mit dem Seele rau­ben hat­ten meine Beden­ken gar nichts zu tun, eher eben mit der Tat­sa­che, dass Frauen in Thai­land Mön­che nicht anspre­chen dür­fen, ich gene­rell aber gerne die Leute, die ich fotografiere/filme gerne um deren Erlaub­nis bitte :D Ich per­sön­lich will da näm­lich auch gefragt werden…

    1. Yvonne says:

      Wir waren im Hotel Wind­sor, DZ hat im Novem­ber 50$ gekos­tet. Und: es gibt dort schnel­les, kos­ten­lo­ses Wlan :D

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