Dies ist ein Auf­ruf an alle, die nicht auf Schnit­zel am All-inclu­sive-Buf­fet bestehen und etwas gesun­den Men­schen­ver­stand im Köpf­chen haben! Besucht den Iran! Es ist sicher, es ist schön, und die Men­schen sind die freund­lichs­ten, die man auf dem Erd­ball fin­den kann. Ich kann es immer noch nicht glau­ben, und wünschte mir, wir könn­ten uns eine Scheibe von die­ser Wärme, Auf­ge­schlos­sen­heit und Natür­lich­keit abschnip­peln. Außer­dem ist es für Euro­päer bil­lig, selbst ein Flug hierher.

Eine Schande, dass nur so wenige Leute herkommen!

Dafür gibt es natür­lich ein paar Gründe. Mah­mud Ahma­dine ist ein ver­rück­ter Vogel, wie uns alle Leute hier gerne bestä­ti­gen. Wie gefähr­lich er tat­säch­lich ist, wird man wohl erst in der Rück­sicht sehen, seine Show­auf­tritte und Pro­vo­ka­tio­nen sind wohl eher als innen­po­li­ti­sche Stär­kung eines wackeln­den Regimes zu ver­ste­hen. Die im Aus­land publi­zierte Radi­ka­li­tät (Stei­ni­gun­gen, die staat­li­che Unter­drü­ckung der Frauen, etc.) zeigt nur einen sehr klei­nen, nega­tiv gefärb­ten Aus­schnitt der ira­ni­schen Rea­li­tät. Das bedeu­tet nicht, dass es diese Dinge nicht gibt. Die Men­schen haben sich aber – zumin­dest in den Städ­ten – in eine Par­al­lel­ge­sell­schaft zurück­ge­zo­gen. Dort tun und las­sen sie vie­les, was sie wol­len, aber daheim. In der Öffent­lich­keit herrscht große Vor­sicht, ein Mäd­chen würde ver­haf­tet wer­den, wenn sie ihr Kopf­tuch abzieht.

Die Intel­li­genz des Lan­des ver­sucht in gro­ßen Tei­len den Iran in Rich­tung Kanada oder Europa zu ver­las­sen (viele erzähl­ten von sol­chen Plä­nen) – was für das Land schlimm ist, aber von der Regie­rung gewollt. Die machen schließ­lich nur Ärger. Die Doo­fen blei­ben zurück.

Doch für den Aus­län­der hal­ten die Men­schen umso mehr Freund­lich­keit und ech­tes Inter­esse bereit.

Die Poli­zis­ten und Wehr­pflich­ti­gen freuen sich über einen Gruß, der ihr lang­wei­li­ges Leben auf­lo­ckert, und den sie fröh­lich erwi­dern. Wenn man ein paar ein­fa­che Regeln beach­tet gibt es keine Pro­bleme zu befürch­ten: Mit poli­ti­schen Paro­len pro Israel sollte man sich bei­spiels­weise zurück­hal­ten, keine Fotos von Atom­an­la­gen machen und dar­auf ver­zich­ten, hei­te­ren Sin­nes in den Grenz­re­gio­nen her­um­zu­spa­zie­ren. Auch den Ver­kehr bekommt man in den Griff. Die Tak­tik: Angst able­gen, ein­fach los­lau­fen, selbst wenn aus allen Rich­tun­gen Fahr­zeuge kom­men. Hört sich gefähr­lich an, ist es auch, aber funktioniert.

Und lohnt sich alle­mal: Es ist ein beson­de­res Erleb­nis hier zu rei­sen, ein beson­ders groß­ar­ti­ges nämlich.

Ver­traut mir, traut euch!

Dis­clai­mer 1: Selbst­ver­ständ­lich ist dies meine sub­jek­tive Erfah­rung und jeder erlebt ein Land unter­schied­lich. Auch werde ich den his­to­ri­schen, poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Pro­blem­stel­lun­gen des Iran auf die­sem Blog nicht ansatz­weise gerecht. Man sehe dies als einen Rei­se­be­richt, nicht als eine intel­lek­tu­elle Auseinandersetzung.

Dis­clai­mer 2: Dem Autor wurde weder eine Gehirn­wä­sche ver­passt, noch wird er oder seine Ange­hö­ri­gen um Leib und Leben bedroht. Der Autor hat keine Kon­takte zum ira­ni­schen Minis­te­rium für Pro­pa­ganda und Tou­ris­mus, und emp­fängt keine Zah­lun­gen oder andere Leis­tun­gen. Leider.

  1. Andreas says:

    Die Bei­träge auf dei­ner vori­gen Web­seite über den Iran haben mich dazu gebracht im Sep­tem­ber letz­ten Jah­res selbst in den Iran zu fah­ren. Zuerst möchte ich mich dafür bedan­ken, dass Du mich dazu inspi­riert und auf die Idee gebracht hast, ich wäre sonst wohl kaum dort hin gefahren.
    Allen ande­ren möchte ich ans Herz legen, dem Tipp eben­falls zu fol­gen: Ich habe noch nie net­tere und gast­freund­li­chere Men­schen getrof­fen als im Iran. In den Iran zu fah­ren ist unbe­dingt zu emp­feh­len und ich kann nichts (!) nega­ti­ves berich­ten – wir haben aus­schließ­lich wun­der­bare Erfah­run­gen gemacht in jeder Hinsicht.

  2. fritz says:

    ähn­lich über­rascht von einer ehr­li­chen gast­freund­schaft wie du im iran war ich auch in palästina.
    in den dis­clai­mer würd ich aber viel­leicht noch set­zen, dass man als rei­sende dame vlt andere ein­drü­cke machen wird…

    1. klys says:

      das kann sein, aber die mäd­chen, die ich traf reis­ten auch alleine durch den iran – und waren trotz der ein­schrän­kun­gen begeis­tert. leich­ter ist es aber defi­ni­tiv als mann.

  3. die Emily says:

    Kom­pli­ment Johan­nes! Dein Rei­se­blog rockt. Tolle Berichte und fan­tas­ti­sche Bil­der. Der beste Rei­se­blog, den ich kenne ^^ Übri­gens kann ich dir nur wärms­tens emp­feh­len mal „Ghor­meh Sabzi“ zu essen – lecker Lamm­fleisch mit Kräu­tern und Boh­nen. Viel Spaß noch!

    1. klys says:

      danke, liebe emily, damals bei dei­nen tup­per­ware-lunchs hab ich es mir ja nicht vor­stel­len kön­nen, aber das essen hier ist doch ziem­lich gut :-)

  4. Wow, ist es nicht unglaub­lich, was eine sol­che Reise für Über­ra­schun­gen bereit hält?? Iran, wer hätte das gedacht? Könnte gut und gleich mal vor­bei­kom­men. Hier in Mexico springt der Funke nicht (mehr) über. Was wohl ein Flug kostet?
    Lie­ben Gruß um die Welt und danke für die Geburts­tags­wün­sche, Susan, die Traumweh-Mariachi

    1. klys says:

      geld spielt doch bei uns keine rolle! ;D ab in den flie­ger und auf ins gelobte land… und einen schö­nen gebut­s­tag noch!!

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