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Dr. Ritter ist es leid. »Dieser ganze Fortschritt, alles wird immer schneller, und ich kann hier in Berlin vor lauter Abgasen nicht mehr durchatmen! Ist doch scheiße«, lamentiert er gerne und laut. Nietzsche! Den mag er. »Sich durch Geisteskraft gegen die Niederungen der Masse durchsetzen. Man muss seiner höheren Natur folgen!« Aber keiner will es mehr hören. »Früher konnte man noch Spaß mit Friedrich haben«, sagen seine Freunde. Aber heute? Er ist ein komischer Kauz.
Doch unser Doktor hat einen Plan: Auswandern! Klar, die Kolonien sind seit dem Krieg alle weg, aber das war eh nicht sein Ding. Nein, er will ganz weit raus, er hat keinen Bock mehr auf diese verkommene Zivilisation! Eine einsame Insel, und da neu beginnen. Mit Geisteskraft. Das wärs.
Dore findet das toll. Sie ist eine Patientin von Friedrich Ritter, und sie will dringend raus aus dem Schlamassel.
»Galapagos? Floreana?« Klingt doch toll. 1929 landen die beiden auf der kargen Insel.
Für das Foto haben sich die beiden etwas übergeworfen. Aber eigentlich spazieren die Naturliebhaber nackt über ihre Insel.
Inspiriert durch die begeisterten Artikel, die über Friedrich Ritter veröffentlicht werden, kommen immer wieder Aussteiger nach Floreana. Doch so schnell sie gekommen sind sind sie auch schon wieder weg – zu hart ist das Leben hier, und hat so wenig mit den Träumereien gemein… Nur eine Familie, die Wittmers, bleibt.
Die Schlange im Garten Eden
Eloise Baronin Wagner de Bousquet landet 1932 mit ihrem kleinen Gefolge von zwei Liebhabern, Rudolph und Bubi, und ein paar weiteren Männern. Sie möchte ein Luxushotel bauen. Friedrich und Dore und den Wittmers gefällt das gar nicht. Und sie ist eine unausstehliche Person! »Ob sie überhaupt eine Baronin ist?«, zweifelt Dore des öfteren. »Und beide Männer schlafen in ihrem Bett, wenn sie es befiehlt!« Sie ist sehr aufgeregt. Friedrich schweigt dazu. Er hasst diese »Baronin«, sie will ihm sein Lebenswerk zerstören! Aber sie sieht schon gut aus. Leider mag sie nicht nackt rumlaufen. Ach, Frauen, machen nur Ärger.
„Nirgends hat man seine Ruhe, am wenigsten am Ende der Welt“, murmelt Dr. Ritter.
In Artikeln, die sie an Zeitungen schickt, ruft sich die Baronin derweil zur »Kaiserin von Floreana« aus. Die Zeitungen finden das ne gute Story – doch auf der Insel liegen im Sommer 1934 die Nerven blank. Das Hotelprojekt scheitert.
Und dann ist sie weg. Vom Erdboden verschluckt. Auch Bubi ist von dannen. Ein Schiff soll sie geholt haben, doch keiner hat es gesehen. Mys-te-ri-ös.
Der zweite Liebhaber Rudolph verkauft Hab und Gut und besteigt ein Schiff. Er wird wenig später tot auf einer Nachbarinsel gefunden, Schiffbruch.
Dann stirbt Friedrich Ritter an einer Fleischvergiftung. Dore hatte gekocht.
„Es gibt kein Paradies auf Erden. Das Paradies schafft sich jeder selber – oder die Hölle.“
(Margret Wittmer, 1904‒2000)
Dore starb 1941 in Berlin. Sohn Wittmer ertrank 1951, der Vater 1963. Nur Frau Wittmer überlebte.
Das Mysterium von Floreana wurde nie geklärt.
Vielen Dank an Metropolitan Touring für die Einladung auf die Galapagos Inseln.
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Antworten
Es war uns eine Freude, Sie an Bord der Yacht La Pinta zu haben
Toller Beitrag, Johannes!
Habe das Buch von Margret Wittmer verschlungen und konnte mich herrlich über Dr. Ritter und Dore Strauch, die fleischessenden Vegetarier amüsieren.
Das Buch brachte meine Kollegin von ihrer Galápagos Reise mit. Leider scheint es in Deutschland nicht vertrieben zu werden. Hast du eine Idee, wo man es erwerben kann?
Eine absolute Pflichtlektüre für jeden Galápagos-Reisenden und besser also so mancher Reiseführer!oh wie schön, märchenhaft gruselig, mysteriös.….……
ich habe mich in die Robbe verliebt – was nun?
Liebe grüße
Geertje
von der nordicfamily, die wohl auch mal in den Süden muss!Gibt nur eine Lösung: Hinfahren und Robbe knuddeln!
Nicht wahr? Oder doch?! »Postlagernd Floreana« … bin gespannt! Danke für die Inspiration!
Sehr gerne, Jutta!
sehr interessante Geschichte, spannend erzählt, wunderbare Bilder!
Chapeau!Danke, Oli!
Johannes, wieder eine fantastische Geschichte!
Vielen Dank, Aylin!
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