Dort wo die Hauptstraße sich teilt, gen Norden nach Karabach, und zum Iran nach Osten, liegt in einem Talkessel (auf 1.400 Meter Höhe) ein kleines Städtchen, Goris. Ein Flüsschen plätschert gemütlich neben den großzügig angelegten Alleen, und so geruhsam scheinen auch die 20.000 Einwohner ihre Zeit zu vertreiben. Hin und wieder knattert ein Lada vorbei, Kinder werden, herausgeputzt wie für eine Feier, von der Schule abgeholt, die Besitzer der winzigen Läden dösen im Schatten der alten Bäume vor den hübschen Sandsteinhäusern…

Und ich? Ich sitze im Garten der Pension, meistens vor dem Laptop. Mal krieche ich in die Hängematte, oder mache einen Spaziergang zum Café, welches sich sinnigerweise einfach „Café“ nennt. Gibt halt nur eins!
Es ist perfektes Sommerwetter, dreissig Grad, kein Wölkchen, trocken. Und so wie ich mich versehe, ist eine knappe Woche vergangen, mit Gruppen netter Italiener (mmh… Pasta!) und Franzosen, mit denen ich am Abend zusammen sitze; Ich schneide den Priester-Film und bearbeite Fotos, schreibe, skype und chatte, und spaziere auch mal in der Landschaft herum.
Ein schweigsamer Goldschmied schleift in einer Heidenarbeit eine winzige Schraube zurecht um meine Sonnenbrille zu reparieren. Es funktioniert! – aber er will kein Geld nehmen…

Herausgerissen aus diesem meditativen Zustand werde ich durch das Angebot eines holländischen Paars, sie auf einem Ausflug zu begleiten. Das Ziel sind prähistorische Felsgravuren, die in 3.500 Meter Höhe am Rand eines kleinen Bergsees zu finden sind. Natürlich komme ich mit! Da es dorthin keine Straßen gibt, nur steinige Pfade, haben Sie Führer organisiert, die uns in einem alten russischen Bus durch die menschenleeren Berge zuckeln, immer höher hinauf, bis fast an die Grenze zu Azerbaijan…

Was soll ich sagen… die Landschaft ist unfassbar schön! Durch golden strahlende Felder, vorbei an weich geschwungenen Hügeln und schroffen Felsen schleicht der (scheinbar auch prähistorische) Bus, und wir staunen über so viel einsame Anmut.


Wir halten in einem weiten Kessel, auf 3.300 Meter; Zwei Archäologinnen campen hier am Ufer des Sees, und erfassen die unzähligen Felsgravuren, die man überall auf den wild herumliegenden Steinbrocken findet. Ja, fleißig waren sie damals, die Leute 7.000 vor Christus, und haben Tiere, Menschen, Jagdszenen und Ornamente in die harte Oberfläche gekratzt. Schon faszinierend!




Noch mehr reizt mich allerdings die Spitze des Berges, und so klettere ich hinauf, auf 3.500 Meter… das Panorama ist unbeschreiblich! Als ich wieder zurückkomme, erzählt eine der Frauen von einem Touristen, dem vor nicht allzu langer Zeit von einem Bären ein Stück Arm abgeknabbert wurde, als er allein in den Bergen herumspazierte… und sie ihn in ein Krankenhaus retten mussten 🙂 Hab aber keine Spur von den Viechern gesehen!

Und noch ein paar Bilder…








Schreibe einen Kommentar