Ein Kapitel in Weiß

Ich hät­te nicht gedacht, dass ich wäh­rend mei­ner Rei­se irgend­wann im Som­mer plötz­lich wie­der nach Euro­pa flie­gen wür­de. Aber als mei­ne Freun­din mir sag­te, sie wür­de in Ita­li­en hei­ra­ten – am Gar­da­see! – war für mich sofort klar: Da muss ich hin.

Wir hat­ten uns damals in der Berufs­schu­le ken­nen­ge­lernt. Am Anfang war es nur ein locke­rer Kon­takt, und unse­re Freund­schaft ist eigent­lich erst seit Kur­zem wirk­lich enger gewor­den. Viel­leicht hat mich die Ein­la­dung des­halb noch mehr berührt – weil sie nicht selbst­ver­ständ­lich war. Und genau das mach­te es mir so wich­tig, dabei zu sein.

Zwi­schen Pal­men, Son­nen­creme und Reis­rou­ten drück­te ich auf Buchen. Ein­mal zurück in den euro­päi­schen Som­mer, ein­mal kurz raus aus der Back­pa­cker-Welt – für einen der wich­tigs­ten Tage im Leben einer Freun­din.

Ich lan­de­te in Ita­li­en, traf mich mit ein paar ande­ren Gäs­ten, die auch vom Flug­ha­fen aus zur Hoch­zeit woll­ten, und schon auf der Auto­fahrt lag die­ses Pri­ckeln in der Luft. Alte Bekann­te wie­der­se­hen, Ape­rol statt Hos­tel­bier, Hoch­zeits­kleid statt Wan­der­schu­he. Ich war vol­ler Vor­freu­de.

Und dann war er da, der Tag der Tage.
Die Son­ne strahl­te mit dem See um die Wet­te, als die Kir­chen­glo­cken läu­te­ten. Wir waren in einer die­ser film­rei­fen Loca­ti­ons, wo man unwill­kür­lich denkt: Ja, genau hier sagt man „Ja“.

Die Zere­mo­nie war wun­der­schön. Und der Moment, der mir für immer blei­ben wird: Die bei­den, Hand in Hand, gera­de frisch ver­hei­ra­tet, lau­fen durch die Rei­hen der Gäs­te zurück. Der Pia­nist spielt Mar­ry Me von Bru­no Mars, und über­all flie­gen Rosen­blät­ter durch die Luft. Dann die­ser Kuss – so innig, so vol­ler Freu­de – und ein Applaus, der sich wie eine war­me Wel­le über alle leg­te. Ich hat­te Gän­se­haut. Ich hab in dem Moment gespürt, wie mein Herz ein biss­chen explo­diert ist vor Rüh­rung – weil ich das erle­ben durf­te. Weil ich dabei sein durf­te.

Abends saßen wir drau­ßen, direkt am See. Der Him­mel färb­te sich gol­den, spä­ter rosa. Wir haben geges­sen, gelacht, getanzt. Ape­rol getrun­ken, natür­lich. Irgend­wann sind wir ein­fach geblie­ben – noch lan­ge. Am nächs­ten Tag und sogar noch einen wei­te­ren haben wir mit­ein­an­der ver­bracht, spa­ziert, gere­det, Erin­ne­run­gen geteilt.

Es war ein­fach alles nur wun­der­schön. Die­se Hoch­zeit hat mir nicht nur das Herz gewärmt, son­dern mir auch gezeigt, wie sehr ich Ita­li­en lie­be. Der Gar­da­see war traum­haft, und ich weiß: Ich wer­de zurück­kom­men. Ganz sicher.

Ich bin so, so froh, dass ich die­se klei­ne Unter­bre­chung mei­ner Rei­se gemacht habe. Dass ich zurück­ge­kom­men bin, um dabei zu sein. Die abso­lut rich­ti­ge Ent­schei­dung. Für die­sen einen Tag, der irgend­wie ganz groß war – und trotz­dem ganz warm und ver­traut.


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