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In der Transsibirischen Eisenbahn wacht man auf, wenn der Zug anhält.
Das Schwanken der Wagen und das Klacken der Schienen geht in Fleisch und Blut über. Man vermisst es sofort bei einem Halt. Nach 2 Minuten Aufenthalt in einem Weiler irgendwo in Sibirien, setzt die Bahn ihre Reise fort. Man kann weiterschlafen oder noch eine Weile verträumt aus dem Fenster schauen.
Kurven sind selten
Die Zeit verstreicht in Tagen statt in Stunden und die Zeitzonen wechseln täglich. 5640km haben wir von der insgesamt 9288km langen Transsibirischen Eisenbahn erlebt. Von Moskau hat sie uns nach Ekaterinburg, Novosibirsk, Irkutsk und schließlich Ulan-Ude nahe der Mongolei gebracht. Kurven sind selten und so rollen die Wagen immer gen Horizont. Sibirien ist endlos, endlos!
Sibirien ist auch monoton. Am Fenster fliegen dichte Wälder vorbei und vereinzelte Wiesen. Man sieht die immergleichen Pfade zu den immergleichen Weilern. Brücken über enorme Flüsse bieten wenig Abwechslung. Die Städte in denen wir Halt machen unterscheiden sich hauptsächlich durch die Größe ihrer Lenin Statue.
Eisenbahnbrücken bieten Abwechslung
Auch der Tagesablauf ist monoton. Laut wikitravel ist »die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn […] wohl eins der letzten noch existierenden Abenteuer.« In Wahrheit ist eine Straßenüberquerung in der Mongolei abenteuerlicher, als eine Zugfahrt im zivilisierten Russland.
Den eigentlichen Reiz an der transsibirischen Eisenbahn machen die russischen Mitfahrer aus. Wir haben in der Touristenattraktion Transsib mit vielen anderen Ausländern gerechnet. Außer uns sind aber nur Einheimische an Bord.
Die Bewohner des dünn besiedelten Russlands sind äußerst herzliche Menschen und stören sich an keiner Alters‑, Sprach‑, Kultur- oder Abteilbarriere. Die Aufmerksamkeit, die der ganze Wagen uns Touristen schenkt, ist ebenso liebreizend wie anstrengend.
Unsere russischen Mitfahrer
3 Streckenabschnitte sind wir im 4er Abteil gefahren. Einmal haben wir unsere rollende Stube mit einer Polizistin und ihrem stets herzlich lachendem Mann geteilt, einmal mit einer sehr heiratswilligen Mutter und ihrer Tochter und einmal mit 2 Großmüttern, sogenannten Babushkas.
Die Babushkas waren unsere ersten Weggefährten und haben uns Anfänger mit großer Begeisterung bemuttert. Und während die beiden in unserem Abteil unser Abendessen vorbereiteten, stand bei den Ingenieuren im Nachbarabteil schon der Vodka bereit.
Russische Bahnfahrer haben nämlich immer Essen und Vodka dabei und zwar genug für alle im Abteil. Wenn doch etwas fehlt, stehen am nächsten Bahnsteig Verkaufsstände bereit. Bedient werden sie vor allem von Babushkas, die den Reisenden Frisches, Verpacktes und Flüssiges anbieten.
Gut sortierte Verkaufsstände
Für Speis und Trank bedanken wir uns stets mit unseren Geschichten. Ohne Russisch Kenntnisse behelfen wir uns mit Zeichnungen und Gesten, um die einfachsten Auskünfte zu geben.
Wenn man die Transsib machen will, sollte man sich darauf vorbereiten, immer im Mittelpunkt zu stehen. Längere Zeiträume zum Zurückziehen oder die Ruhe ein Buch in die Hand zu nehmen sind selten.
Für Introvertierte ist eine mongolische Straßenüberquerung tatsächlich ein Kinderspiel im Vergleich zur Transsibirischen Eisenbahn…
Antworten
@Renartis:
»Für die Russen gibt es die sog. “Transib” ja auch gar nicht. Es ist einfach ein ganz normaler Zug«
Deswegen ist die erste Frage auch immer, warum man nicht fliegt…Für die Russen gibt es die sog. »Transib« ja auch gar nicht. Es ist einfach ein ganz normaler Zug. Und ja, abenteuerlich ist was anderes. Aber schön ist es allemal! Danke für den Bericht! Ein wenig tagträumen in den Philippinen über die schöne Zeit in Russland! 😉
Danke Gesa! Es ist eben doch nicht alles »amazing!« und »awesome!« und die Transsib ist nur ein verdammter Zug (-;
Ich mag deine Berichte sehr, Florian. Sie öffnen Augen, anstatt das Reisen nur zu verschönern. Auch ich hatte mir die Transsib wie eines dieser großen, romantischen Abenteuer vorgestellt – DANKE für eine ehrliche (und trotzdem unterhaltsame) Einschätzung dieses Trips!
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