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Der verblichene Glanz kolonialer Zeiten

Kisumu, der Hafen an Kenias Küste des Vic­to­ria­sees, liegt ver­schla­fen vor mir. Keine Trucks kom­men hupend an, keine Kräne hie­ven Con­tai­ner auf Fracht­schiffe, es gibt keine. Nir­gends wuseln Arbei­ter geschäf­tig umher, in einem Ver­schlag hän­gen ein paar Män­ner gelang­weilt herum und pala­vern. Ein beschau­li­cher Frie­den liegt über der Szene.

Die noch von den Bri­ten ange­leg­ten Bahn­schie­nen sind über­wu­chert von Gras, Eidech­sen son­nen sich auf dem war­men Metall. Am Steg liegt ein Boot der Küs­ten­wa­che, und eines des Zolls. Schmug­gel­be­kämp­fung, aber „wer zahlt schon gerne Steu­ern?“, wie mir ein net­ter Mann ein­fühl­sam erklärt. Ich bin einverstanden.

Es gibt kleine Boote, zum Fisch­fang, die im Dickicht der Was­ser­hya­zin­then auf Beschäf­ti­gung war­ten. Die Was­ser­hya­zin­then, die vor weni­gen Jah­ren fast kom­plett den Vic­to­ria­see bedeck­ten, (und ein paar Kriege und Unru­hen) been­de­ten den See­han­del zwi­schen den Grenz­län­dern Kenia, Uganda und Tan­sa­nia. Sie dezi­mier­ten die Fisch­vor­kom­men, die kein Licht mehr beka­men durch das undurch­dring­li­che Blatt­werk. Lang­sam, nach Jah­ren des Kamp­fes kann der See wie­der atmen, und eine neue Fähr­li­nie soll noch die­ses Jahr starten.

Dane­ben lie­gen große, ros­tende Schiffe, seit Jahr­zehn­ten unbe­nutzt, die mor­schen Plan­ken wild bewach­sen, brö­ckelnd. Die Tickets der Per­so­nen­fähre modern auf dem Boden. Spin­nen­netze. Spin­nen. Sie haben das Schiff übernommen.

Wun­der­schön.

more decay.

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Jens says:

    Die Was­ser­hya­zin­then habe ich auch Ende 2018 in Kisumu wie­der gehabt. Zu der Zeit war fast der gesamte See im Bereich Kisumu zuge­wach­sen. Ein skur­ri­les Spektakel.
    Ansons­ten ist Kisumu im Gegen­satz zu Nai­robi und Mom­basa etwas bes­ser für Tou­ris­ten zugäng­lich, da man sich hier (gefühlt) doch noch etwas freier bewe­gen kann. Tou­ris­ti­sche High­lights sollte man jedoch nicht erwar­ten, dafür aber defi­ni­tiv ein­mal fri­schen Tila­pia in einem loka­len Restau­rant essen.

  2. Harry says:

    Habe Anfang der Sieb­zi­ger noch das von den Eng­län­dern intakt gehal­tene Kenia ken­nen­ge­lernt. Mom­basa eine idyl­li­sche, gepflegte Hafen­stadt mit einer wun­der­ba­ren Alt­stadt. Das por­tu­gie­si­sche Fort war eben­falls noch gut erhal­ten, und ich nehme an, daß es das immer noch ist, hat ja immer­hin meh­rere Jahr­hun­derte auf dem Buckel. Im Laufe der Zeit nach meh­re­ren Besu­chen konnte man neben der rasan­ten Isla­mi­sie­rung des Lan­des auch die Aus­wir­kun­gen einer wahn­wit­zi­gen Gebur­ten­rate besich­ti­gen. Seit den Neun­zi­gern ist Kenia (lei­der) für mich tabu, zumal es immer mehr Kor­rup­tion ins­be­son­dere am Flug­ha­fen gab…

  3. Nika says:

    Ich hatte bis­her nur das ver­gnü­gen eine Woche „ers­ten Kenia-Ein­druck“ zu bekom­men. Ganz Touri-typisch natür­lich am Bam­buri Beach, trotz­dem wun­der­schön, mit 2‑tägiger Safari in Tsavo und einem Tages­aus­flug nach Wasini Island. Die Städte „durf­ten“ wir gar nicht besich­ti­gen. 2014 hieß es weg­blei­ben aus den Städ­ten und kein Guide wollte uns füh­ren, zumin­dest kei­ner aus dem Hotel, denen war das Risiko zu hoch.

    Dass Städte so ver­fal­len ist ein Trau­er­spiel, erkennt man doch die Schön­heit die einst in Ihnen lag.

    Liebe Grüße,
    Nika 

    PS: Mein Rei­se­be­richt – http://www.vintasticworld.com/2017/10/09/jambo-kenia-erste-fernreise/

  4. Michael says:

    Ja das ist auch Kenia, seit 50 Jah­ren zer­fällt hier alles, Haupt­sa­che unab­hän­gig, auch wenn man nichts zu essen hat. Was mues­sen die Städte mal schön gewe­sen sein, wenn Ich immer durch Mom­basa laufe, und mir die Häu­ser in den Sei­ten­stras­sen ansehe. Aber so ist der Lauf der Zeit, es muss wohl erst alles zer­fal­len, damit es dann neu und modern auf­ge­baut wird, aber das Flair fehlt dann eben auch kom­plett. Grus aus Diani Beach in Kenia.

  5. Wolfgang Käseler via Facebook says:

    Sehr schö­nes Bei­spiel für die „Zeit­lo­sig­keit“ von Blog­ar­ti­keln /-fotos. Klasse! ;)

  6. Jens says:

    Jambo Johan­nes,
    hey bald bist du in Tan­sa­nia und von Dar es salam ist es nicht weit nach Sani­bar. Im Nor­den auf San­si­bar gibt es schöne Strände. Ich war vor einem Jahr das zweite Mal da. Mit einem Dahla Dahla (meine es war die Nr. 116) kommst du von San­si­bar hafen nach Nungwi und dort gibt es dann Erho­lung für dich!
    Grüße aus dem kalt nas­sen Frankfurt
    Jens

  7. Andrea says:

    Hallo Johan­nes,
    im Okto­ber lern­ten wir uns in Ägyp­ten ken­nen… seit­her ver­folge ich deine Berichte,deine Bil­der und Videos und bin voll begeis­tert, wollte dir nun mal Grusse schicken.
    wer­den ab 25.1.auch wie­der rei­sen, gebucht ist ein Hin­flug nach Manila und Rück­flug nach 3 1/2 Mona­ten von Jakarta, freu mich schon.
    Liebe Grüsse Andrea

    PS: Michael hat hat mit dem Gedan­ken gespielt in den Sudan zu rei­sen (viel­leicht erin­nerst du dich, ihr habt dar­über gere­det) aber deine „Dirt-Medi­ta­tion“ hat ihn irgend­wie davon abge­bracht. Danke

    1. klys says:

      gern gesche­hen… ;-) oh, dann lau­fen wir uns viel­leicht in asien ueber den weg, werde viel­leicht in der gegend sein!

  8. Alex der Schwede says:

    Wow ich dachte immer dass Was­ser­hya­c­in­ten sind schon aber konte mir nicht vor­stel­len dass so viel Schade machen konnten…

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