»Der Adler fliegt allein, der Rabe scharenweise; Gesellschaft braucht der Tor, und Einsamkeit der Weise.« 😉
(Friedrich Rückert (1788–1866), Die Weisheit des Brahmanen)
Listen to the soundtrack of my mind…! Graham Coxon: Feel Alright
Der Übergang ist fließend. Doch es ist ein großer Unterschied. Allein sein – oder einsam.
Alleinsein. Selbstgewählt, bin ich in der Lage zur Ruhe zu kommen, die Welt aufmerksam wahrzunehmen, die kleinen Dinge zu entdecken. Ich nehme mir die Zeit die ich brauche, und gehe weiter, wenn ich genug gesehen habe. Die besten Fotos entstehen, oft von Details, die ich in zerstreuender Gemeinschaft nicht wahrnehme.
Die Gedanken können ohne Ablenkung fließen, und es ist gleichgültig, ob sie sich um Triviales drehen („Wie bekomme ich ein Loch in diesen Stein“), oder ob sie sich mit Vergangenem beschäftigen („Ich könnte jetzt auch gerade am Schreibtisch sitzen“, da zeichnet sich einem Pawlowschen Reflex gleich immer ein feines Lächeln auf meine Lippen). Freunde, Begegnungen, und Begebenheiten tauchen auf. Auch die Zukunft schleicht sich manchmal ein, wie ein Dieb in der Nacht. Da geht es meistens um Frauen, Beziehungen und den ganzen Scheiß. Aber wer will über sowas schon nachdenken… 😉
Und so erfüllt mich eine stille Zufriedenheit.
Doch dies ist nicht von Dauer. Der Grat zwischen zufriedenem Alleinsein und Einsamkeit ist schmal, und die unbarmherzige Zeit knabbert stetig ein wenig vom festen Grund ab. Bis nicht mehr genug da ist, um sich oben zu halten, und es kippt.
Das klingt jetzt sehr dramatisch, ist es aber gar nicht. Ist aber so ein hübsches theatralisches Bild! Es ist eigentlich eher wie ein Schalter der immer weiter von plus nach minus gedreht wird, von begeistert, über zufrieden, auf „naja geht so, könnte doller sein, ich reise mal weiter“. Ich wälze mich nicht voller Unruhe im Bett, oder möchte gar wieder daheim sein. Mich plagen keine Zweifel an dem Sinn der Unternehmung, und ich wünsche mir auch erstaunlich selten, einen festen Reisepartner zu haben. Vielleicht schreibe ich ein paar eMails, und definitiv beschäftige ich mich mehr mit den Plänen für die nächste Zeit. Aber ich erlebe dann die Orte und Tage als eher unspektakulär, und das ist schade.
Im konkreten Fall war die Stimmungskurve fallend von „perfekt, am albanischen Strand“, „gut, in Tirana“, „könnte mal wieder mehr Leute treffen, aber ist schön, in den Alpen“ auf „Hmm, ich reise mal weiter, kann aber sagen, dass ich da war, im Kosovo“.
Nachdem ich nach den vielen (schönen) Begegnungen in Montenegro das dringende Bedürfnis nach Alleinsein hatte, schwingt das Pendel nun wieder auf die andere Seite. Und das ist wohl mein normaler Rhythmus.
Also Leute, lasst uns was trinken gehen… 😀


Schreibe einen Kommentar