Ich liebe Zugfahren. Vor allem, wenn ich ein ganzes, mit hellblauem Plüsch gepolstertes Abteil für mich allein habe. Die Fenster tatsächlich öffnen kann. Kaffee von freundlichen Schaffnern serviert wird, die gerne auch ein paar Sätze auf Deutsch plaudern.
Es insgesamt nur drei Waggons gibt, von denen einer das Bordrestaurant ist. Der Blick über die sonnenbeschienen Felder schweift, die, gefleckt mit rotem Mohn, an mir vorbeiruckeln.
Mal ein Bauerndorf, ein kurzer Halt an einem Provinzbahnhof. Kinder winken.
Die Strecke zwischen Belgrad und Sarajewo wurde erst vor ein paar Monaten wieder eröffnet, und ist nicht gerade das, was man effektiv nennen kann. Bei einer direkten Verbindung wären etwa 250 Kilometer nach Südwesten zu überwinden; Wir fahren jedoch erst einmal nordwestlich nach Kroatien, um dann nach Süden umzuschwenken. Das dauert dann etwa zehn Stunden, vier Passkontrollen, viele Ticketchecks.
Der serbische Grenzbeamte fragt, ob ich wegen dem Elton John-Konzert in Belgrad gewesen sei. Der Kroatische drückt seinen Stempel erst nach ausführlichen Erkundigungen per Funkgerät in meinen noch so blanken Reisepass. Das bosnische Model, was sich als Grenzschützerin verkleidet hat, macht’s ohne Worte.





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