Im Bus durch Borneo.
Borneo – das klingt nach Affengebrüll in dampfenden, undurchdringbarem Dschungel, nach Urwaldriesen und wilden Mangobäumen. Hungrig schleicht die Bengalkatze durch ihr Revier. Ein Lichtkegel fällt durch das Loch, weit oben in der Höhle, und erschreckt die schlummernde Fledermaus. Eine Baumkrone biegt sich unter dem Gewicht des ulkigen Nasenbärs. Der Rhinozerosvogel ruft ein letztes Mal in die Abenddämmerung, just als der Koboldmakis ausgeschlafen seine große Augen aufschlägt…
Nun, in ein paar Nationalparks gibt es das noch. Doch Realität ist: der Urwald ist tot.
Es ist nicht so, dass es nicht grün wäre, hier auf Borneo, wie auch im malaysischen Festland, oder dem indonesischen Sumatra. Fein säuberlich aufgereiht steht eine buschige Palme neben der anderen, in ihren Schatten wachsen Farne. Doch keine Kokosnüsse wiegen sich im Wind, keine süßen Datteln warten darauf gepflückt zu werden. Dies hier sind kleinwüchsige, dichtblättrige Ölpalmen.
Hektar über Hektar bedecken Palmplantagen viele der Inseln Indonesiens und Malaysias, und es ist nicht nur langweilig im Bus hindurchzufahren – es ist eine Katastrophe. Eine ökologische, denn dieser Urwald ist ein einzigartiges Naturdenkmal, mit großer Bedeutung für die ganze Erde. Aber das wissen ja alle, theoretisch. Und dass Monokulturen keine gute Idee sind lernen wir spätestens in der fünften Klasse. Es ist aber auch ein soziales Problem, denn Agraranbauflächen werden dem profitableren Palmöl geopfert. Die beiden Länder sind mit jeweils etwa 45 Prozent Weltmarktanteil die größten Produzenten.
Ja, schon schlimm, aber was soll man tun… sollen sie halt was anderes anbauen, ne!
Wohl wahr, aber was passiert denn mit dem Palmöl? Vielleicht ein leckeres Palmöldressing für den Salat? Eher selten. Als Fett in Nahrungsmitteln wird es zwar verwendet. Ein großer Teil wird jedoch zu dem, was man bei uns so schön Bio-Sprit nennt. E10. Die Suppe, die alle aus einem anderen Grund nicht mögen, aus Angst um ihre geliebten Motoren. Aber umweltfreundlich, dass ist es doch immer hin, oder?
Nein. Was wir kaufen kostet das Leben des Dschungels. Und das Orang-Utan-Baby weint sich leise in den Schlaf.
Prima. Wir Deutschen retten doch die Umwelt, war es nicht so? Am Arsch.
Ein Prosit auf die Doppelmoral.
*Quelle Überschrift: Europäische Kommission, EU-Werbekampagne





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