Ich ärgere mich! Wir wurden abgezockt, an Khartoums chaotischer Busstation. Für dieses verfickte Busticket nach Gedaref, einer uninteressanten Stadt, in der wir leider auf dem Weg nach Äthiopien übernachten müssen, haben wir zu viel bezahlt. Anfänger! Und dann wollte der Nervbold auch noch Geld fürs Gepäck haben! Pffffff! Keinen Scheiß-Piaster bekommst du.
Und jetzt presst eine grotesk fette Muddi ihre schwabbelige linke Arschhälfte auf meinen Sitz. Passt sich wundervoll elastisch meinem knochigen Becken an, wie kuschelig. Arrgh. Ich kämpfe, doch vergebens. Jede Lücke wird sofort mit einer warmen, undefinierbaren schwarzverhüllten Masse gefüllt.
Neben mir furzt einer. Ich hasse diesen Tag.
Um das Babygebrüll und die ohrenbetäubende Musik (wenn man das Geschrei so nennen kann) auszublenden, gibt’s „Shine On You Crazy Diamond“ (danke, Pink Floyd) auf dem iPod (danke, liebe Südpoolies). Achtzehn Minuten Flucht in eine große, wohlklingende Welt. In Dauerschleife die nächsten sieben Stunden Fahrt.
Die Klimaanlage geht nicht mehr. Die Fenster sind zu. Im eigenen Saft gekocht.
Lustig auch noch: Gestern wurde Ian der Ire von einem Mob Zeter und Mordio schreiender Sudanesen bis ins Hotel verfolgt, nachdem er ein Foto einer Teekanne genommen hatte, an einem der unzähligen Teestände Khartoums. Ungefragt! Nur der Wachtmeister konnte die grabschenden, tretenden und beinestellenden Eingeborenen davon abhalten ihn in Selbstjustiz zu richten. (Was er nicht wusste: Diese Teekanne war ein Prototyp einer revolutionären Generation von sudanesischen Teekannen, mit der dieses Land den Weltmarkt von Blechteekannen übernehmen wird! Ich sag nur Nano! Geschmacksrevolution von unten! Vielleicht sogar eine neue Weltteekannenordnung! Da mag man natürlich keine irischen Spione, und muss aufpassen wie ein Wüstenfuchs.) Nur gut, dass Ian keinen Herzinfarkt hatte.
Danke fürs Zuhören.
Shine on, you crazy diamond.

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