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Ein Fluss, ein Tsingy und eine Allée

Im Hos­tel in Tana taten sich am letz­ten Abend unend­lich viele Mög­lich­kei­ten auf. Marco hatte mich schon auf mei­ner Tana-Tour beglei­tet und als wir nach­mit­tags zurück ins Hotel kamen, tra­fen wir auf Mitch und Ben. Gerade in Tana ange­kom­men, hat­ten sie noch keine Pläne und wir konn­ten sie schnell von unse­ren Ideen, Rich­tung Süden zu zie­hen, überzeugen.

Taxis: Klein, Gross, zu Fahrrad oder zu Fuss

Wir zogen also am nächs­ten Mor­gen los und such­ten im Süden von Tana ein Taxi-Bus nach Ant­si­rabe. Nach kur­zen drei Stun­den Fahrt erreich­ten wir unser Ziel des Tages. Umzin­gelt von Fahr­rad­ta­xi­fah­rern war unser Plan, in die Innen­stadt zu kom­men, erst­mal unmög­lich. Wir flüch­te­ten uns in einen klei­nen Kiosk und orga­ni­sier­ten uns von dort aus in Ruhe unsere fahr­ba­ren Unter­sätze in die Stadt und zum Hotel.
Kleines Taxi für 4 Personen

Selbst hier waren wir nicht sicher vor auf­dring­li­chen, aber freund­li­chen Gui­des. Wir schnapp­ten uns den ein­zi­gen weib­li­chen Guide vor dem Hotel und zogen uns auf das herr­li­che Dach des Hotels zurück. Mit einem Hand­schlag ver­ein­bar­ten wir die Tour. Wohin eigent­lich? Na gegen Wes­ten! Unsere Rei­se­füh­re­rin sparte nicht mit gro­ßen Wor­ten, als sie unsere zwei Ziele, den Tsingy Natio­nal­park und die Allée des Babo­bas beschrieb. Aber mit dem Hand­schlag pack­ten wir auch noch eine Por­tion Aben­teuer ins Gepäck. Statt den ein­fa­chen Weg über die Straße ent­schie­den wir uns für den Was­ser­weg. Drei Tage Ruhe und Gelas­sen­heit inklusive.

Der Fluss: Sonnig bis Gewittrig

Früh am nächs­ten Mor­gen ging es los. Nach meh­re­ren Stun­den Fahrt in einem Sprin­ter kamen wir an unse­rer ers­ten Sta­tion an: Mian­dri­vazo. Von dort noch­mal ein­ein­halb Stun­den wei­ter luden wir dann unsere Ruck­sä­cke, Pro­vi­ant und Aus­rüs­tung ins Boot. Mit an Bord unter ande­rem 20 Kilo Reis. Wir selbst haben davon gerade mal zwei Kilo in zwei Tagen geges­sen. Den Rest haben unsere Boots­män­ner verdrückt.
Beladen der Piroggen

Von nun an hieß es, Sitz­fleisch bewei­sen, Son­nen­creme regel­mä­ßig auf­tra­gen, den Son­nen­schirm bedie­nen und die Land­schaft anschauen. Der Tsi­ri­bi­hina Fluss durch­quert eine Region ohne viele Stras­sen und wird nur von dem Fluss domi­niert. Das Leben rich­tet sich voll und ganz nach ihm. Er strahlt Ruhe aus und ist wirk­lich eine schöne Abwechs­lung zu einem stres­si­gen Leben woanders.

Die Sonne brennt auf dem Tsiribihina Fluss

Ein wenig Rudern ist eine schöne Abwechslung

Gleich am Ende des ers­ten Tages wur­den wir von einem hef­ti­gen Gewit­ter auf dem Was­ser über­rascht. Marco meinte nur kurz: Schau mal da vorne. Es wird gleich reg­nen. Mitch drehte sich um und zeigte etwas ent­setzt hin­ter sich. Dort war der Regen und man konnte ihn kom­men sehen und spü­ren. Inner­halb von einer Minute waren wir nass und die Son­nen­schirme, nun Regen­schirme, ohne Wir­kung. Wäh­rend die einen pad­del­ten, schöpf­ten die ande­ren Was­ser aus dem Boot oder schütz­ten die Aus­rüs­tung vor Regen. Ohne gro­ßen Erfolg. Unsere Sitz­mat­ten aka Matrat­zen sogen sich mit Was­ser voll.

Wir konn­ten noch nicht ein­mal an Land. Gefan­gen in einer Schlucht muss­ten wir wei­ter. Erst mit dem Ende des Regens erreich­ten wir eine Sand­back und konn­ten die Boote um einige Liter Was­ser befreien.

Heftiges Gewitter auf dem Wasser

Gut, dass bei der Hitze alles schnell trock­nete und wir zum Abend an einem Was­ser­fall camp­ten. Zwar war die Dusche nach dem Gewit­ter nicht mehr so nötig, aber die Hitze for­derte noch­mal eine Erfrischung.

Der nächste Tag auf dem Fluss endete in einem klei­nen loka­len Dorf am Tsi­ri­bi­hina Fluss. Wir wur­den herz­lich von der Dorf­ge­meinde emp­fan­gen und durf­ten unsere Zelte im Orts­kern aufschlagen.

Beglei­tet von einem erneu­ten Gewit­ter genos­sen wir das Essen und den Sonnenuntergang.

Camping in einem lokalen Dorf am Fluss

Fähren, Hotels und ein schlechtes Essen zu viel

Nach zwei Tagen auf dem Fluss ging es zuerst mit dem Zebu-Kar­ren wei­ter, bevor wir in den Gelän­de­wa­gen umstie­gen. Zwei Fähr­fahr­ten und eine Hotel­über­nach­tung spä­ter kamen wir lebend am Aus­gangs­punkt zum Tsingy Natio­nal­park an. Lebend, aber fast alle etwas krank. Uns hatte es alle im glei­chen Restau­rant erwischt. Selbst unser Guide hatte auf der Rück­fahrt dann zu kämp­fen. Aber viel Zeit und Reis­mahl­zei­ten spä­ter ging es uns allen wie­der aus­rei­chend gut, um am nächs­ten Tag den gro­ßen und klei­nen Tsingy Natio­nal­park anzuschauen.
Übersetzten mit der Fähre

Tsingy de Bemaraha

Tsingy bedeu­tet soviel wie „auf den Zehen lau­fend“. Das hat auch sei­nen Grund. Die Kalk­stein­for­ma­tio­nen haben über Mil­lio­nen Jahre scharfe Kur­ven ange­nom­men. Unser Guide Lau­rent führte uns vier Stun­den über die Fel­sen und durch Grot­ten, zeigte uns die ein­zig­ar­tige Tier­welt, die sich um den Natio­nal­park tum­melt. Für mich das abso­lute High­light der sie­ben Tage; auch alle­mal die lan­gen Tage der Anreise wert.

Am Ende krie­chend und mit eini­gen Schwie­rig­kei­ten – durch meine Größe bedingt – erreichte ich auch wie­der den Aus­gang aus dem Labyrinth.

Tsingy Nationalpark

Tsingy Nationalpark

Chamäleon auf einem Mangobaum

Allée des Baobabs

Auf unse­rem Rück­weg nach Ant­si­rabe über Mon­do­rava kamen wir an den groß­ar­ti­gen Baobabs vor­bei. Am 1500 Jahre alten, hei­li­gen Baum hiel­ten wir kurz und zum Son­nen­un­ter­gang fan­den wir uns in der Allée des Baobabs ein. Hier durch­schnei­det die RN 8 auf 500 Metern meh­rere Babo­bas. Mit dem Far­ben­wech­sel des Son­nen­un­ter­gangs ändert sich auch die Farbe der Bäume. Ein ein­zig­ar­ti­ges Schauspiel.

Sonnenuntergang auf der Allée des Babobas

Das Sitz­fleisch geschun­den, die Akkus und der Magen leer, aber dafür der Spei­cher für beson­dere Ein­drü­cke gut gefüllt; in Mon­do­rava ange­kom­men, gin­gen wir erst­mal einen Ansto­ßen! Danke Mada­gas­kar für die­ses groß­ar­tige Erlebnis!

Cate­go­riesMada­gas­kar
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Dominik Mohr

Dominik folgt seinem Schatten durch die Welt. In einem minimalistischen und einfachen Reisestil wird man von ihm um die Welt geführt und einmal beschleunigt, geht es dann immer weiter. Meist geht die Tour an abgelegene Orte und bringt das tägliche Leben und die Hürden der Menschen näher.
Ausgefallene und teilweise auch ungewöhnliche Reiseziele rund um Afrika und den Nahen Osten stehen vereinzelten Reisezielen in den beliebten Gegenden entgegen und zeigen den Kontrast der Welten und der Natur.

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