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Die Sonne brannte auf den kleinen Platz vor der Kirche. Ich saß auf einer Bank, den Rucksack neben mir im Staub. Ich betrachtete meine nackten Füße. Sieben Blasen.
Hier war es also zu Ende. Ich wollte nicht mehr. Hier entschloss ich mich, den Jakobsweg abzubrechen. Sitzen zu bleiben. Aufzugeben. Ich hatte versagt.
Weit war ich nicht gekommen. Bereits der Landstrich Navarra wurde mir zum Verhängnis. Einige Tage zuvor deutete nichts auf das plötzliche Ende hin. Ich war fit, ging regelmäßig joggen und wollte herausgefordert werden. Mein Rucksack war optimal gepackt, wog nur acht Kilo und ich wollte die 800 Kilometer unbedingt schaffen. Sechs Wochen hatte ich mir Zeit genommen.
Daheim gab es sehr viel Ärger und Stress. Sorgen hielten mich nachts wach. Die Wanderung soll Wunden heilen, dachte ich. Und so entwickelte sich der Aufbruch mehr zur einer Flucht, denn zur einer Pause von der Alltäglichkeit.
Im französischen Saint-Jean-Pied-de-Port begann die Pilgerreise auf dem Camino Francés – dem klassischen Jakobsweg. Ein hübsches baskisches Dorf in den Pyrenäen. Die Franzosen grüßten nett, ich wurde im Pilgerbüro vorgelassen, einfach weil die Sonne schien und ich zuversichtlich der Wanderung entgegen lächelte. Noch schnell die Jakobsmuschel an den Rucksack gehängt, die mich als Pilger auszeichnete, und im Morgengrauen begann der lange Weg.
Ich versuchte diese Reise nicht aus religiösen Motiven oder spirituellen Überzeugungen heraus. Ich bin Ungläubige und schon vor längerer Zeit aus der Kirche ausgetreten. Jedoch fühle ich mich von den sakralen Riten des Katholizismus angezogen. Ich mag Weihrauch und bestaune gerne christliche Bauten. Zudem reizte mich am Jakobsweg die sportliche Herausforderung, die Natur, und vielleicht würde ich unterwegs in einsamen Landschaften doch Antworten auf drängende Fragen finden.
Oft malte ich mir den Einzug in Santiago de Compostela aus. Die eindrucksvolle Kathedrale, das Ziel der Pilgerreise und Grabstätte des heiligen Jakobus, einer der zwölf Apostel Jesu Christi. Aufgrund dieser Reliquien entwickelte sich Santiago neben Rom und Jerusalem zum wichtigsten Wallfahrtsort im christlichen Mittelalter. Und so ist es bis heute.
Die ersten 27 Kilometer waren hart. Die Strecke führte in flirrender Hitze über die Pyrenäen nach Spanien. Rund neun Stunden Fußmarsch, bergauf, bergab und 1250 Höhenmeter. Schon Karl der Große ritt hier entlang während seines Spanien-Feldzuges. Für das Pferd sicherlich anstrengender als für den berühmten Kaiser im Sattel.
Die Landschaft zeigte sich zauberhaft, Blumen säumten die kleinen Bergwege und die Luft roch nach Sonne. Japsende Pilger schleppten sich den Pass hinauf, manche mit riesigen Rucksäcken und schlechten Schuhen. Einige rannten mit Eifer. Andere trugen Solarzellen mit sich, um ihre Smartphones aufzuladen. Und wieder andere saßen im Gras und verbanden sich die Füße.
Nach einigen Stunden Wanderlust machte ich eine Pause am Wegesrand und gönnte mir einen Schokoriegel. Und während ich auf einem Stein saß, in die Ferne schaute und meinen Gedanken nachhing, wurde die Stille jäh durch Schnaufen unterbrochen. Ein kleiner, schwitzender Mann kroch den Weg hinauf. Sein Rucksack überragte ihn, die Brille drohte ihm von der Nase zu rutschen und er hatte schwer mit seinem Übergewicht zu kämpfen. “What a bloody steep track!” begrüßte er mich und schon mochte ich ihn. Sein Name war Henry, er war Mitte fünfzig und Brite.
Von nun an waren wir gemeinsam unterwegs. Manchmal trennte uns ein deutlicher Abstand, doch fanden wir bei jeder Pause wieder zusammen. Henry hatte einen feinen britischen Humor und lachte viel. Er wollte den Weg schaffen. So wie ich. Doch trotzdem spielte er mit dem Gedanken aufzugeben. Zu viel Gepäck, zu wenig Kondition und vielleicht vermisste er doch ein wenig seine Ehefrau, die ihn hatte ziehen lassen. Noch war ich motiviert genug, ihn mit meiner Energie anzustecken: »Bis Roncesvalles ist es ein Klacks,” überzeugte ich ihn, “da werfen wir die Hälfte deiner Sachen weg und schauen weiter.” Henry lächelte, auch wenn er mir nicht glauben wollte. Doch er hielt durch.
Die letzten Kilometer nach Roncesvalles wurden dann allerdings für mich mühselig. An meiner Fitness lag es nicht, auch wenn acht Kilo auf dem Rücken ganz schön anstrengend sein können. Jedoch weitaus Schlimmeres stand mir bevor: Meine Fußsohlen brannten. Aus Gewichtsgründen hatte ich auf meine zuverlässigen, aber schweren Wanderstiefel verzichtet und mich für leichtere Hikingschuhe entschieden. Einige Touren hatten diese gut überstanden, allerdings nur in kälteren Klimazonen. Und in der spanischen Hitze schienen meine Füße sich auf das Doppelte ausgedehnt zu haben. Ich bekam Monsterlatschen. Mehrmaliges Sockenwechseln half nicht. Die ersten Blasen zwickten. Dummerweise an beiden kleinen Zehen außen. Bei jedem Schritt stießen sie ans Leder und ein Blitz zuckte durch meinen Körper.
Gegen Abend kamen wir endlich in Roncesvalles am Fuße des Ibañeta-Passes an. Der Weg führte zum Augustinerkloster. In einem Saal aus dem 12. Jahrhundert sollten wir die Nacht verbringen. Mehr als hundert Etagendoppelbetten warteten auf müde Pilger. Während Henry seinen Rucksack ausmistete und einen Trinkschlauch, einen alten Wanderstock, den wohl noch Luis Trenker benutzt hatte, und zwei dicke, gebundene Bücher entsorgte, saß ich auf dem klammen Laken und stach mir mit einer Nadel die Blasen an den Zehen auf. Bisher ein bewährtes Mittel. Hoffentlich auch dieses Mal.
Neben mir im Doppelbett lag Matt, ein gebräunter Kanadier mit blauen Augen und einem Lächeln, das alle Strapazen vergessen ließ. Romantische Stimmung kam trotzdem nicht auf, denn sobald um Punkt 22 Uhr das Licht von den Mönchen gelöscht wurde, begann der Horror. Rund fünfzig laut schnarchende Männer! Das Kloster war der Vorhof zur Hölle. Die Akustik in dem großen Saal pimpte jeden einzelnen Schnarcher zum Düsenjet auf. Ohrenstöpsel halfen nicht.
Einige dieser verstörenden Geräusche werde ich mein Leben lang nicht vergessen und auch Henry tat in dieser Nacht kein Auge zu. Die klamme Kälte kroch unter meine Fleecejacke. Verzweiflung überkam mich. Gegen 4 Uhr nachts erwachten die ersten Pilger und packten im Schein ihrer Taschenlampen die Habseligkeiten zusammen. Das Rennen um die wenigen freien Betten im nächsten Ort war eröffnet. Um 6 Uhr ging das Licht wieder an, untermalt mit gregorianischem Mönchsgesang, abgespielt auf der kleinen klösterlichen Stereoanlage.
Hustend schleppten Henry und ich uns hinaus in die Morgendämmerung. Es regnete, ich humpelte, meine Füße passten nicht mehr in die Schuhe und jegliche Motivation war abgereist. Auch Henry klagte über Rückenschmerzen. Und so entschlossen wir uns, den Bus nach Pamplona zu nehmen. Wir mussten niemandem etwas beweisen und waren doch selbst unsere schärfsten Richter.
In Pamplona bezogen wir eine kleine Herberge und hofften in einem Acht-Bett-Zimmer auf mehr Ruhe. Die Stadt, die hauptsächlich wegen ihrer unsäglichen Stierläufe bekannt ist, hat durchaus hübsche Ecken und Gassen. Allerdings fehlte mir die Muße für eine Besichtigung. Mein Weg führte lediglich ins Krankenhaus, um mir die pochenden Blasen erneut aufstechen und verbinden zu lassen.
Hätte mir jemand verraten, dass die nun folgende Nacht die vorherige an Grausamkeit noch überbieten sollte, so hätte ich laut gelacht. Gegen 1 Uhr war mir nur noch zum Heulen zumute. Ich lag im oberen Etagenbett, Henry im unteren. Neben ihm eine alte Französin und darüber ein mittelalter Australier.
Seit dieser Nacht bin ich traumatisiert. Der Australier grunzte, schmatzte und klang wie ein LKW mit Motorschaden. Zudem stank er aus allen Löchern. Das Fenster war vollständig beschlagen. Wassertropfen perlten an der Scheibe herab. Der Mann entpuppte sich als Ungetüm, das meiner Ansicht nach das australische Outback niemals hätte verlassen dürfen. In jede Atempause dieser Kreatur schnarchte sogleich die alte Französin wie ein Laubbläser hinein. Die beiden waren ein Team. Es gab kein Entkommen. Die Herberge verfügte über keine Ausweichmöglichkeiten, kein Flur, kein Hof, wo man sich hätte im Schlafsack verkrümeln können. Hoffnungslosigkeit. Wir waren gefangen.
Henry litt ebenso wie ich. Irgendwann warf er einen Flipflop dem Australier an den Kopf und schimpfte im feinsten Oxford-Englisch: “You bloody snoring bastard! Shut up! Bloody hell!” Eine kurze Pause für zwanzig Sekunden, dann ging alles von vorne los. Ich starb.
Der nächste Morgen. Nach Fassungslosigkeit und einem Kaffee trennten sich Henrys und meine Wege. Wir hofften, uns bald wiederzusehen und verabschiedeten uns herzlich. “Buen Camino”- einen guten Weg – riefen wir uns zu. Und dann war Henry auch schon abgebogen. Der wackere Engländer hatte beschlossen, trotz einiger Blessuren doch weiter zu Fuß zu gehen. Ich entschied mich erneut für eine Busfahrt. Die missmutigen Äußerungen mancher Streber-Pilger, man solle doch durch den Schmerz hindurch gehen, überhörte ich. Bin ich Jesus?
Gesehen habe ich trotzdem viele schöne Orte. Die kleinen Dörfer auf dem Jakobsweg luden zum Verweilen ein. Einfach und entzückend. Pilger und Dörfler saßen in den Straßencafés, tranken Wein und aßen Tapas. Ich hätte gern mehr Zeit dort verbracht.
Bloß die Pilgerherbergen blieben mir ein Graus. Auch in der nächsten Nacht brach ein Schnarchgewitter über mich herein. Neben mir, vor mir, hinter mir, über mir – alles schnarchte und grunzte. Nur kurz fiel ich in einen Dämmerzustand, um sogleich wieder wach in den düsteren Schlafsaal zu starren.
Das war einfach zuviel Homo sapiens. Ich wollte all das Menschliche nicht mehr hören und riechen. Es war mir schlicht zu kreatürlich. In mir brodelte eine unbändige Wut auf die Pilger, die Herbergen und letztendlich auch auf mich. Hotels konnte ich mir nicht leisten und die Blasen verwuchsen zu einem blutigen Klumpen. Mein Körper verwehrte mir seinen Dienst und schloss sich mit meiner Psyche zu einem Sitzstreik zusammen. Ich schaffte es noch bis ins nächste Dorf, doch dann war es vorbei. Ich wollte wandern, nicht humpeln. Und so entschied ich, nach Madrid aufzubrechen, ein paar Tage dort zu verweilen und dann nach Deutschland zurückzukehren.
Zurück daheim blieb ich erstmal inkognito und wütend mit mir. Meine Füße heilten, doch mein Stolz war versehrt. Enttäuscht und resigniert zog ich mich in ein Kloster zurück. Ich verbrachte eine Weile in Maria Laach und wanderte durch die Wälder. Nun allerdings auf dem deutschen Abschnitt des Jakobsweges. Trotz Niederlage blieb ich auf dem berühmten Pfad, wenn auch in der Eifel.
Und nicht nur einmal fragte ich mich, was aus all den Pilgern wurde, denen ich unterwegs begegnet war. Liebte sich das slowenische Pärchen noch, das ich im Augustinerkloster beim Abendessen kennengelernt hatte? Die Frau hatte Schmerzen und wollte den Bus nehmen. Ihr Ehemann drängte sie am nächsten Tag mit reichlich Nachdruck und bösen Blicken zum Weitergehen. Hat die Ehe das überlebt? Oder was ist aus dem Japaner geworden, der in Puente la Reina ganz bescheiden daherkam und doch ein unglaubliches Tempo vorlegte, als hinge sein Leben davon ab? Hat er es bis ans Ziel geschafft? Und was war überhaupt das Ziel? Santiago de Compostela? Die eigene Grenze? Oder die Überwindung dieser?
Mittlerweile betrachte ich mein Scheitern als folgerichtige Konsequenz. Ich war zwar körperlich trainiert genug, doch mein Geist war nicht frei, nicht bereit, sich einzulassen. Ich musste abbrechen. Wie ein Bergsteiger, der vor einer Wand steht und erkennt, dass die Zeit noch nicht reif ist. Aber ich komme wieder. Ganz sicher.
Henry hat es übrigens geschafft. Auf einem Foto sah ich ihn vor der Kathedrale in Santiago de Compostela stehen. Erschöpft, aber er lächelte.
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Liebe Nadine,
auch wenn dein Beitrag schon älter geworden ist hat er nichts an Aktualität eingebüßt. Die schnarchenden Pilger wird es immer geben und auch die einfachen Herbergen- so hoffe ich zumindest. Denn im Moment sind alle Herbergen auf den Caminos in Spanien geschlossen. – Und so lese ich abends Pilgerberichte um im Jakobsweg-Feeling zu bleiben. Jeder wird auf seine Art und Weise den Weg gehen. Auch wenn es wie du beschreibst zu früh für dich war, so hat der Weg trotzdem etwas in dir ausgelöst. Vielleicht wirst du deinen Jakobsweg eines Tages weiter gehen- falls das nicht schon geschehen ist.Buen Camio
PeterHi Nadine,
Ich bin gerade in Burgos und habe mich ebenfalls dazu entschieden den Camino abzubrechen. Ich bin von Saint-Jean aus gelaufen. Meine Füße sind OK und ich habe keine Probleme damit, aber die Alberguen sind auch mir nach Tag 10 einfach zu viel.
Einen Tag von diesen 10 könnte ich durchlaufen, weil ich mit zwei mitpilgern, die ich kennengelernt hatte, ein Dreierzimmer in einer Pension gebucht habe. Alles andere war der absolute Horror für mich, und ich habe einfach nicht das Geld mir jede Nacht ein Einzelzimmer zu suchen.
Mit so viel Schlafmangel können sich aber auch die Füße nicht 100% erholen, und auch geistig kann ich mich nicht mehr auf die schöne Landschaft fokussieren. Und auch tue ich mich schwerer andere mitpilger kennen zu lernen, einfach weil ich zu KO bin.
Ich werde den Camino noch Mal angehen, dann aber mit mehr Einzelzimmern dazwischen die mir dann auch die Energie geben alles an diesem wunderschönen Weg bis ins kleinste Detail zu geniessen. 🙂
Krass. Von Deinen Herbergsschilderungen ist mir irgendwie gerade ganz schlecht. oO Ich war bei meinen beiden Jakobsweg-Touren (Portugues und del Norte) nur in Hotels unterwegs … Ich finde jedenfalls super, dass Du entschieden hast, es nochmal zu versuchen. Ich empfehle den Camino del Norte. Ein absoluter Traum! Zumindest der Teil, den ich gelaufen bin (Ribadeo bis Bilbao). Ab Bilbao Richtung Frankreich soll’s noch schöner sein. : )
Gruß, Claire
Liebe Claire, ha, ja, ich fand die Herbergen anstrengend. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich auch manchmal eine Mimose bin, haha. 🙂
Was die Landschaft betrifft, ist es wirklich traumhaft. Deshalb glaube ich dir deine Erfahrungen sofort! Und ja, ich möchte es noch mal versuchen. Denn schön ist es so oder so.Liebe Grüße
Nadine
Nachts schlafen ist « alternativlos«, wenn man 30 km am Tag wandert. Privatzimmer sind auch nicht so teuer. Suchen Sie nächstes Mal die »Donativos« (gib was du willst). http://marcher-vers-compostelle.com/ou-dormir/les-donativos-vers-compostelle/ (Wir empfangen Pilgern so, die zwischen Frejus und Arles in der Provence wandern.)
Was für ein schöner Bericht.
Ich möchte auch einmal den Jakobsweg gehen. Das ist ein Wunsch, ganz tief in mir drin. Aber ich denke, die Zeit dafür muss auch reif sein. Meine ist es noch nicht. Noch habe ich hier wichtige Aufgaben, die ich nicht mehrere Wochen alleine lassen kann. Aber irgendwann ist es soweit.
Vielen vielen Dank für diesen schönen Bericht!Liebe Karola, ich danke dir für die schönen Zeilen. Ja, mach das, nicht zu lange aufschieben. Und begehe nicht den gleichen Fehler wie ich und schleppe deinen Seelenmüll mit.
Hoffe, du findest irgendwann die Zeit für diesen herrlichen Weg.
Eine tolle Geschichte!
Wir sind seit 2013 mit unserer Segelyacht ANIMA MEA unterwegs und haben während unserer Reise 2014 per Bahn auch Santiago de Compostela besucht. Ein Sehnsuchtsort, der leider nicht ganz so inspirierend war, wie wir es uns erhofft hatten.
Als wir danach jedoch das Cap Finistere (hier endet ja der Jakobsweg für die Pilger) umsegelten, war dies ein ergreifender Augenblick. Wenn es dich interessiert, kannst du es in unserem Blog http://www.sy-animamea.de nachlesen.
Wir wünschen dir weiterhin viele schöne, schnarchfreie Reiseerlebnisse! Heinz und ChristineIch danke Euch! 🙂
Bin gerade über die Coolen Blogbeiträge von Frau Sabines zu Dir gekommen.
Ein beeindruckender Bericht. So gerne ich diese Pilgertour – ebenso ohne religiösen Hintergrund – mal machen würde, so sehr würden mich diese Nächte umbringen. So viel laute und klebrige Nähe halte ich auch nicht gut aus (vom Dreck reden wir gar nicht erst). Doof, sich selbst im Weg zu stehen, aber gut, sich gut genug zu kennen. Immerhin weißt du jetzt, was zu viel für Dich ist.
Danke für den ehrlichen und offenen Bericht.
Liebe Grüße
InesIch danke dir, liebe Ines.
Ha, ja, klebrig ist das richtige Wort. 🙂
Hi Nadine,
ganz klassich würde man sagen: DAS ist doch das wirkliche Ziel einer solchen Reise. Das Leben erleben, Menschen treffen (und schnarchen hören :-)).
Wir haben in diesem Jahr eine ‑stückweise- alternative Route des Camino genommen. Den Camino dos faros. Der ist landschaftlich zauberhaft und weniger besucht. Am Ende waren wir natürlich auch in Santiago, haben Pilgerkuchen gegessen usw. Aber das war für mich nicht der wirkliche Höhepunkt des Reise. Eigentlich gab es nicht den Einen. Vielmehr habe ich jeden einzelnen Moment genießen dürfen und können, war mit tollen Leuten unterwegs, habe landestypische Spezialitäten geschlemmt, habe mir Blasen gelaufen, habe Dinge kaput und Füße nass werden gesehen und…ja…war gefühlt wirklich am Leben.
Die besten Reisen sind doch die, die völlig anders laufen als erwartet UND natürlich hat man von diesen Reisen auch viel mehr zu erzählen und erinnert sich in 100 Jahren noch daran.
Also…Du hast dann wohl alles richtig gemacht!?
Viele Grüße und Danke für den schönen Artikel.
Frohes Fernweh!Danke für deinen Kommentar!
Du hast absolut recht. Das ist Leben und ich bereue keine Sekunde der Reise.
Und wenn etwas nicht klappt, dann klappt es nicht. Aber auch das ist Leben. So soll es sein.
Ich wünsche dir alles Feine und viele bereichernde Reisen.
Hi Nadine, tut mir leid, dass du eine solche Erfahrung machen musstest. ich bin den Jakobsweg vor 3 Jahren gelaufen, musste mich am Anfang sehr daran gewöhnen, zwischendurch sogar 1 Woche pausieren aber danach hatte ich die schönste zeit die ich bisher auf Reisen hatte. Ich denke bei dir waren einfach geballt zu viele Dinge auf dich eingeprasselt, das ist natürlich schade. Ich hoffe du traust dich trotzdem irgendwann noch einmal diesen tollen Weg zu gehen. LG
Lieber Christian,
ja genau, das denke ich auch. Ich hatte einfach ein bissel Pech. Aber der Weg ist toll und ich werde es definitiv wieder versuchen. 🙂 Liebe Grüße
Hallo Nadine, ich bin das letzte und dieses Jahr den Jakonsweg gelaufen. Ich möchte mal mit dir gern sprechen, wenn du noch einmal diese Wanderung versuchen möchtest. Vielleicht einige Tips von mir,
Hallo Shinichi, ja Tipps gehen immer. Gerne.
Ein toller Bericht – aufgeben wenn es nicht mehr geht ist die wahre Stärke.
Sich selber eingestehen dass es nicht weiter geht – das können nur wenige.
Ich habe das selber auch schon 2x machen müssen.
1x wollte ich eigentlich nur 2 Tage hintereinander auf dem Rhein-Burgen-Weg laufen und bekam aber direkt am ersten Tag eine dicke Grippe. Kopfschmerzen, Husten, Halsschmerzen, Schnupfen … ich lief die Tagesetappe zu Ende, setze mich in einen Zug zurück zum Ausgangspunkt und fuhr nach Hause… ich habe natürlicha uch »geschmollt« aber letztendlich war es die einzige richtige Entscheidung.
In Neuseeland habe ich mal eine 5‑Tages-Wanderung am vorletzten TAg abgebrochen, weil mir nach einem langen, steilen Stück bergab die Knie so weh taten dass ich kaum mehr gradeaus gehen konnte, selbst sitzen oder liegen ging nicht mehr… ich habe noch »eine nacht drüber geschlafen«… am nächsten Tag war es nicht besser und ich gab schweren herzens auf…LG Mel
Lieben Dank.
Ja, man ärgert sich fürchterlich. Dass Aufgeben dann letztendlich die richtige Entscheidung war, sickert erst viel später ins Bewusstsein. Damals war ich sehr enttäuscht, aber heute weiß ich, dass es nicht schlimm ist. Nur menschlich.
Ein traumhafter Artikel… Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass ich selbst dabei gewesen bin. Deinen Mut zum Scheitern bewundere ich. Nicht jeder kann sich eingestehen, dass es mal nicht geht bzw. die Zeit noch nicht gekommen ist. Ich bin mir sicher, dass du deinen zweiten Anlauf besser hinbekommen und dann auch in Santiago ankommen wirst.
Ich danke dir sehr.
Ja, sich das Scheitern einzugestehen, war auch für mich nicht leicht. Aber manchmal ist es so. Große Erwartungen können zu großer Enttäuschung führen. Doch nächstes Mal mache ich es besser. 😉
sehr schöner Bericht! hätten Ohropax nicht geholfen?
Danke.
Da war Hopfen und Malz verloren, sag ich dir. Vielleicht hätte ein Betäubungspfeil geholfen.
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