Es war mein erster Tag – und ich war vollkommen überfordert.
Der Flughafen war kühl, glatt, riesig. Ich hatte kaum geschlafen, der Rucksack auf meinem Rücken zog an meinen Schultern wie eine zu große Verantwortung, und mein Kopf war voll von Dingen, die ich jetzt sofort richtig machen musste: den richtigen Ausgang finden, die SIM-Karte organisieren, zum Hostel kommen, bloß nichts verlieren.
Ich war gerade losgereist, buchstäblich. Dies war mein erster Schritt, mein Anfang – ein Abenteuer, das ein Jahr, vielleicht zwei dauern sollte. Südostasien war der Auftakt, Australien das große Ziel. Aber jetzt gerade fühlte ich mich eher klein.
Da sprach mich eine Frau an. Englisch, Mitte Zwanzig, in meinem Alter, mit einem offenen Lächeln.
„Hey, suchst du auch ein Hostel?“, fragte sie. „Hast du schon eins gebucht?“
Ich nickte und sagte: „Ja, in Chinatown. Backpackers Chinatown.“
Sie lachte.
„Das ist ja verrückt – ich auch! Wollen wir zusammen hinfahren?“
Wir setzten uns in die Bahn. Die Stadt draußen war ein futuristischer Dschungel aus Glas und Palmen, aber ich konnte kaum aus dem Fenster schauen – ich war zu müde, zu reizüberflutet, zu aufgeregt.
„Wie lange bist du schon unterwegs?“, fragte sie mich irgendwann.
„Heute ist mein erster Tag“, sagte ich. „Ich bin gerade angekommen.“
Da lachte sie laut und schüttelte den Kopf.
„Wie schön! Heute ist mein letzter.“
Sie kam gerade von den Philippinen zurück. Drei Monate war sie durch Asien gereist, allein. Morgen würde sie zurück nach England fliegen.
„Du wirst die beste Zeit deines Lebens haben“, sagte sie. Und in dem Moment glaubte ich ihr.
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