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Kontaktlos in die Zukunft

Als ich die zwei Franz­bröt­chen bezahle (2,80 Euro), zücke ich meine Giro­card. Halte sie kurz über das Lese­ge­rät und ziehe zufrie­den von dan­nen. Es ist ein son­ni­ger April­tag im Jahr 2020. Es gibt noch keine Flug­ta­xis, es gibt keine Kolo­nie auf dem Mars. Doch bei­nahe unbe­merkt ist in good ol’Germany etwas viel­leicht noch futu­ris­ti­sche­res pas­siert: Man wird gebe­ten, selbst kleine Beträge mit Karte kon­takt­los zu bezah­len. Vor weni­gen Wochen war das noch etwas, wofür man min­des­tens ein Stirn­run­zeln, nicht sel­ten aber einen Raus­schmiss aus dem Geschäft kas­siert hätte.

Ein Virus mit dem R2D2-mäßi­gen Namen CoVid-19 wir­belt die Welt durch­ein­an­der. In der Not sind auf ein­mal Dinge mög­lich, die bis­her gebets­müh­len­ar­tig als nicht rea­li­sier­bar abge­lehnt wur­den: Von zuhause aus arbei­ten. Bil­lio­nen Euro Schul­den machen. Basale Grund­rechte ein­schrän­ken. Elen­dig lang­wei­lige Mee­tings durch eine E‑Mail erset­zen. Und: Kleine Ein­käufe kon­takt­los mit Karte bezah­len. Mit der Giro­card bei Ein­käu­fen bis 50 Euro sogar ohne PIN-Ein­gabe. Kein Kra­men nach Mün­zen, um irgend­wann zu mer­ken, dass sie nicht rei­chen und man doch den gro­ßen Schein zücken muss.

In ande­ren Län­dern ist das schon lange gang und gäbe. Auch in sol­chen, auf die man gemein­hin und oft unbe­rech­tig­ter­weise als unter­ent­wi­ckelt her­ab­schaut, etwa in Afrika. In Tan­sa­nia konnte ich schon vor zehn Jah­ren mit dem Handy Geld über­tra­gen! Ich war baff. Genauso ungläu­big schaute ich, als ich vor fünf Jah­ren wäh­rend einer klei­nen Reise in Island völ­lig selbst­ver­ständ­lich Mini-Ein­käufe mit Karte bezah­len konnte. Doch die Deut­schen, sie hin­gen an ihren Mün­zen. Bis jetzt. 

Wann wir wie­der rei­sen dür­fen, kei­ner weiß es. Und so wer­den wir uns noch eine Weile an den klei­nen Din­gen erfreuen müs­sen, die die Kri­sen­zeit erträg­lich machen. Das herr­li­che Wet­ter. Die freund­li­chen Ges­ten der Nach­barn. Und – da ich es bis­her nur aus der Ferne kannte – fühle ich mich nun auch beim Bezah­len, als wäre ich im Urlaub. Find ich gut.

Cate­go­riesAnzeige
  1. Ole says:

    Es wird echt noch Wer­bung für die Giro­card gemacht? Ich bin erstaunt.

    Corona gibt dem kon­takt­lo­sen Zah­lungs­ver­kehr einen mas­si­ven Schub, das ist toll. Ein ganz erheb­li­cher Teil die­ser Umsätze wird per Apple Pay oder Google Pay abge­wi­ckelt. Selbst die Volks­ban­ken neh­men nun teil…jedoch nicht mit der Giro­card, son­dern mit einer vir­tu­el­len Debit Mastercard.

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