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Nur geteiltes Glück ist wahres Glück

Nur 2 Monate war unsere gemein­same Welt­reise alt, da sagte mein Welt­rei­se­part­ner mir Lebe­wohl und nahm den nächs­ten Bus zurück in die Mon­go­lei. Da stand ich also in der 21-Mil­lio­nen-Stadt Peking und kannte keine Sau.

Mein Welt­rei­se­part­ner Greg hatte sich in der Mon­go­lei ver­liebt und wollte lie­ber zurück nach Ulan Bat­aar, als unsere eigent­lich ein­jäh­rige Welt­reise fort­zu­set­zen. Das Ende der Welt­reise? Natür­lich nicht! Ich habe keine Sekunde gezö­gert, alleine wei­ter zu reisen.

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Wun­der­schön allein

Allein­rei­sen ist abso­lut kein Grund daheim zu blei­ben oder gar eine Reise abzu­bre­chen. Beim Allein­rei­sen kannst Du…

  • …sein wer Du willst und Dich selbst jeden Tag neu ausprobieren.
  • …Deine Reise indi­vi­du­ell ohne Kom­pro­misse pla­nen und fle­xi­bel reagieren.
  • …Deine per­sön­li­chen Wün­sche und Bedürf­nisse bes­ser kennenlernen.
  • …einen „Ego­trip“ ganz nach Dei­nem Geschmack machen, ohne Schuldgefühle!
  • …Selbst­ver­trauen schöp­fen um alleine selbst­be­wusst aufzutreten.

Ein feh­len­der Rei­se­part­ner sollte Dich nicht vom Rei­sen abhal­ten. Ganz im Gegen­teil: Jeder, abso­lut jeder Mensch täte gut daran für meh­rere Monate in sei­nem Leben alleine zu Rei­sen, indi­vi­du­ell als Back­pa­cker. Diese Erfah­rung ist durch nichts zu ersetzen.

Aber unter uns, ich reise lie­ber im Duo. Geschätzte 8 von mei­nen 10 liebs­ten Rei­se­mo­mente sind mir nur des­halb stark in Erin­ne­rung geblie­ben, weil ich sie mit einem oder meh­re­ren gleich­ge­sinn­ten Mit­rei­sen­den geteilt habe.

weltkugelgreg

Vor der Trennung

Der Pro­to­typ des Allein­rei­sen­den Chris­to­pher McCand­less ist bekannt aus dem Buch und Film Into The Wild. Als Chris­to­pher die ersehnte Ein­sam­keit end­lich in der Wild­nis von Alaska fin­det, krit­zelt er in sein Notizbuch:

„Hap­pi­ness is only real, when shared“

„Nur geteil­tes Glück ist wah­res Glück“

Harte Ansage oder?
Was meinst Du dazu?

delphin

Del­phine sind nicht die ein­zi­gen sozia­len Tiere

Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr mich diese Behaup­tung gestört hat.

„Nur geteil­tes Glück ist wah­res Glück“

  • • Wie anmaßend!
  • • Nie­mand kann mir vor­schrei­ben, wie ich glück­lich werde!
  • • Ich bin nicht auf andere Men­schen angewiesen!
  • • Ich kann mein Glück in mir selbst finden!

Wenn Du etwas län­ger über diese Worte nach­denkst, dann stellst Du fest, dass ich sie miss­ver­stan­den habe. Natür­lich kön­nen wir Glück in uns selbst fin­den und wahr­schein­lich nur dort. Aber die­ses Glück mit jeman­dem zu tei­len, der es ver­steht? Das ist nicht mit Gold aufzuwiegen.

Sag was Du willst, der Mensch ist ein sozia­les Tier.

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Jeongh­wan kommt an Bord

Eine Woche nach der Tren­nung von mei­nem Welt­rei­se­part­ner Greg erreichte ich Pin­gyao. Die Alt­stadt von Pin­gyao ist eine der weni­gen, die Maos Kul­tur­re­vo­lu­tion über­lebt hat und liegt daher fest auf dem Back­pa­cker Trail in China.

In einem typi­schen Back­pa­cker-Hos­tel traf ich Jeongh­wan, der als Korea­ner in China immer für einen Chi­ne­sen gehal­ten wurde. Jeongh war locker und ent­spannt. Wir hat­ten einen ähn­li­chen kul­tu­rel­len Hin­ter­grund und unge­fähr glei­che Rei­se­vor­stel­lun­gen. China war für uns beide fremd und unge­wöhn­lich. Er ist intro­ver­tiert, ich bin es auch.

Wir haben X’ian erkun­det, Chengdu und die größte Stadt der Welt Chong­qing. Wir haben Schlaf­wa­gen in der Bahn und Dop­pel­zim­mer im Hos­tel geteilt. Wir sind 3 Tage lang den Yangtze auf einem Schiff hin­un­ter­ge­fah­ren bis zum gewal­ti­gen Drei­schluch­ten-Damm. Schließ­lich haben wir in einer Eng­lisch-Schule in Yangs­hou als frei­wil­lige eng­lisch­spra­chige Kon­ver­sa­ti­ons­part­ner angeheuert.

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Jeongh und ich auf dem Yangtze

Die­ser glor­rei­che Monat in China hätte auch ohne Jeongh Spass gemacht. Aber mit ihm wur­den die Erfah­run­gen bun­ter, lau­ter, lus­ti­ger und unver­gess­lich. Jeongh ist ein coo­ler Hund und war zur rich­ti­gen Zeit am rich­ti­gen Ort.

Ich habe heute kei­nen Kon­takt mehr zu Jeongh, aber das ändert nichts an der Qua­li­tät mei­ner und ich ver­mute auch sei­ner Erin­ne­run­gen an unsere gemein­same Reise.

„It’s not the places you go, it’s the peo­ple you meet“

(unbe­kannt)

Ich habe noch viele Jeonghs unter­wegs getrof­fen und mich immer wie­der kurz- oder län­ger­fris­tig mit ihnen zusam­men­ge­tan. Nach mei­ner Erfah­rung blei­ben die Men­schen, die Du auf Dei­ner Reise triffst, mehr in Erin­ne­rung als Sehens­wür­dig­kei­ten, Städte oder Strände.

zweisam

Glück kommt im Doppelpack

Frage dich also immer, ob es Sinn macht auf eine feste Rei­se­route zu bestehen, statt Dich einem Rei­se­part­ner anzu­schlie­ßen, egal wo er hin will.

Noch ein Beispiel: 
Ein Jahr spä­ter war ich gerade 3 Wochen von Süden nach Nor­den solo durch Viet­nam gereist. Ich hatte das China Visum zur Wei­ter­reise schon im Pass. Doch dann bin ich um 180° umge­kehrt und noch­mal 3 Wochen in der Gegen­rich­tung durch Viet­nam gereist.

Sai­gon – Hanoi – Sai­gon, non­stop Über­land: das macht sonst kein Mensch. Der Grund war, das ich in Hanoi ein Münch­ner Mädel getrof­fen hatte und wir hat­ten eine gute Zeit zusam­men auf der Insel Cat Ba. Ihr Rück­flug ging von Bang­kok, also reiste ich mit ihr dahin zurück.

Wir kamen durch genau die glei­chen Orte, die ich wenige Wochen oder nur Tage vor­her schon aus­rei­chend erkun­det hatte. Mit dem rich­ti­gen Rei­se­part­ner war die zweite Viet­nam-Durch­que­rung eine ver­stärkte und teil­weise völ­lig neue Erfah­rung, selbst so etwas Bana­les wie ein Abendessen.

Es war eine gute Ent­schei­dung und meine eigent­lich geplante China-Reise ist nicht davongelaufen.

einsam

One is the lone­liest number…

Gelernte Lektionen:

  • • Allein­rei­sen ist 1000 Mal bes­ser, als gar nicht zu Rei­sen und posi­tiv für die Charakterbildung.
  • • Halte Dir als Allein­rei­sen­der die Mög­lich­keit offen Gleich­ge­sinnte zu fin­den, mit denen Du Erfah­run­gen tei­len kannst.
  • • Die pas­sen­den Men­schen sind wich­ti­ger als Reiserouten.

Alles in allem war die früh­zei­tige Tren­nung von mei­nem Welt­rei­se­part­ner Greg eine große Berei­che­rung für meine Welt­reise und und letzt­lich mich selbst. Ich war Greg nie böse und fand seine Ent­schei­dung von Anfang an wich­tig und rich­tig. Auch Greg hat den Rat­schlag beher­zigt, dass die pas­sen­den Men­schen wich­ti­ger sind als Reiserouten.

macchupicchu

Greg und ich viel spä­ter in Südamerika

Ich habe Greg und seine Freun­din spä­ter noch mehr­mals wie­der getrof­fen. Auch das war jedes Mal eine tolle Erfah­rung, egal ob in Tibet, Nepal, Thai­land, Viet­nam, Ecua­dor, Peru, Boli­vien oder Deutsch­land. Greg und seine Freun­din aus der Mon­go­lei sind heute noch ein Paar. 3 Jahre spä­ter leben die bei­den jetzt zusam­men in Deutsch­land und ich freue mich sie beim nächs­ten Hei­mat­be­such zu sehen.

Für mich per­sön­lich ist das Allein­rei­sen erst ein­mal Geschichte. Ich reise seit 1,5 Jah­ren mit mei­ner Freun­din rund um die Uhr zusam­men. Ich habe sie auf einer Part­ner­börse ken­nen­ge­lernt und Du kannst das auch.

Reist Du lie­ber alleine oder im Duo / in der Gruppe?

Cate­go­riesWelt
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  2. „Allein wirst du nicht glück­lich, den Sinn geben dir andere“, sagte der Musi­ker Donato mal.

    Ich reise aller­dings auch gerne allein, ein­fach weil man sich so unge­bun­den und frei in sei­nen Ent­schei­dung fühlt wie sonst kaum.

  3. Naninka says:

    Ich kenne Bei­des und mag Beides.
    Ich bin wahn­sin­nig gerne alleine unter­wegs. Ich kann selbst ent­schei­den, was ich wann wie mache und muss keine Rück­spra­che hal­ten und keine Rück­sicht nehmen.
    Gleich­zei­tig kann das aber auch ganz schön ein­sam wer­den, und so teile ich mich auf Rei­sen sehr viel mit und kom­mu­ni­ziere stän­dig mit mei­nem Umfeld zuhause.
    Bin ich nicht alleine unter­wegs, ist die Kom­mu­ni­ka­tion nach­hause nicht so aus­ge­prägt. Und auch dann habe ich wahn­sin­nig viel Spaß unter­wegs und geniale Momente. Geteil­tes Glück und gemein­same Erleb­nisse sind ebenso wertvoll.
    Daher: die Mischung machts!

  4. Mel says:

    Schön geschrie­ben. Ich bin 2 Jahre damals alleine um die Welt gereist und war aber nie allein – außer, wenn ich allein sein wollte.
    Ich konnte immer sel­ber ent­schei­den wann ich was machen möchte und habe immer wie­der neue Men­schen ken­nen­ge­lernt mit denen ich eine zeit­lang gereist bin.
    Und so ist es am bes­ten – ist meine Meinung.

  5. Alexander Der Schwede says:

    Sehr schone Lesung! Ich wurde beide sagen! Ich reiste allein als ich mein beste Freund getrof­fen habe. Jetzt hat sich unsere Leben ver­an­dert. Wir wer­den viel­leicht nie wider zusam­men rei­sen, aber die Eri­nun­gen wer­den fur immer in unsere Her­zen blei­ben. Die­ser Freund ist Johan­nes Klaus, und er hat diese tolle Web­seite gestartet :)
    Wenn man allein reist mann lernt nicht nur andere Leute kennenlernen…man lernt sich selbst kennenlernen.

  6. Guter Arti­kel!

    Ich bin die esten 2,5 Monate mei­ner Reise mit 2 ande­ren Back­pa­ckern gereist und habe mich danach ent­schlos­sen alleine durch Asien zu rei­sen. Ich habe ab und zu für ein paar Tage mit jeman­den zusam­men­ge­spannt und dann war ich wie­der solo unter­wegs. Die abso­lut bes­ten Erfah­run­gen Rei­se­er­fah­run­gen habe ich alleine gemacht, es gibt viele Situa­tio­nen in die man zu zweit gar nicht rein­kommt weil dich die Locals anders wahr­neh­men. Sie den­ken viel­leicht du fühlst dich ein­sam (was ziem­lich oft ja auch der Fall ist) und dann laden sie dich eher mal zu einem Abend­essen oder einem kul­tu­rel­len Event ein.

    Nichts­des­to­trotz geniesse ich es mit ande­ren zu rei­sen, nach­dem ich 4 Monate alleine im nir­gendwo unter­wegs war wollte ich wie­der Kon­takt mit ande­ren Back­pa­ckern haben.
    Ich denke auch das es viel schwie­ri­ger ist für intro­ver­tierte Men­schen alleine zu rei­sen weil man halt ziem­lich oft ein­sam ist. Zum Glück bin ich nicht intro­ver­tiert, respek­tive ich habe rela­tiv schnell ange­fan­gen Men­schen auf der Strasse anzuquatschen. 

    Wenn mich andere Rei­sende gefragt haben ob ich nicht unglaub­lich ein­sam sei habe ich oft erwie­dert: „I may be alone but never lonely“

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