Rei­sen. Non­stop Bewe­gung. Sich trei­ben las­sen. Schmut­zige Stra­ßen. Reis­sende Flüsse. Gefähr­li­che Gas­sen. Span­nende Men­schen. Aben­teuer rund um die Uhr. Adre­na­lin­kicks all you can get. Der beson­dere Moment. In jeder Sekunde. Ferien für immer. Fremde Kul­tu­ren. Kul­tur­schock for free. Skur­rile Spei­sen. Aber nur dort „wo die Ein­hei­mi­schen sind.“ Län­der inha­lie­ren. Sich bil­den. Und sich was drauf ein­bil­den. Sich bewe­gen. Immer zu und pau­sen­los. Ent­de­cken. So viel wie mög­lich. Und in der kür­zes­ten Zeit. Nur ein­fach nie­mals stehenbleiben.

 

Nein. Das ist es nicht. Nicht ganz. Nicht immer. Nicht für mich. Rei­sen ist zwei­fels­ohne wun­der­voll und kann all diese Facet­ten bie­ten. Manch­mal mehr. Und manch­mal weni­ger. Doch all dies zusam­men und immer zu? Das würde mich in den Wahn­sinn treiben.
Nach nun mehr als einem Jahr on the road ver­langt das Rei­sen von mir immer wie­der Momente des Inne­hal­tens, des Reflek­tie­rens, des Hin­ter­fra­gens, des Ruhens. Zum einen, weil ich das Tempo und das „all you can get“ auf Dauer weder geis­tig noch kör­per­lich durch­hal­ten würde. Zum ande­ren weil ich kei­nen Frei­raum hätte, all das Erlebte, das Ent­deckte, das Schöne, auch das nicht so Schöne, das Glück, das Unglück, das Lus­tige, das Bizarre oder das Wun­der­bare zu verarbeiten.

Peter und ich sind – nach unse­ren zwei Mona­ten am Strand Süd­in­di­ens – zum zwei­ten Mal auf die­ser Reise in ein klei­nes Zeit­loch gefal­len. Zusam­men mit unse­rem Truck, unse­rem fah­ren­den Zuhause ste­hen wir auf einer klei­nen Wiese am Ende des Pokhara Val­leys. Oder wie Peter neu­lich zu jeman­dem sagte „Wir leben gerade. Nur eben nicht in Deutsch­land.“ Nun gut, eigent­lich hät­ten wir uns am heu­ti­gen Tag zum zwei­ten Mal in der Wüste Gobi befin­den sol­len. Hät­ten. Müss­ten. Wür­den. Doch das ist eine andere Geschichte.

Zunächst sind wir natür­lich sehr trau­rig, dass China uns einen Strich durch unsere Tibet Durch­fahrt gemacht hat, doch sind diese Plan­än­de­run­gen nicht fes­ter Bestand­teil unse­rer Reise? Und so heißt es für uns „Die Route wird neu berech­net!“ Die Fügung des Schick­sals akzep­tie­rend wird kur­zer­hand recher­chiert, geplant, gescho­ben, über­legt und ent­schie­den. Und so steht auch schon bald der neue Plan für die kom­men­den Monate. Wir sind gespannt. Und freuen uns sehr!

Kurz und gut. Erschöpft von auf­re­gen­den Wochen in Indien, auf dem Anna­purna Trek sowie in und um Kat­mandu ste­hen wir nun auf die­ser klei­nen, unheim­lich fried­li­chen Wiese und hal­ten inne. Wir machen jetzt Rei­seur­laub. Wir haben Ferien. Rei­se­fe­rien. Wir drü­cken auf „Pause“. Wir atmen auf. Wir fah­ren run­ter. Wir sam­meln Kraft. Wir genie­ßen die Stille. Wir reflek­tie­ren. Wir tau­schen uns aus. Wir spre­chen über das Gesche­hene. Wir freuen uns auf das Kom­mende. Wir berei­ten uns vor. Und so ver­ge­hen einige Tage, die nach außen erschre­ckend unspek­ta­ku­lär wir­ken – und für uns beide nach innen doch aus­ge­spro­chen wun­der­voll und heil­sam sind.

Wir schaf­fen uns eine kleine Gar­ten­idylle vor unse­rem Truck und genie­ßen die auf Rei­sen so wohl­tu­ende Rou­tine. Das Vor­zelt seit lan­gem wie­der ein­mal auf­ge­baut ver­brin­gen wir die hei­ßen Tage und die lauen Abende drau­ßen – und fin­den dann doch mehr Aben­teuer als erwar­tet: die Monate auf den stau­bi­gen Stra­ßen haben ihre Spu­ren im und um unse­ren Truck hinterlassen.

Und so wer­den kur­zer­hand geschun­dene Mos­ki­to­netze geflickt, stau­bige Fens­ter geputzt, in Mit­lei­den­schaft gezo­gene Klei­dungs­stü­cke gestopft, ram­po­nierte Tische gestri­chen, kaputte Stühle geflickt, tiefe Schränke aus­ge­räumt, geheim­nis­volle Kis­ten ent­rüm­pelt, schmut­zige Was­ser­tanks geputzt, durch­lö­cherte Hosen genäht, krie­ge­ri­sche Yoga­hal­tun­gen ange­nom­men und neben­bei lebens­er­hal­tende Kuchen gebacken.
Wir neh­men den todes­mu­ti­gen Kampf mit hin­ter­häl­ti­gen Mos­ki­to­an­grif­fen und Käfer­pla­gen auf, es wer­den vor Unheil schüt­zende Türen repa­riert, Fens­ter vor dem kom­men­den Mon­sun abge­dich­tet, über­le­bens­wich­tige Ven­ti­la­to­ren instand gesetzt … und wäh­rend viele Over­lan­der behaup­ten „Duck­tape“ sei der beste Freund des Rei­sen­den, so müs­sen wir dies lei­der wider­le­gen – mit der ent­si­cher­ten Sili­kon­pis­tole in der erho­be­nen Hand!

Und wenn man dann die Wäsche der letz­ten zwei Monate zusam­men mit den ein­hei­mi­schen Frauen von Hand am Brun­nen schrubbt, die klei­nen Geschäfte im recht ver­schla­fe­nen Dorf nicht viel mehr als ein paar Schrau­ben und ein­zelne Toma­ten zu bie­ten haben, die nächste Stadt zwar nur etwa neun Kilo­me­ter ent­fernt, doch nur auf einer eigent­lich nicht vor­han­de­nen Straße zu errei­chen ist – wes­halb man den Weg gerne zu Fuß bestrei­tet anstatt mit dem Fahr­rad oder Bus – dass es gutes Quell­was­ser oft nur wäh­rend der 12 Strom­stun­den pro Tag gibt, dass tags­über mitt­ler­weile gefühlte 45 Grad herr­schen – plus 5 Grad im Truck – bevor nach­mit­tags wilde Gewit­ter und Stürme übers Land zie­hen, so bie­tet uns unsere kleine Gar­ten­idylle sogar etwas zau­ber­haft Abenteuerliches.

Wir genie­ßen unser Dasein. Wir schla­fen lange und gehen den­noch früh zu Bett. Wir balan­cie­ren wie Kin­der auf Bam­bus­stö­cken, spie­len Back­gam­mon, lesen mehr als sonst und schrei­ben unsere Erin­ne­run­gen auf. Wir freuen uns über ein paar Sätze mit den Dorf­be­woh­nern beim Gemü­se­kauf, die Bau­ern auf den Reis­fel­dern um uns herum die laut ihre Was­ser­büf­fel diri­gie­ren um die Fel­der zu pflü­gen, die Sterne, den Voll­mond, das laute Kon­zert der Gril­len in der Nacht, das wilde Geschrei der sehr klei­nen Schul­kin­der, die täg­li­che Abküh­lung wenn am Nach­mit­tag der kurze Regen ein­setzt … und ab und zu schauen wir doch ein­fach nur in den Him­mel und essen einen selbst geba­cke­nen Keks.

Ja. Das Rei­sen ver­langt auch hin und wie­der nach einer Pause. Momente des puren Wei­lens und des Lebens. Doch schon in weni­gen Wochen krib­belt es wie­der. Und dann freuen wir uns wie­der auf … Non­stop Bewe­gung. Sich trei­ben las­sen. Schmut­zige Stra­ßen. Reis­sende Flüsse. Gefähr­li­che Gas­sen. Span­nende Men­schen. Aben­teuer rund um die Uhr. Adre­na­lin­kicks all you can get. Den beson­de­ren Moment. In jeder Sekunde. Ferien für immer. Fremde Kul­tu­ren. Kul­tur­schock for free. Skur­rile Spei­sen. Aber nur dort „wo die Ein­hei­mi­schen sind.“ Län­der inha­lie­ren. Sich bil­den. Und sich was drauf ein­bil­den. Sich zu bewe­gen. Immer zu und pau­sen­los. Ent­de­cken. So viel wie mög­lich. Und in der kür­zes­ten Zeit. Nur ein­fach nie­mals stehenbleiben. :)

 

 

 

 

Cate­go­riesNepal
Jennifer und Peter Glas

Ihr erstes gemeinsames Zuhause ist ein Unimog-Van. Jen und Peter kennen sich erst vier Monate, als sie beschließen, zusammen die Welt zu befahren – ihre Hochzeitsreise wird ein epischer Roadtrip.
Die abenteuerliche Hochzeitsreise von München über den Balkan, Iran, Oman, Indien und Südostasien bis nach Wladiwostok verfolgen tausende Fans auf ihrem Blog Glaarkshouse.
Jetzt auch als wunderschöner Lese-Bildband erhältlich: ROADTRIP - Eine Liebesgeschichte von Jen und Peter Glas. Überall wo es Bücher gibt und in unserem Online-Shop.

  1. Mensch wie recht Ihr habt ! Urlaub vom Urlaub, ver­ste­hen nicht viele aber man kann ein­fach keine Monate Voll­gas geben, zuviele Ein­drü­cke, es wirkt schon so als würde sich alles mehr oder weni­ger über­schrei­ben. Man muss auch mal ver­dauen können !

    Hof­fent­lich hört man von euch was wenns dann wei­ter geht :D

    Mat­thias

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