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Die Indonesier haben ’nen Vogel

Und meis­tens haben sie gleich Meh­rere. Das Zwit­schern der gefie­der­ten, bun­ten Piep­ser ist so beliebt, dass es in jeder grö­ße­ren Stadt einen Vogel­markt gibt.

„This bird is expen­sive“ sagt unser Gast­va­ter, als wir auf der Ter­asse unse­res Los­men einen star­ken Java-Kaf­fee genie­ßen. Wäh­rend ich in mei­ner Tasse den dunk­len Boden­satz ver­rühre, zeigt er auf einen klei­nen Vogel auf dem gegen­über­lie­gen­den Dach. Der schwarz-orange Vogel ist sei­nem Herr­chen ent­wischt und träl­lert ver­gnügt über seine frisch erlangte Frei­heit. Die Haus­ein­gänge zie­ren Vogel­kä­fige wie Gera­nien. Mit ihrer Far­ben­pracht und ihrem Gesang erfreuen sie das Gemüt ihrer Besit­zer. Ab und an wer­den die Vögel sogar gegos­sen, damit kei­nes der teu­ren Exem­plare einen Hit­ze­schlag bekommt und tot von sei­ner Stange fällt.

Vogeldusche

Als Vor­sichts­maß­nahme gegen die Vogel­grippe wurde der Vogel­markt aus Yog­ya­kar­tas Innen­stadt in einen Vor­ort ver­legt. Stau­nend laufe ich die engen Gänge ent­lang. Knall­rote Papa­geien, zitro­nen­gelbe Mini-Vögel­chen, höl­zern erstarrte Eulen, regen­bo­gen­far­bene Küken und stolze Hähne krä­hen, zwit­schern, gur­ren und sin­gen. Federn flie­gen durch die nach Vogel­fut­ter rie­chende Luft. Wer ein Haus­tier zum Knud­deln haben will, fin­det hier auch flau­schige Maine Coone Kat­zen und fie­pende Hun­de­wel­pen. Oder Affen. Oder Igel. Oder Fische. Oder Schlan­gen. Allen gemein ist Eines: die Liebe zu den schö­nen Geschöp­fen ist gleich­zei­tig ihr Ver­häng­nis- und so fris­ten sie ein Leben in Gefangenschaft.

igel

Eulen

Der Vogel­markt ist kein Zoo. Es wird begut­ach­tet, gefeilscht, gekauft. Ich fühle mich den­noch wie ein Zoo­be­su­cher, aber ich will ja auch kei­nen Vogel kau­fen. Also laufe ich zwi­schen den über­ein­an­der gesta­pel­ten Käfi­gen hin und her, mache den Kauf­in­ter­es­sier­ten Platz und ruhe mich an den „unbe­lieb­ten“ Vogel­stän­den vom Markt­le­ben aus.

Papagei_2Papageien

Ein schwar­zer Wisch­mopp ent­puppt sich als tot umge­fal­le­nes Huhn. Mit dem Schna­bel hängt es noch halb im Fut­ter. Den glei­chen Tod ereilt ein Chin­chilla. Kopf­über liegt es im Was­ser­napf, die dün­nen Bein­chen bau­meln leb­los her­un­ter. Stau­nen, Neu­gier, Mit­leid und Ekel ver­mi­schen sich in mei­nem Magen und lie­gen irgend­wann wie ein schwe­rer Brei in mir.

Als ich den Markt ver­lasse, atme ich tief durch. Und freue mich für den schwarz-oran­gen Vogel vom Morgenkaffee.

Regenbogenküken

Katze

Cate­go­riesIndo­ne­sien
Aylin & Stefan Krieger

Aylin & Stefan waren mal 1,5 Jahre auf Weltreise. Das reicht ihnen aber nicht. Stefan sucht Abenteuer. Aylin liebt die Freiheit unterwegs. Darum zieht es sie immer wieder raus in die weite und nahe Welt. Ihre Sicht der Dinge gibt es dann auf Today We Travel. In Wort & Bild. Subjektiv. Ehrlich.

  1. Maik says:

    Die bun­ten Küken schlep­pen auch die Kid­dies auf den Phil­ip­pi­nen in klei­nen Korb-Käfi­gen mit sich rum (bis sie tot sind wahrscheinlich… :-( ).

  2. Oli says:

    Sol­che Vogel­märkte habe ich in Indo­ne­sien auch mehr­mals gese­hen. Den „bes­ten“ (sprich: gröss­ten) fand ich in Malang. Ich hatte aller­dings den Ein­druck, dass diese Parks ein regio­na­les Phä­no­men sind. Ich sah sie nur auf Java. In Bali und Lom­bok aber auch auf Sula­wesi sind sie mir nie aufgefallen.

    1. Aylin says:

      Stimmt! Wir haben auf Bali/ Sula­wesi auch „nur“ noch klei­nere Vogel­ver­kaufs­stände gese­hen. Der Markt in Malang war in der Tat beein­dru­ckend, vor allem durch die Lage am Fluß.

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