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23 Kuriositäten über Indien, die du noch nicht wusstest

1. Beauty Babys – die geschminkten Kleinsten

Auf dem Indi­schen Sub­kon­ti­nent, also auch in Paki­stan, Nepal, Ban­gla­desch und Sri Lanka, schmin­ken Eltern ihre Babys ab dem zwei­ten Lebens­mo­nat bis zum drit­ten Lebens­jahr mit Kajal, einer schwar­zen Paste aus Kokos­nussöl und Ruß oder Aloe Vera. Dabei hat Kajal wenig mit dem west­li­chen Schmink­stift zu tun. Dem kul­tu­rel­len Brauch zufolge schützt die Paste vor bösen Geis­tern. So tra­gen die Klei­nen Kajal auf den Augen­li­dern, als dunkle Kreise auf der Stirn, am Haar­an­satz oder auf den Fuß­soh­len – wohl geschützt vor dem Schlech­ten auf der Welt.

2. Das Ideal der bleichen Haut

Das Schön­heits­ideal in Indien ist die weiße Haut der west­li­chen Welt. Wäh­rend wir uns im trü­ben Europa einen dunk­le­ren Teint wün­schen, ver­heißt dunkle Haut in Indien nichts Gutes. Sie sym­bo­li­siert die Men­schen der unte­ren sozia­len Klas­sen, die harte, kör­per­li­che Arbeit im Freien ver­rich­ten müs­sen und der Sonne schutz­los aus­ge­lie­fert sind. Ein guter Job in Indien ist stets son­nen­ge­schützt. Am liebs­ten in einem kli­ma­ti­sier­ten Büro. Spä­tes­tens bei der Wahl eines Ehe­part­ners spielt die Haut­farbe in Indien eine exis­ten­zi­elle Rolle. Müt­ter raten ihren Töch­tern, nicht in die Sonne zu gehen, man wolle ja noch einen Ehe­mann für sie fin­den. In Hei­rats­ge­su­chen in der Zei­tung wird stets erwähnt, dass die zukünf­tige Ehe­frau mög­lichst hell­häu­tig zu sein habe. Große Pla­kate und Wer­be­an­zei­gen prei­sen über­all im Land Auf­hel­lungs­cremes und –wäs­ser­chen an, die über Nacht eine magi­sche Blei­che ver­spre­chen. Auch die Haut­farbe sämt­li­cher abge­druck­ter Wer­be­per­so­nen wird mit Hilfe von Foto­be­ar­bei­tungs­pro­gram­men im Nach­hin­ein auf­ge­hellt. In Fil­men des süd­lichs­ten Bun­des­staa­tes Tamil Nadu wer­den keine Rol­len mit ein­hei­mi­schen Frauen aus Tamil Nadu besetzt, da ihre Haut­farbe schlicht zu dun­kel ist. Statt­des­sen wer­den hell­häu­ti­gere Frauen aus Nord­in­dien oder gar aus Europa ange­heu­ert, die dann tami­li­sche Frauen ver­kör­pern. Helle Haut ist ein enor­mer Vor­teil im Beruf, bei der Part­ner­wahl und im gesell­schaft­li­chen Leben gene­rell. Einige Inder machen kei­nen Hehl dar­aus, dass es ein Ziel in ihrem Leben sei, ein­mal Sex mit einer wei­ßen Frau oder einem wei­ßen Mann zu haben.

Inside India
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3. Gold

In Indien lagern rund 20.000 Ton­nen Gold in Pri­vat­haus­hal­ten, das ent­spricht etwa 13% der seit Anbe­ginn der Mensch­heit geför­der­ten Menge an Gold und hat einen Wert von einer Bil­lion US-Dol­lar. Indien ist, nach China, der zweit­größte Gold­im­por­teur der Welt.

Jedes Jahr führt das Land zwi­schen 700 und 800 Ton­nen Gold ein, das ist etwa ein Fünf­tel der Welt­pro­duk­tion. In ers­ter Linie wird der Roh­stoff zu Schmuck ver­ar­bei­tet, der vor allem bei indi­schen Hoch­zei­ten zum Vor­schein kommt. Es ist Brauch, dass die Eltern der Braut der Fami­lie des Bräu­ti­gams Unmen­gen Schmuck schen­ken. Offi­zi­ell ist die Mit­gift in Indien zwar ver­bo­ten, jedoch wird diese Tra­di­tion noch immer mit gro­ßen Ges­ten voll­zo­gen. Etli­che Fami­lien ver­schul­den sich dabei hoff­nungs­los. Diese finan­zi­elle Belas­tung trägt mit dazu bei, dass in vie­len indi­schen Fami­lien Söhne weit ange­se­he­ner sind als Töchter.

4. Saris, die weibliche Schönheit und das dunkle Geheimnis

Der Sari ist Indi­ens cha­rak­te­ris­ti­sches Klei­dungs­stück. Er gehört zu den bekann­tes­ten Gewän­dern der Welt und ver­bin­det die tra­di­tio­nelle Kul­tur des Sub­kon­ti­nents mit einem ele­gan­ten Aus­se­hen. Schon seit dem drit­ten Jahr­tau­send vor Chris­tus hül­len sich Frauen in ihre Saris.

Der Sari besteht aus einem ein­zi­gen, recht­ecki­gen Stück Stoff von etwa fünf bis acht Metern Länge. Das Paluv, das Schul­ter­stück des lan­gen Tuchs, ist beson­ders deko­ra­tiv gestal­tet. Der Haupt­teil des Saris ist dage­gen meist schlicht gehal­ten. Er wird fünf bis sechs Mal gefal­tet, bevor er an der Hüfte fest­ge­steckt wird. Unter dem Sari trägt die Frau einen lan­gen Unter­rock. Am Ober­kör­per trägt sie meist eine kurze feste Bluse, die Choli. Tra­di­tio­nell tra­gen indi­sche Frauen ihre Saris zu jeder Gele­gen­heit. Egal ob sie zu einer Hoch­zei­ten ein­ge­la­den sind, ins Büro, ins Kino, zur Arbeit auf dem Feld oder auf dem Bau gehen. Mitt­ler­weile bevor­zugt die junge Gene­ra­tion jedoch zuneh­mend einen west­li­chen Klei­dungs­stil, der im All­tag beque­mer zu tra­gen ist. Junge Frauen holen ihre Saris nur noch zu fest­li­chen Anläs­sen und Fei­er­ta­gen aus dem Schrank.

Doch die hüb­schen Saris haben eine dunkle Seite. Ihr dau­er­haf­ter Gebrauch im feucht-hei­ßen Klima des Sub­kon­ti­nents ist stark gesund­heits­schäd­lich. An der Hüfte, dort wo der Sari eng am Kör­per liegt, wird die Haut ver­mehrt mit Staub und Schweiß­rück­stän­den ver­un­rei­nigt. Die bun­ten, stark schwer­me­tall­hal­ti­gen Far­ben der Stoffe grei­fen die Haut an und füh­ren zu einer stän­di­gen Rei­zung. Die Folge ist der soge­nannte  Sari-Haut­krebs, der ent­lang der Hüf­ten der Frauen auf­tritt, und zu Schup­pen­bil­dung oder Pig­ment­stö­run­gen führt.

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5. Dienstmädchen ahoi

Für Men­schen der Mit­tel- und Ober­schicht in Indien gehö­ren ange­stellte Dienst­mäd­chen zum All­tag. Sie küm­mern sich um den Haus­halt, berei­ten Mahl­zei­ten zu und erle­di­gen die Ein­käufe. Dabei ist ihre Arbeits­kraft so güns­tig, dass es nichts Außer­ge­wöhn­li­ches ist, wenn selbst ein 30-jäh­ri­ger Sin­gle drei Män­ner und Frauen beschäf­tigt, die sechs Tage in der Woche bei­nahe rund um die Uhr für ihn arbei­ten. Mor­gens berei­ten sie den Tee frisch zu, zur Mit­tags­pause oder nach Fei­er­abend steht das Essen bereits damp­fend auf dem Tisch. Auch in der Abwe­sen­heit ihres Arbeit­ge­bers haben sie immer etwas zu tun. So wird geputzt oder Wäsche gewa­schen. Ihre Arbeit ist so mäßig bezahlt, dass ihre schweiß­trei­bende Hand­wä­sche güns­ti­ger ist, als die Anschaf­fung einer Waschmaschine.

6. Seifenopern des Lebens

Der Fern­se­her steht im Mit­tel­punkt der meis­ten indi­schen Haus­halte. Auch wenn das Pro­gramm nicht inten­siv ver­folgt wird, läuft der Fern­se­her den gan­zen Tag im Hin­ter­grund und strahlt die schil­lernds­ten indi­schen Sei­fen­opern und Spiel­filme in die Wohn­zim­mer des Lan­des. Die Hand­lung ist dabei stets die Glei­che. Es geht um die unglück­li­che, weil uner­füllte Liebe, die an den elter­li­chen Anfor­de­run­gen oder Unter­schie­den in Reli­gion, Kaste oder sozia­ler Klasse schei­tert. Zweit­häu­figs­tes Thema ist die schwie­rige Bezie­hung der frisch ver­hei­ra­te­ten Frau zu ihrer Schwie­ger­mut­ter. Nach einer Hoch­zeit ist es in Indien üblich, dass die Frau mit ihrem Mann zu sei­ner Fami­lie zieht. In den Sei­fen­opern wird die frisch Ver­mählte meist von der hin­ter­häl­ti­gen Schwie­ger­mut­ter zur Haus­ar­beit ver­don­nert oder ist ihren Intri­gen und Sti­chel­leien schutz­los ausgeliefert.

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7. McDonalds ohne Rindfleisch

Kühe gel­ten im hin­du­is­ti­schen Indien als hei­lig. Daher bie­ten die zahl­rei­chen McDo­nalds-Filia­len in den gro­ßen Städ­ten kein Rind­fleisch an. Dort gibt es weder den Big Mac noch einen übli­chen Cheese­bur­ger zu kau­fen. Hier wer­den neue, auf den indi­schen Geschmack ange­passte Bur­ger ange­bo­ten, die meist Hühn­chen­fleisch ent­hal­ten und sehr scharf gewürzt sind: unter ande­rem der Maha­raja Mac, den McSpicy Chi­cken oder den Big­S­picy Paneer Wrap.

8. Lecker Pappe

Indi­sche Kühe fres­sen gerne Pappe und Papier. Wäh­rend ich gerade in einem Café auf meine Tas­ta­tur tippe, kam soeben eine große, hell­braune Kuh auf die Ter­rasse geschlen­dert, quetschte sich ziel­ge­rich­tet durch Tische und Stühle hin­durch, klaute die gefal­tete Tages­zei­tung vom Tisch und fraß sie in aller See­len­ruhe auf.

9. Schmuggelware Kuh

In Indien sind Kühe hei­lig. Jedoch wer­den jähr­lich bis zu zwei Mil­lio­nen Rin­der ins benach­barte Ban­gla­desch geschmug­gelt. Auf den grenz­na­hen Vieh­märk­ten im mus­li­mi­schen Nach­bar­land wer­den die indi­schen Tiere ein­fach auf dem Papier zu ban­gla­de­schi­schen Kühen umge­schrie­ben. Mit­samt neuer, gefälsch­ter Papiere wer­den sie dann direkt in die Schlacht­häu­ser nach Dhaka trans­por­tiert. Der rege Kuh­schmug­gel sichert ein gutes Ein­kom­men, brin­gen die Tiere auf dem ban­gla­de­schi­schen Markt doch dop­pelt so viel ein, wie auf dem indi­schen Markt.

Der hindu-natio­na­lis­ti­sche Pre­mier­mi­nis­ter Indi­ens, Naren­dra Modi, möchte die­sen ille­ga­len Han­del gerne unter­bin­den. Um die hei­li­gen Kühe zu schüt­zen, beauf­tragt er 30.000 indi­sche Grenz­sol­da­ten damit, den Kuh­schmug­gel an der Grenze zu Ban­gla­desch zu stop­pen. Doch mit den Regeln und Geset­zen ist es in Indien so eine Sache. Modis Maß­nah­men blei­ben wei­test­ge­hend erfolg­los. Aus ihnen resul­tie­ren ledig­lich ris­kan­tere Schmug­gel­rou­ten und höhere Bestechungs­gel­der. Mitt­ler­weile wer­den die Tiere meist nachts in gro­ßen Her­den über uner­schlos­sene und schwer zugäng­li­che Grenz­ab­schnitte nach Ban­gla­desch getrie­ben, was den Stress der Tiere noch mal immens erhöht.

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10. Leichen verboten

Schil­der in der Metro in Neu-Delhi ver­bie­ten den Trans­port von Lei­chen oder Lei­chen­tei­len, mensch­li­chen Ske­let­ten und Dün­ge­mit­teln jeg­li­cher Art.

11. Verkackt und zugenäht 

70 % der Bevöl­ke­rung in Indien hat kei­nen Zugang zu sani­tä­ren Anla­gen. Gekackt wird aus die­sem Grund drau­ßen. Beliebt sind Strände und offene Grün­flä­chen. Mor­gend­li­che Spa­zier­gänge am Strand oder irgendwo den Son­nen­auf­gang beob­ach­ten wol­len, endet schnell in einer unan­ge­neh­men Situa­tion für beide Sei­ten. So offen der Toi­let­ten­gang in Indien auch getä­tigt wird, so beschä­mend ist er doch für die meis­ten. Frauen brin­gen sich durch nächt­li­che Toi­let­ten­gänge zudem auch immer in Gefah­ren­si­tua­tio­nen. An den tou­ris­ti­schen Strän­den und in Wohn­ge­gen­den der Rei­chen ver­bie­ten Schil­der den öffent­li­chen Toi­let­ten­gang und dro­hen mit einer Geldstrafe.

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12. 2%

Nur zwei Pro­zent der Bevöl­ke­rung in Indien zah­len Steu­ern. Die rest­li­chen 98% ver­die­nen zu wenig, als dass sie Steu­ern zah­len müss­ten oder fin­den andere Wege, um den Steu­er­zah­lun­gen zu ent­kom­men. Indi­ens kom­plette Staats­aus­ga­ben, wer­den also von einem win­zi­gen Bruch­teil der Bevöl­ke­rung finanziert.

13. Zwischen Chinooks und Black Hawks – indische Helikoptereltern

Indi­sche Eltern sind immer da. Sie bestim­men in der Regel, was ihre Kin­der stu­die­ren, wel­chem Beruf sie nach­ge­hen, wo sie woh­nen und wen sie hei­ra­ten. Den Kin­dern kommt es gar nicht in den Sinn, ihren Eltern zu wider­spre­chen, auch wenn sie sich ein ganz ande­res Leben wün­schen und so arran­gie­ren sie sich zwangs­läu­fig mit den Vor­stel­lun­gen ihrer Eltern.

14. Ödes Hausfrauenleben

Das Leben indi­scher Haus­frauen der Mit­tel- und Ober­schicht ist ziem­lich öde. Was soll man als Haus­frau auch den gan­zen Tag tun, wenn meh­rere Haus­halts­hil­fen einem jede mög­li­che Arbeit abneh­men? Gibt es kei­nen Haus­halt, um den man sich selbst küm­mern muss, ist das Haus­frau­en­da­sein obso­let. Doch die Frauen wis­sen sich zu hel­fen. Vor allem Klatsch und Tratsch, die quasi rund um die Uhr lau­fen­den Sei­fen­opern und natür­lich die Kin­der ver­trei­ben die akute Lan­ge­weile. Wir haben häu­fig erlebt, dass erwach­sene Män­ner alle 30 Minu­ten von ihren Müt­tern ange­ru­fen wer­den. Die Für­sorge der (erwach­se­nen) Kin­der scheint für jene die ein­zige Lebens­auf­gabe zu sein.

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15. Hoch lebe die Armee

Im Groß­teil der indi­schen Bevöl­ke­rung herrscht eine beängs­ti­gende Affi­ni­tät für Waf­fen, Krieg und die Armee. Schlen­dert man durch Museen in Indien, sieht man die Ein­hei­mi­schen an den schöns­ten Gemäl­den und Skulp­tu­ren, an Zeug­nis­sen ihrer Jahr­tau­sende alte Kul­tur vor­bei­ra­sen. Sie wol­len zur Abtei­lung mit den Waf­fen, den Schwer­tern, den Rüs­tun­gen, den Geweh­ren. Hier gibt es kaum ein Durch­kom­men. Sel­fies wer­den mit Gegen­stän­den geschos­sen, die kei­nem ande­ren Zweck die­nen, als Men­schen zu töten. Kleine und große Jungs geben sich ihrer Ekstase mit stän­di­gem „Pow Pow Pow“ Gebrüll hin.

Ist irgendwo im öffent­li­chen Raum ein Pan­zer oder gar ein Kampf­flug­zeug aus­ge­stellt, ver­sam­meln sich die Ein­hei­mi­schen in Scha­ren und berüh­ren das Kriegs­ge­rät ehr­fürch­tig. Sie kön­nen gar nicht genug davon bekom­men. Dut­zende Fotos wer­den geschos­sen und sofort irgendwo online gestellt. Offi­ziere und Sol­da­ten der indi­schen Armee haben einen unge­bro­che­nen Rück­halt in der Bevöl­ke­rung und wer­den mit Respekt quasi über­häuft. Das groß­flä­chige Pro­pa­gan­da­pro­gramm der Regie­rung trägt ihren Teil mit kit­schi­gen, über­gro­ßen Pla­ka­ten dazu bei, die beson­ders in den Grenz­ge­bie­ten des Lan­des zu fin­den sind. Sie zei­gen etwa die Sil­hou­et­ten bewaff­ne­ter Sol­da­ten vor einem Son­nen­un­ter­gang, über denen in gro­ßen Let­tern die Worte „Our heros“ prangen.

16. „No means no“, oder etwa nicht?!

Das Nach­stel­len von Mäd­chen und Frauen hat in indi­schen Bol­ly­wood-Fil­men Tra­di­tion. In den meis­ten Schmon­zet­ten der indi­schen Film­in­dus­trie beob­ach­tet man immer wie­der den­sel­ben Plot: Der Mann zeigt Inter­esse an einer Frau, wird aber von die­ser abge­wie­sen. Doch er gibt nicht auf, stellt ihr nach, ver­folgt sie. Man kann getrost von wochen- und mona­te­lan­gem Stal­king spre­chen. Am Ende über­zeugt der Prot­ago­nist die Frau jedoch immer von sei­ner tie­fen Liebe und erobert ihr Herz. Dass sich die Frau am Anfang zunächst ziert ist Teil der indi­schen Zurück­hal­tung, die hier von den Mäd­chen und Frauen erwar­tet wird. Wäh­rend Anti-Ver­ge­wal­ti­gungs-Kam­pa­gnen im Land mit dem Slo­gan „No means no“ wer­ben, pro­pa­gie­ren die Filme Bol­ly­woods, die erheb­lich zur Mei­nungs­bil­dung im kino-ver­rück­ten Land bei­tra­gen, eine andere Ansicht. Hier heißt „No“ ledig­lich „ver­su­che es weiter“.

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17. Schick im Alltag

Das belieb­teste Klei­dungs­stück für Män­ner in Indien ist das geknöpfte Hemd. Das gilt für alle Alters­klas­sen, für Kin­der, Jugend­li­che oder auch Senio­ren. T‑Shirts sieht man im All­tag kaum. Denn mit einem Hemd ist man in fast allen Situa­tio­nen des Lebens pas­send und schick geklei­det. Dabei erfreuen sich beson­ders wild gemus­terte Hem­den gro­ßer Beliebt­heit. Ein­far­bige Hem­den gel­ten als lang­wei­lig. Je wir­rer das Mus­ter, desto bes­ser. Beson­ders klasse sind Hem­den, die mit hun­der­ten klit­ze­klei­ner Schnee­flo­cken, Krin­geln, Punk­ten oder Blü­ten bedruckt sind. So bekommt man extra viel für sein Geld. An zwei­ter Stelle der Beliebt­heits­skala steht das breit gerin­gelte Polo­hemd. Bunte Quer­strei­fen, in zwei bis fünf Far­ben wer­den gerne getragen.

18. Haariges Hören

Zahl­rei­chen Män­nern in Nord­in­dien wach­sen lange Haare in Büscheln aus den Ohren. Echt.

19. It‚s never too dark to be cool

Indi­sche Män­ner ste­hen auf Pilo­ten­bril­len mit dün­nem Gold­rand. Für sie gibt es nichts Coo­le­res. Für Sel­fies und Ein­zel­auf­nah­men hel­fen sie sich gerne gegen­sei­tig aus der Pat­sche und rei­chen die Son­nen­brille ein­fach an ihre Freunde wei­ter. Vor jedem Foto strei­chen sie noch ein­mal groß­zü­gig mit der rech­ten Hand über die Haare, um die Fri­sur in einem idea­len Zustand zu wis­sen. So ent­ste­hen die schöns­ten Boy Group Fotos im Stil der 90er Jahre.

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20. Dauerhafter Hörverlust durch Lärmbelastung

Der andau­ernde Lärm in Indi­ens Groß­städ­ten ver­ur­sacht mit der Zeit bei vie­len Men­schen einen stark ver­min­der­ten Hör­sinn, der bis zum dau­er­haf­ten Hör­ver­lust füh­ren kann. Stu­dien bele­gen, dass drei von vier Poli­zis­ten, die täg­lich Streife in einer der Mega­städte Indi­ens fah­ren, in rela­tiv kur­zer Zeit an per­ma­nen­tem Hör­ver­lust lei­den. Die Wahr­schein­lich­keit nach vier Jah­ren in die­sem Beruf an Schwer­hö­rig­keit zu erkran­ken, liegt bei fast 100%. In Kal­kutta lei­den 4 von 10 LKW-Fah­rern unter einem dau­er­haf­ten Ver­lust ihres Gehörs. Grund dafür ist der Lärm der gro­ßen Fahr­zeuge, die täg­lich durch die Städte rol­len. Circa 170.000 LKWs, Busse, Mini­busse und Taxis fah­ren täg­lich nur durch Kal­kutta. Das per­ma­nente Hupen in Indien trägt einen Groß­teil zur Geräusch­be­las­tung bei. Werte von 100 Dezi­bel im indi­schen Groß­stadt­ver­kehr sind die Regel. Das ent­spricht dem Lärm einer auf Hoch­tou­ren lau­fen­den Ket­ten­säge, direkt neben dem Ohr.

21. Müll

In Indien gibt es keine gere­gelte Müll­ab­fuhr. Der Abfall, der in einem Haus­halt ent­steht, wird ver­brannt oder ein­fach hin­ter das Haus gewor­fen. Im All­tag wird Müll – Ver­pa­ckun­gen jeg­li­cher Art – oft noch am Ort der Ent­ste­hung lie­gen gelas­sen. Bon­bon­pa­pier fällt im Gehen auf die Straße, Plas­tik­fla­schen flie­gen in Büsche, Chips­tü­ten wehen über den Asphalt.

Gene­rell ist Müll in Indien ein gro­ßes Pro­blem. Kleine und große Müll­hal­den exis­tie­ren über­all. Abge­se­hen von eini­gen weni­gen Orten ist es schwie­rig, einen Platz in Indien zu fin­den, an dem kein Müll liegt. Auch fehlt das Bewusst­sein für die Her­aus­for­de­rung, die der Müll für die Natur bedeu­tet. Pro­ble­ma­tisch ist vor allem Indi­ens große Popu­la­tion und die damit ver­bun­dene Menge an Abfall. Recy­cel­sys­teme gibt es nicht und auch die Bereit­schaft Müll zu ver­mei­den ist nicht ver­brei­tet. Aber selbst wir, mit dem euro­pä­isch geschul­ten Müll­ver­ständ­nis, kön­nen nichts aus­rich­ten. Auch wenn wir unse­ren täg­lich pro­du­zier­ten Müll bis ins Hotel mit­schlep­pen, wird er vom Per­so­nal am nächs­ten Tag auch nur irgendwo am Stra­ßen­rand ent­sorgt. Nach Schät­zun­gen des indi­schen Umwelt­mi­nis­te­ri­ums wer­den im Jahr 2030 rund 165 Mil­lio­nen Ton­nen Müll in Indien anfallen.

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22. Krankheiten des Westens

Krank­hei­ten wie Herz-Kreis­lauf-Pro­bleme, Dia­be­tes und Krebs sind mitt­ler­weile Grund für jeden zwei­ten Todes­fall in Indien. 2015 wur­den etwa 70 Mil­lio­nen Inder mit Dia­be­tes dia­gnos­ti­ziert.  Das ent­spricht 9 % der erwach­se­nen Bevöl­ke­rung. Mehr als eine Mil­lion Inder sind im glei­chen Jahr an den Fol­gen von Dia­be­tes gestor­ben. Das Pro­blem fin­det sich vor allem in Indi­ens Mega­städ­ten Neu-Delhi, Mum­bai, Chen­nai und Kal­kutta: Hier lei­det jeder Fünfte an einer Kom­bi­na­tion aus Blut­hoch­druck und Dia­be­tes. Beson­ders schlimm trifft es die Finanz­me­tro­pole Mum­bai. Fast 70% lei­den hier ent­we­der an Dia­be­tes oder Blut­hoch­druck oder bei­dem. In den nächs­ten 20 Jah­ren, so wird erwar­tet, soll die Zahl der Erkran­kun­gen um 150% ansteigen.

Die Ursa­che für den explo­si­ons­ar­ti­gen Anstieg an Dia­be­ti­kern in Indien wird im Lebens­wan­del der neuen Mit­tel­schicht ver­mu­tet. Die Umstel­lung auf west­li­ches, nicht-vege­ta­ri­sches Essen trägt dazu bei. Pizza, Bur­ger und Cola gel­ten der neuen Mit­tel­schicht Indi­ens als west­li­che Sta­tus­sym­bole, mit der sie sich nur allzu gerne schmückt. Bei McDo­nalds zu essen ist cool. Der Bewe­gungs­man­gel, der mit dem stei­gen­den Wohl­stand ein­her­geht, kommt tra­gisch hinzu. Ein Auto ist ele­men­tar im neuen, kom­for­ta­blen Leben der indi­schen Mit­tel­schicht. Stress im Job und lange Büro-Arbeits­zei­ten las­sen dar­über hin­aus keine Zeit für Sport oder gesunde Ernährung.

Wäh­rend die Bevöl­ke­rung auf dem Land noch harte, kör­per­li­che Arbeit ver­rich­tet, gilt kör­per­li­che Arbeit und Bewe­gung in der Mit­tel- und Ober­schicht Indi­ens als ver­pönt. Die Haus­ar­beit wird von Dienst­mäd­chen oder elek­tri­schen Haus­halts­ge­rä­ten ver­rich­tet, jeder Gang wird mit dem Auto, dem Taxi oder der Auto-Rik­scha abge­kürzt. Es scheint, dass die rei­chen Inder am liebs­ten kei­nen Meter zu Fuß auf den stau­bi­gen, oft zuge­müll­ten und über­füll­ten Stra­ßen des Lan­des zurück­le­gen wol­len. Auch Fahr­rad fah­ren nur die­je­ni­gen, die sich kein moto­ri­sier­tes Fahr­zeug leis­ten kön­nen. Die sen­gende Sonne bringt sie nicht nur ins Schwit­zen, sie ver­dun­kelt auch den Teint, was stil­be­wusste Inder um jeden Preis ver­mei­den wollen.

Der akute Bewe­gungs­man­gel ist nicht nur dem neuen Lebens­stil, son­dern manch­mal auch der Situa­tion im Land geschul­det. In den über­füll­ten Städ­ten Indi­ens haben viele Schu­len aus Platz­man­gel häu­fig nicht ein­mal einen Spiel‑, geschweige denn einen Sportplatz.

23. Giftiges Obst und Gemüse

Bei der Benut­zung von Pes­ti­zi­den, die beim Anbau von Gemüse und Obst ver­wen­det wer­den, gibt es in Indien keine Kon­trol­len. Ledig­lich beim Export wer­den bestimmte Kri­te­rien beach­tet. Vie­len Bau­ern in Indien fehlt das Wis­sen über die schäd­li­chen Aus­wir­kun­gen ihrer Pes­ti­zide. Oft ver­tei­len Arbei­ter, dar­un­ter auch schwan­gere Frauen, die Gifte ohne Mund­schutz oder andere Prä­ven­ti­ons­klei­dung auf den Fel­dern. In Indien liegt die Pes­ti­zid­be­las­tung auf Blu­men­kohl etwa 200 Mal über der EU-Norm. Dies hängt zusam­men mit der „Grü­nen Revo­lu­tion“, die Ende der Sech­zi­ger Jahre die land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­tion in Indien stei­gern sollte. In Folge des­sen wur­den immer mehr Kunst­dün­ger, Pes­ti­zide und Hoch­er­trags­sor­ten ver­wen­det. Zwar wuchs so die Pro­duk­tion von Nah­rungs­mit­teln, aber die über­mä­ßige Benut­zung der natür­li­chen Res­sour­cen führte zur Absen­kung des Grund­was­ser­spie­gels und zur Ver­sal­zung des Bodens. Zudem sind Pes­ti­zide und Kunst­dün­ger für gesund­heit­li­che Pro­bleme der indi­schen Bevöl­ke­rung ver­ant­wort­lich. Eine Stu­die des indi­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums unter­suchte Obst, Gemüse und Milch und stellte auf 2.500 von 20.000 Pro­ben sogar Rück­stände ille­ga­ler Pes­ti­zide fest.

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Morten & Rochssare

Per Anhalter und mit Couchsurfing reisen Morten und Rochssare ab 2011 zwei Jahre lang zwischen Feuerland und der Karibik kreuz und quer durch Südamerika. Seit 2014 trampen die beiden auf dem Landweg von Deutschland nach Indien und weiter nach Südostasien. Von ihren Abenteuern und Begegnungen erzählen sie auf ihrem Blog und in ihren Büchern „Per Anhalter durch Südamerika“ und „Per Anhalter nach Indien“, jeweils erschienen bei Malik National Geographic.

  1. Schö­ner Blog. Indien ist unglaub­lich lehr­reich, kon­tras­tie­rend und wer etwas vom Leben in Schnell­tempo ver­ste­hen will, sollte unbe­dingt ein paar Wochen dort sein und mög­lichst offen und unor­ga­ni­siert Men­schen und Din­gen begeg­nen. Indien ist nicht anders, nur kras­ser. Eine Welt der Mög­lich­kei­ten. Und eine Welt, die sicher­lich auch scho­ckiert, weil sie eben nicht so ein­sei­tig ist, wie wir im Wes­ten häu­fig mei­nen. Ich frage mich nach vie­len Jah­ren, in denen ich Mana­ger der west­li­chen Welt in Lea­der­ship­wo­chen mit indi­schen Dör­fern und Men­schen zusam­men­bringe, wer eigent­lich wen ent­wi­ckelt bzw. ob unsere Werte tat­säch­lich erstrebenswert(er) sind.… viel­leicht habt ihr mal Lust auf mehr und schaut in mei­nem Blog goindiagofuture.com vor­bei. Nehme auch gerne Gast­bei­träge ( in Englisch)

  2. Da habt Ihr aber echt weit hin­ter die Kulis­sen geschaut. Unsere fünf Wochen Auf­ent­halt in Indien (Delhi, Kerala und Goa) waren eine extreme Erfah­rung. Schon bei der Rei­se­pla­nung wuss­ten wir, dass Indien eini­ges von uns ver­lan­gen wird. Unsere Vor­stel­lun­gen wur­den in allen Rich­tun­gen weit über­trof­fen, posi­tiv wie nega­tiv. Indien ist speziell.

    1. Morten und Rochssare says:

      Indien ist wirk­lich spe­zi­ell, man kann es nicht anders in Worte fas­sen. Ein fas­zi­nie­ren­des Land, bis­wei­len unglaub­lich, anstren­gend und bele­bend zugleich. Indien for­dert heraus.

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