Mexiko, Juli 2011.

2009 habe ich drei Monate in der nord­me­xi­ka­ni­schen Stadt zuge­bracht. Ich hatte mir ein Zim­mer in einer net­ten 3er-WG gemie­tet. 2010 war ich einen Monat in der Stadt und habe ein Zim­mer in einem Haus, das ich mit drei jun­gen Män­nern teilte, bewohnt. Meine letzte Reise im Jahr 2011 sollte in Sachen Wohn­si­tua­tion etwas anders aus­se­hen: Eine Freun­din, die ich seit mei­ner ers­ten Reise kenne, besteht dar­auf, dass ich es mir bei ihr zuhause bequem mache. Zwar ist ihre Woh­nung klein und wir tei­len uns die zwei Zim­mer mit Hund und Katze, doch ist das für mich kein Pro­blem. Natür­lich nicht!

Ich schlafe am Boden auf einer Matratze neben der Zim­mer­tür, meine Freun­din auf einer ande­ren gegen­über. Als etwas anstren­gend emp­finde ich den Hund, der mich von Anbe­ginn viel zu gerne hat und am liebs­ten neben mir im Bett lie­gen würde. Ich mag Hunde blö­der­weise nicht son­der­lich gerne – zumin­dest nicht, wenn ich schla­fen möchte. Doch ich finde mich mit ihm ab, schließ­lich ist es ein rie­si­ges Geschenk für mich, dass ich hier woh­nen darf. Kurz nach mei­ner Ankunft in der Woh­nung mei­ner Freun­din erklärt mir diese, ich sollte meine Klei­dung im Kas­ten mög­lichst weit oben ver­stauen, denn der Hund spielt gerne mit den Din­gen, die den Men­schen gehö­ren, die er am liebs­ten mag. Also achte ich dar­auf, dass immer alles außer Reich­weite des Hun­des ist.

An einem Nach­mit­tag mache ich es mir im Bett gemüt­lich. Die Freun­din ist mit dem Hund spa­zie­ren, ich bin alleine zuhause und will die Zeit nut­zen. Ich lese in einem Buch, das ich mir als Vor­be­rei­tung für meine Boli­vien-Reise zu Gemüte füh­ren will. Irgend­wann mel­det sich aber der Hun­ger und ich beschließe, das Haus kurz zu ver­las­sen, um mir etwas zum Essen zu besor­gen. Ich lege das Buch zur Seite und mache mich auf den Weg zum nächs­ten Taco-Stand. Als ich wie­der­komme ist meine Freun­din vom Spa­zier­gang zurück. Sie sitzt im Wohn­zim­mer und arbei­tet. Wir unter­hal­ten uns, lachen gemein­sam, tau­schen uns über die Erleb­nisse des begin­nen­den Tages aus.

Plötz­lich hören wir aus dem Neben­raum ein Rascheln. Ich werfe einen Blick durch’s Wohn­zim­mer. Der Hund ist nicht im Raum, also muss er im Schlaf­zim­mer sein. Ich betrete den klei­nen Raum. Da sitzt er, auf mei­ner Matratze. Mein Boli­vien-Buch vor sich, umge­ben von klei­nen Papier­fet­zen. Er hat sich über mein Buch her­ge­macht. Die Freun­din stellt sich neben mich und bekommt einen Schrei­krampf, beginnt, den Hund zu schimp­fen. Ich muss lachen. Stolz sitzt das Tier vor uns, als hätte es gerade eine wun­der­bare Tat voll­bracht. Er hat nur das Buch­co­ver und die ers­ten paar Sei­ten zer­fres­sen. Meine Freun­din ent­schul­digt sich für ihren Hund. Mir ist die Sache egal. Schön, dass jemand das mit dem „zum Fres­sen gern haben“ für wahr nimmt.

Cate­go­riesMexiko

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