Dunkle Wol­ken hän­gen tief über dem Meer, das hin und her wogt. Möwen zie­hen krei­schend ihre Run­den und ganz weit weg, nur als klei­ner Punkt wahr­nehm­bar, treibt ein Fischer­boot auf den Wel­len. Wir sind ganz allein am Strand. Sand und Was­ser – und sonst nichts.

Cabo Polo­nio ist ein win­zi­ger Fischer­ort an Uru­gu­ays Atlan­tik­küste. Er ist so klein, dass er von den meis­ten Land­kar­ten igno­riert wird. Gerade ein­mal 30 Per­so­nen woh­nen hier. In Cabo Polo­nio, auf einer Land­spitze gele­gen und von drei Sei­ten vom Ozean umspült, gibt es kei­nen Strom, kein war­mes Was­ser, kein Inter­net, kei­nen Han­dy­emp­fang. Zum nächst­ge­le­ge­nen Ort, Vali­zas, sind es sie­ben Kilo­me­ter Strand­spa­zier­gang. Eine Straße gibt es nicht.

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Wie so oft, so ist es auch dies­mal der Zufall, der uns an die­sen magi­schen Ort ver­schlägt. Ledig­lich ein paar Tage ist es her, dass wir im Auto einer älte­ren Dame sit­zen. Schon nach kur­zer Zeit erfah­ren wir jedoch, dass die Frau hin­ter dem Steuer des Klein­wa­gens gar kei­nen Füh­rer­schein hat. Sie fährt nur ein biss­chen herum, um zu üben, ver­si­chert sie uns. Da sie kein Ziel hat und wir ja eigent­lich auch nicht, fah­ren wir erst mal ein­fach drauf los. Die schrul­lige Dame erscheint uns auch sonst etwas ver­wirrt. Sie erzählt uns irgend­eine Geschichte, die wir nicht ganz ver­ste­hen: Offen­sicht­lich ist sie mit dem deut­schen Kai­ser verwandt.

Aus Sicher­heits­grün­den stei­gen wir aus und lan­den so, mehr oder min­der frei­wil­lig, im klei­nen Fischer­dorf Vali­zas. In der 300 See­len Gemeinde erfah­ren wir von Cabo Polo­nio, das sich am Ende der Sand­dü­nen befin­den soll und stap­fen schnur­stracks die sie­ben Kilo­me­ter durch den Sand.

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Schon von Wei­tem sehen wir den Leucht­turm Cabo Polo­nios, um den sich die Häu­ser des Ortes schar­ren. Ein Brun­nen steht vor der Haus­tür und Solar­zel­len, Wind­rä­der und Gene­ra­to­ren sor­gen dafür, dass das Radio läuft und ab und an auch mal eine Glüh­birne leuch­tet. Davon gibt es jedoch nur wenige. In den meis­ten Fens­tern bren­nen Ker­zen und auch auf unse­rer Ter­rasse fla­ckert nach Son­nen­un­ter­gang nur noch das Licht eines bren­nen­den Dochts.

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Direkt unter­halb des Leucht­turms befin­det sich Cabos Haupt­at­trak­tion. Dort auf dem fel­si­gen Ufer ist der Ruhe­platz einer Kolo­nie See­lö­wen, die meist faul her­um­lie­gen und nur ab und an ihre Nasen in den Wind ste­cken. Die rau­schende Ufer­bran­dung schlägt gegen die har­ten Fel­sen und am Hori­zont taucht der Him­mel in das grau-blaue Was­ser des Atlantiks.

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Wir genie­ßen die Ruhe im Spät­herbst, neh­men Sonne, Sand und Was­ser in uns auf.
Es heißt, dass alle Orte ent­lang der uru­gu­ay­ischen Küste gleich seien, dass es eigent­lich kei­nen Unter­schied mache, wohin man gehe. Tat­säch­lich ist Cabo Polo­nio die Aus­nahme. Nicht nur am Tag, son­dern auch nach Son­nen­un­ter­gang. Dann näm­lich strah­len Mil­lio­nen und Aber­mil­lio­nen Sterne, deren Anblick durch keine auch noch so kleine künst­li­che Licht­quelle getrübt wird. Selbst der ent­fernte Licht­ke­gel über Vali­zas wirkt von hier aus gese­hen, wie der Schein einer pul­sie­ren­den Großstadt.

Cate­go­riesUru­guay
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Morten & Rochssare

Per Anhalter und mit Couchsurfing reisen Morten und Rochssare ab 2011 zwei Jahre lang zwischen Feuerland und der Karibik kreuz und quer durch Südamerika. Seit 2014 trampen die beiden auf dem Landweg von Deutschland nach Indien und weiter nach Südostasien. Von ihren Abenteuern und Begegnungen erzählen sie auf ihrem Blog und in ihren Büchern „Per Anhalter durch Südamerika“ und „Per Anhalter nach Indien“, jeweils erschienen bei Malik National Geographic.

  1. Luciana says:

    Hallo, mein Name ist Luciana und ich bin argen­ti­nie­rin und die Besit­ze­rin eines klei­nen Oeko-Hos­tals mit Cam­ping in Barra de Vali­zas, in das ihr ja bestimmt bei eurem Besuch gewan­dert seid??? Oder nicht. Wie ich sehe habt ihr bei mei­nem Freund Pancho im Pancho Hos­tal del Cabo über­nach­tet. So orange wie er sein Hos­tal gestri­chen hat, fällt das auf. Aus­ser­dem ist es der schoenste Platz an die­ser Strand­seite. Ich würde euch gerne ein­la­den, wenn ihr noch mal in der Naehe seid bei mir vor­bei­zu­kom­men. http://www.luckyvalizas.com/ .. wir koen­nen einen Mate trinken„,
    Ich freue mich
    salu­dos Lucky

    1. Morten & Rochssare says:

      Vie­len Dank für die Ein­la­dung Luciana. Seit etwa 2 Mona­ten sind wir wie­der zurück in Deutsch­land. Viel­leicht schaf­fen wir es aber in der Zukunft noch ein­mal nach Uru­guay. Dann kom­men wir gerne zurück nach Vali­zas und besu­chen dich.
      Un abrazo

  2. Hallo Rein­hold,
    es freut uns, dass wir Dir mit unse­ren Rei­se­be­rich­ten eine Freude machen koen­nen. So soll es sein.
    Uru­guay ist ein tol­les Land. Wir hat­ten das Glück, einen Monat dort rei­sen zu dür­fen und auch das Hin­ter­land rund um das ver­rückte Tacur­aembo ken­nen zu lernen :)
    Da wir mit Couch­sur­fing rei­sen, haben wir die Gast­freund­schaft vie­ler Uru­gu­ayer Fami­lien bereits genies­sen dür­fen und kön­nen es jedem nur empfehlen.
    Liebe Grüsse aus Chile

  3. Knoll says:

    Hallo ihr zwei;). Ich war vom März bis April jetzt zum drit­ten mal in Uru­guay. Ihr müsst unbe­dingt die Fami­lie Schulz, die in San Car­los woh­nen ken­nen ler­nen. Die Adresse kann ich euch geben. So habt ihr auch die Mög­lich­keit mal die Uru­gu­ayer ken­nen zu lernen.

    Eure Rei­se­be­richte lese total gerne…viel Spass und Erfolg euch weiterhin.
    LG REin­hold Knoll

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