Nur noch wenige Tou­ris­ten rei­sen nach Jor­da­nien. Zu groß ist die Angst vor Ter­ror und den Umbrü­chen in der Region. Obwohl im Land Frie­den herrscht, bangt die Bevöl­ke­rung um einen ihrer wich­tigs­ten Wirt­schafts­zweige – die Tou­ris­mus­in­dus­trie. Ein Erfahrungsbericht: 

Mit einem brei­ten Grin­sen im Gesicht begrüßt uns Salim in der Ankunfts­halle des süd­lich von Amman lie­gen­den Flug­ha­fens. „Will­kom­men in Jor­da­nien!“, ruft er uns von wei­tem zu, steht nach wei­te­ren Schrit­ten vor uns, bekräf­tigt seine Worte mit einem freund­li­chen Hän­de­druck und stellt sich als unser Rei­se­füh­rer vor. Salim ist ein sym­pa­thi­scher Typ, schät­zungs­weise Anfang Fünf­zig, mit grauem Kurz­haar­schnitt und einem Bauch, der auf den ers­ten Blick ver­rät, dass er die Köst­lich­kei­ten der ara­bi­schen Küche zu schät­zen weiß. Nach kur­zem Small­talk erklärt er uns das Pro­gramm für die kom­mende Woche und kommt gegen Ende auf die Situa­tion im Land zu spre­chen: „Vor dem Beginn des ara­bi­schen Früh­lings hat Jor­da­nien einen Tou­ris­mus­boom erlebt. Das König­reich hat Mil­li­ar­den in Pro­jekte der Tou­ris­mus­in­dus­trie inves­tiert. Rei­se­füh­rer wur­den aus­ge­bil­det, die Infra­struk­tur wurde aus­ge­baut, Hotels und Luxus Resorts schos­sen wie Pilze aus dem Boden. Doch seit die Kon­flikte in den Nach­bar­län­dern einen düs­te­ren Schat­ten auf mein fried­li­ches Land wer­fen, gehö­ren die Tou­ris­ten­ströme der Ver­gan­gen­heit an. Umso schö­ner, dass ihr jetzt hier seid. Ich will euch mein Land zei­gen und bin sicher, dass ihr es lie­ben werdet!“

Petra

Augen­blick­lich zieht mich die Magie Petras in ihren Bann. Über­wäl­tigt lege ich immer wie­der stau­nend den Kopf in den Nacken und bli­cke an den Fel­sen empor, deren Wände durch ver­schie­dene For­men und Farb­mus­ter geziert wer­den. Manch­mal ragt ein ein­zel­ner Ast aus dem Stein. Ein Wun­der der Natur.

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Ab und zu über­ho­len wir andere Besu­cher, den größ­ten Teil der Stre­cke blei­ben wir unter uns. Der Ort wirkt bei­nahe wie aus­ge­stor­ben. Die Stille lässt die ohne hin schon beein­dru­ckende Kulisse noch beein­dru­cken­der erschei­nen. Um den Moment ein­zu­fan­gen, kli­cken wir auf den Aus­lö­ser unse­rer Kame­ras. Im Bild stö­ren keine Tou­ris­ten­mas­sen. Sogar auf dem Platz vor der welt­be­rühm­ten Schatz­kam­mer, die in Wirk­lich­keit ein Grab­tem­pel gewe­sen ist, lie­gen ein­zig ein paar Kamele.

Salim sagt, dass Petra frü­her einen rich­ti­gen Besu­cher­an­sturm erlebt hat: „Hun­derte von Ein­hei­mi­schen konn­ten hier einer Arbeit nach­ge­hen. Jene, die ihren Lebens­un­ter­halt ander­wei­tig bestrei­ten kön­nen, sind nun abge­reist. Doch längst nicht alle kön­nen weg. Viele sind vom Tou­ris­mus abhängig.“

Zwei als Gla­dia­to­ren ver­klei­dete Män­ner ste­hen vor dem Ein­gang einer Schlucht und hof­fen so auf ein klei­nes Trink­geld. Manch andere rei­ten auf Kame­len und Eseln auf den san­di­gen Wegen auf und ab, um den Besu­chern einen Ritt anzu­bie­ten. Wir wer­den von allen ange­spro­chen, nach einem freund­li­chen Nein aber in Ruhe gelas­sen. Einige fra­gen uns wo wir her­kom­men und ver­wi­ckeln uns so in ein kur­zes Gespräch. Bestimmt ist das Ver­kaufs­stra­te­gie, doch ihr Inter­esse wirkt nicht aufgesetzt.

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Die erbar­mungs­los auf uns hinab schei­nen­den Sonne steht bereits hoch am Him­mel, als wir unse­ren Rast­platz für die Mit­tags­zeit errei­chen. Meh­rere Tische und Stühle blei­ben unbe­nutzt. Auf dem Buf­fet sta­pelt sich Hum­mus, Baba Gha­noush, ver­schie­dene Salate, gebra­te­nes Lamm­fleisch, gegrill­tes Huhn, Reis, Fla­den­brot und aller­lei Süßspeisen.

Auf dem Rück­weg tei­len wir uns auf und so wan­dere ich ein Stück alleine. Nach einer Weile werde ich von Salim ein­ge­holt. Ich bitte ihn mir etwas über das Leben sei­ner Lands­leute zu erzäh­len. Der Blick des sonst immer fröh­lich wir­ken­den Man­nes wird ernst. Bevor er zu erzäh­len beginnt, pas­sie­ren wir zwei junge Frauen, wel­che am Weges­rand vor einem wei­ßen Tuch im Sand sit­zen. Dar­auf sind Ohr­ringe und Hals­ket­ten aus­ge­brei­tet. In einer Kühl­box lie­gen Getränke.

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„Sieh doch!“, sagt Salim, wäh­rend er auf die bei­den Frauen zeigt und ihnen dabei freund­lich zunickt. „Die Men­schen wol­len die Hoff­nung noch nicht auf­ge­ben. Aber Tat­sa­che ist, dass viele Hotels und Restau­rants bereits schlie­ßen muss­ten. Sou­ve­nir-Ver­käu­fer haben ihre Stände abge­baut. Die Fami­lien grei­fen auf ihre Erspar­nisse zurück. Doch was pas­siert, wenn die Erspar­nisse auf­ge­braucht sind?“ Dann winkt er ab. „Lass uns über erfreu­li­chere Dinge spre­chen.“ Die Fröh­lich­keit ist auf Salims Gesicht zurückgekehrt.

Wadi Rum 

Regen! Große Trop­fen fal­len leise auf war­men Sand. Die vor weni­gen Stun­den noch so unbarm­her­zig bren­nende Sonne wird nun von einer dun­kel­grauen Wol­ken­schicht ver­deckt. Ungläu­big schaue ich gen Him­mel. Auch Salim ist über­rascht: „Es ist schon meh­rere Monate her seit hier das letzte Mal Regen fiel…“

Wir ste­hen vor dem Besu­cher­zen­trum des Wadi Rums, öst­lich der Stadt Aqaba im süd­li­chen Teil des Lan­des. Das aus meh­re­ren Häu­sern bestehende Areal ist weit und breit das ein­zige Anzei­chen auf Zivi­li­sa­tion. Dahin­ter erstreckt sich das größte Wüs­ten­tal Jor­da­ni­ens. Eine unend­li­che Weite aus Sand­dü­nen, meter­ho­hen Fels­wän­den und eini­gen Gras­bü­scheln, die hie und da aus dem Boden lugen. Irgendwo dort in der Ferne wol­len wir in einem Wüs­ten­camp die Nacht verbringen.

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Wäh­rend wir uns umschauen, erzählt uns Salim von ver­gan­ge­nen Zei­ten: „Vor weni­gen Jah­ren wurde die­ser Ort noch rege genutzt. Der Park­platz war vol­ler Rei­se­busse, viele Indi­vi­du­al­tou­ris­ten haben hier Über­nach­tun­gen und Kletter‑, Jeep- oder Kamel­tou­ren gebucht. Die Geschäfte flo­rier­ten. Jetzt ist lei­der nichts mehr so, wie es mal war.“ In sei­nen Wor­ten liegt unmiss­ver­ständ­lich ein Fun­ken von Wehmut.

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Als wir das Captain’s Desert Camp errei­chen, setzt bereits die Däm­me­rung ein. In der Abend­sonne hül­len sich die bizar­ren Stein­for­ma­tio­nen nor­ma­ler­weise in gelb- und rot­leuch­tende Far­ben, heute hin­ge­gen legt sich die Dun­kel­heit unspek­ta­ku­lär über das unbe­rührte Land.

Ein Sturm zieht auf. Wäh­rend ab und zu der Wind etwas Sand vom Boden auf­wir­belt und ein kräf­ti­ger Luft­zug an den Stan­gen des Gemein­schafts­zelts rüt­telt, sit­zen wir fried­lich bei­sam­men und lau­schen den Klän­gen ara­bi­scher Musik. Es dau­ert nicht lange ehe uns der Duft von frisch geba­cke­nem Fla­den­brot ans Buf­fet zu den lie­be­voll zube­rei­te­ten Spei­sen lockt. Nach dem Abend­essen for­dern uns die hier arbei­ten­den Män­ner zum Tan­zen auf. Gemein­sam bewe­gen wir uns zu den Bedui­nen Gesän­gen. Die Stim­mung ist aus­ge­las­sen, es wird viel gelacht. Mal tan­zen alle für sich, mal hal­ten wir uns an den Hän­den und hüp­fen im Takt des Gitar­ren­spiels im Kreis. Für einen Moment gera­ten meine per­sön­li­chen Sor­gen, jene der jor­da­ni­schen Bevöl­ke­rung, gar jene der gesam­ten Mensch­heit in Vergessenheit.

Jerash

Der Ein­gang wirkt modern. Alles ist per­fekt aus­ge­schil­dert. Lokale Rei­se­füh­rer sit­zen im Schat­ten auf Plas­tik­stüh­len in einem Kreis und war­ten auf Kund­schaft. Es han­delt sich um gut aus­ge­bil­dete Män­ner, die min­des­tens eine Fremd­spra­che flie­ßend beherr­schen. Den­noch wer­den viele von ihnen heute kei­ner Arbeit nach­ge­hen kön­nen. Stunde um Stunde ver­streicht, in denen sie plau­dern, Kaf­fee trin­ken und gemein­sam in Erin­ne­run­gen an bes­sere Zei­ten schwelgen.

Salim fällt der Anblick sei­ner war­ten­den Kol­le­gen schwer. Er selbst hat zwan­zig Jahre Arbeits­er­fah­rung und gehört zum Vor­stand des Rei­se­füh­rer-Ver­ban­des: „Unsere Gemein­schaft umfasst über ein­tau­send Rei­se­füh­rer. Wir müs­sen die wenige Arbeit, die uns noch bleibt, fair unter­ein­an­der aufteilen.“

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Gemäch­lich set­zen wir einen Fuß vor den andern, schrei­ten über den alten Pflas­ter­stein­weg. An bei­den Sei­ten ste­hen wun­der­schön ver­zierte Säu­len. Es fühlt sich selt­sam an, fast alleine hier zu sein.

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Nach der Besich­ti­gung bege­ben wir uns hung­rig zu unse­rem klei­nen Rei­se­bus zurück. In der gro­ßen Halle neben dem Park­platz reiht sich ein Sou­ve­nir­stand an den Nächs­ten. Die Ver­käu­fer leh­nen gelang­weilt an der Wand.

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Die­selbe gäh­nende Leere begeg­net uns in einem nah­ge­le­ge­nen Restau­rant, wo wir uns für das Mit­tag­essen ein­fin­den. „Frü­her herrschte hier Hoch­be­trieb.“, sagt Salim, ehe er mit dem Mund nach dem Stroh­halm in sei­nem Glas schnappt, um zucker­sü­ßen Zitro­nen-Minze-Saft zu schlür­fen. Wir sind die ein­zi­gen Gäste.

Ajloun

„In Jor­da­nien gibt es mehr zu sehen, als nur Petra oder das tote Meer. Zum Bei­spiel die Burg von Aji­loun!“ Salim dreht sich um und bewegt sich auf das Ein­gangs­tor zu. Wir fol­gen ihm und stei­gen die stei­ner­nen Trep­pen­stu­fen nach oben. Inner­halb der alten Mau­ern ist es ange­nehm kühl. Als wir oben ange­langt wie­der ins Freie tre­ten, schweift unser Blick über ein Gefilde, das von Wein­re­ben, Oli­ven­hai­nen und Kie­fern­wäl­dern bedeckt ist.

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Ein­ge­bet­tet in eine Land­schaft aus Hügeln und Tälern liegt die his­to­ri­sche Burg auf erhöh­ter Lage im Nor­den des Lan­des. Die vor bald ein­tau­send Jah­ren errich­tete Anlage diente unter Ande­rem zum Schutz des Han­dels- und Ver­kehrs­wegs zwi­schen Jor­da­nien und Syrien. Heute sind die Grenz­über­gänge zu den Kri­sen­ge­bie­ten geschlos­sen. Nahe der Grenze befin­den sich Flücht­lings­camps, in denen geflo­hene Syrer leben. Als Tou­rist kriegt man davon nichts mit.

An einem so pit­to­res­ken Ort tue mich schwer mit dem Gedan­ken, dass in nur weni­gen Kilo­me­ter Ent­fer­nung ein blu­ti­ger Bür­ger­krieg begin­nen soll, der schon meh­rere Jahre andau­ert. Der Krieg ist zwar nah, aber den­noch so fern.

As-Salt

Wäh­rend wir durch das Stadt­zen­trum der ehe­mals blü­hen­den Han­dels­me­tro­pole As-Salt schlen­dern, herrscht reges Trei­ben. Der Markt an der Al-Ham­mam Street, der ältes­ten Ein­kaufs­straße des Lan­des, ist in vol­lem Gange. Men­schen jeden Alters has­ten die Straße hoch und run­ter. Ein klei­ner Junge rennt umher. Die Ver­käu­fer sit­zen auf Pla­sitk­stüh­len hin­ter ihren Stän­den oder direkt auf der Gasse. Neben Haus­halts­ge­gen­stän­den und Klei­dung wer­den aller­lei Lebens­mit­tel ver­kauft. In der Luft liegt der Geruch von fri­schen Gewürzen.

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Etwas abseits des Getüm­mels sitzt eine Gruppe Frauen bei­sam­men, neben ihnen ste­hen Kin­der­wa­gen. Ein Stück­chen wei­ter dis­ku­tie­ren drei Män­ner, die es sich auf einer stei­ner­nen Bank gemüt­lich gemacht haben. Auf meine Frage, ob ich ein Foto von ihnen schies­sen dürfe, nicken sie freund­lich mit dem Kopf und lächeln in die Kamera.

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Meine Ver­wun­de­rung ist groß, als uns Salim zu einem Info-Point für Tou­ris­ten führt. Auch hier muss der Tou­ris­mus bis vor weni­gen Jah­ren noch intakt gewe­sen sein. Heute las­sen die neu­gie­ri­gen Bli­cke der Ein­hei­mi­schen eher erah­nen, dass nur noch sel­ten Aus­län­der zuge­gen sind.

Amman

Maria emp­fängt uns in ihrem Zuhause. Das Haus liegt mit­ten im Zen­trum der jor­da­ni­schen Haupt­stadt. Nach einer herz­li­chen Begrü­ßung führt sie uns auf die groß­zü­gige Ter­rasse. In der einen Ecke ste­hen Herd und Back­ofen. Auf dem gro­ßen Tisch in der Mitte des Plat­zes lie­gen aller­lei Zuta­ten und Koch­uten­si­lien bereit.

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In ihrer Koch­schule Beit Sitti möchte Maria an alle Inter­es­sier­ten ihre Lieb­lings­re­zepte wei­ter­ge­ben. Uns zeigt sie die Kunst der Zube­rei­tung von Fat­tet Jaj und Moutabbal.

Auf­grund der Krise buchen nur noch wenige west­li­che Tou­ris­ten Marias Kurse. Die hüb­sche Jor­da­ni­e­rin ist schwan­ger und sorgt sich um die Zukunft ihres unge­bo­re­nen Kin­des. Doch sie sagt, sie habe Glück: „Die feh­len­den Buchun­gen kön­nen wir durch Urlau­ber aus den Nach­bar­län­dern wett­ma­chen. Wer frü­her seine Ferien im Liba­non oder in Syrien ver­bracht hat, besucht heute wegen der Kon­flikte lie­ber die jor­da­ni­sche Haupt­stadt. Und auch bei den in Amman leben­den Expats sind unsere Koch­kurse beliebt.“ Trotz­dem wünscht sich Maria, dass sich Jor­da­nien schnellst­mög­lich von der Krise erholt. „Die Tou­ris­ten sind unglaub­lich wich­tig für unsere Wirt­schaft. Die sin­ken­den Besu­cher­zah­len erschwe­ren das Leben der Bevöl­ke­rung. Und zudem wäre es doch schade, wenn die Men­schen die Schön­heit unse­res Lan­des nicht mehr zu Gesicht bekom­men würden!“

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Nach dem Kochen und dem dar­auf fol­gen­den Schlem­men fah­ren wir mit dem Bus durch die Stadt und hal­ten ab und zu an, um uns gewisse Orte genauer anzu­se­hen. Wir besich­ti­gen eine Moschee, pro­bie­ren loka­les Obst auf einem beleb­ten Markt, trin­ken frisch­ge­press­ten Zucker­rohr­saft am Stra­ßen­rand und besu­chen ein römi­sches Amphitheater.

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Auf dem Hügel Jebel el Qala’a, auch Zita­del­len­hü­gel genannt, genie­ßen wir die Aus­sicht auf die Stadt. Ich lasse meine Augen über die Rui­nen des Her­ku­les­tem­pels hin­weg auf das Häu­ser­meer hin­un­ter wan­dern. In der Ferne weht die jor­da­ni­sche Flagge im Wind. Wie gerne ich noch mehr Zeit gehabt hätte in Amman. Mehr Zeit, um die Stadt zu ent­de­cken. Mehr Zeit, um mit den Men­schen ins Gespräch zu kom­men. Mehr Zeit für Jordanien.

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Nach einer erleb­nis­rei­chen Woche packen wir unsere Kof­fer und fah­ren zum Flug­ha­fen zurück. Weite Fel­der und ver­ein­zelt ste­hende sand­stein­far­bene Häu­ser zie­hen an uns vor­über. Ab und an ist eine gra­sende Zie­gen­herde zu erken­nen. Dane­ben steht ein Hirte unter einem schat­ten­spen­den­den Oli­ven­baum. Trau­rig schaue ich aus dem Fens­ter unse­res Rei­se­bus­ses – bald wer­den wir wie­der in Deutsch­land sein.

Ein Sprich­wort besagt, dass man dann gehen soll, wenn es am Schöns­ten ist – den­noch fällt mir die Abreise schwer. Die Viel­falt Jor­da­ni­ens, die mir stets ent­ge­gen­ge­brachte Gast­freund­schaft und das Schick­sal der Men­schen hat mich bewegt. In einem letz­ten Gespräch möchte ich von Salim wis­sen, wie er die Zukunft sei­nes Lan­des sieht. Als ich meine Frage zu Ende for­mu­liert habe, blickt er zum Him­mel hin­auf, so als ob er sich ein gött­li­ches Wun­der erhofft. Doch dann setzt er zum Spre­chen an: „Die Ver­un­si­che­rung in den Nahen Osten zu rei­sen ist in Jor­da­nien über­all spür­bar. Jetzt heißt es war­ten bis die Krise vor­bei ist. Doch wir sind rea­lis­tisch und wis­sen, dass es noch lange dau­ern wird, bis wir wie­der die frü­here Anzahl an Tou­ris­ten in unse­rem Land begrü­ßen dür­fen. Auch wenn der Bür­ger­krieg in Syrien ein­mal vor­bei ist, wird nicht von heute auf mor­gen alles wie frü­her. Erfah­run­gen haben gezeigt, dass eine sol­che Rege­ne­ra­tion viel Zeit braucht.“

Rei­se­füh­rer, Sou­ve­nir-Ver­käu­fer, Kell­ner, Hotel­be­sit­zer, Flug­ha­fen­per­so­nal, Rei­se­bus­fah­rer, Tou­ren­an­bie­ter – sie alle war­ten auf Tou­ris­ten, die nicht kommen.

In der ver­gan­ge­nen Woche habe ich Salim in mein Herz geschlos­sen. Er hat gedul­dig unsere Fra­gen beant­wor­tet, hat uns täg­lich mit sei­nen Wit­zen zum Lachen gebracht, uns sein Land und seine Kul­tur näher gebracht. Zum Abschied möchte ich ihn am liebs­ten umar­men, doch ich getraue mich nicht und so ver­ab­schie­den wir uns mit einem kräf­ti­gen Hän­de­druck und einem war­men Lächeln. „Alles Gute für dich und dein Land“, wün­sche ich ihm und sage diese Worte nicht nur als Höf­lich­keits­flos­kel, son­dern aus tiefs­tem Herzen.

 

Vie­len Dank an das Jor­dan Tou­rism Board für die Ein­la­dung nach Jordanien.

Cate­go­riesJor­da­nien
  1. Lina says:

    Tol­ler Bericht! Sehr ein­fühl­sam geschil­dert und weckt Inter­esse Jor­da­nien mit sei­nen Lands­leu­ten auch bal­digst zu besuchen.

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