Ich wan­dele durch die Stra­ßen­schluch­ten Toron­tos. Über mir der tief­blaue kana­di­sche Him­mel, um mich herum das pralle Leben der Groß­stadt: Ver­kehr, hupende Taxis, Bau­stel­len­lärm, Stim­men­ge­wirr, ein Handy klin­gelt, Lachen… Um mich herum: Men­schen, mit­ein­an­der im Gespräch, die gemein­sam die Stadt ent­de­cken – oder ein­fach in ihr leben. Arbeits­kol­le­gen, Freunde, Fremde, Besu­cher, Tou­ris­ten. Um mich herum: Ein kol­lek­ti­ves Wir. Paare, Grup­pen, Fami­lien – und ich. Ich bin Allein­rei­sen­der. Zu Besuch in einer frem­den, unbe­kann­ten und gleich­zei­tig so auf­re­gen­den, span­nen­den Metro­pole. “Alleine rei­sen – muss man auch mal gemacht haben”, dachte ich mir, als sich die Mög­lich­keit ergab, kurz­fris­tig für ein paar Tage nach Kanada zu flie­gen. Mein Micro-Adven­ture der etwas ande­ren Art.

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Jeder Tag ein Selfie-Day

Ich stehe nicht unbe­dingt auf Selbst­por­träts. Sel­fies – ein Phä­no­men der Ich-Gesell­schaft, eine Aus­prä­gung der zuwei­len über­trie­be­nen Insze­nie­rung der eige­nen Per­son: Ich auf der Bank, ich am Strand, ich mit Haus­tier, ich unter­wegs. Muss das wirk­lich sein? Aber wäh­rend ich so durch die Stadt spa­ziere, Toronto für mich ent­de­cke, die vie­len gro­ßen und klei­nen Momente auf­sauge, die um mich herum gesche­hen, da merke ich: Ich möchte diese Momente fest­hal­ten. Ich möchte mich in die­ser Welt fest­hal­ten. Eine Erin­ne­rung, ein Andenken, einen Beweis, dass ich hier bin. Auch hier oben, 350 Meter über der Erde auf dem CN Tower. Ich halte fest, wer alleine reist, der muss für sich selbst sor­gen, auch für die eige­nen Erin­ne­rungs­fo­tos. Sel­fie-Tag. Zuge­ge­ben, die per­fekte Pose muss ich noch üben…

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Was du willst…

Das Allein­rei­sen hat einen ele­men­ta­ren Vor­teil, wie ich schnell lerne. Du willst aus­schla­fen? Ich trinke mei­nen ers­ten Cof­fee to go am Café um die Ecke schon um 8 Uhr in der Früh. Du hast keine Lust auf Shop­ping? Ich gehe trotz­dem in die­ses Geschäft. Lie­ber Museum als Sta­dion? Nichts da, heute ent­scheide ich, wor­auf ich Lust habe. Und mache es ein­fach! An mei­nem zwei­ten Tag in Toronto ent­scheide ich mich für Letz­te­res, einen Nach­mit­tag mit geball­ter Ladung Cana­dian Sport. Die “Maple Leafs” (Eis­ho­ckey) sind lei­der aus den Play Offs schon aus­ge­schie­den – aus­ge­rech­net. Die “Rap­tors” (Bas­ket­ball) spie­len erst am Abend. Was bleibt sind die ganz und gar groß­ar­ti­gen “Blue Jays”, Basel­ball spie­lende “Spechte”, die heute das Rogers Centre in einen Hexen­kes­sel ver­wan­deln. Und ich mit­ten­drin, oooyeah!

 

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Schon beim Kauf des Fan Shirts – natür­lich brau­che ich ein Fan Shirt, will ich mich unter die “Ein­hei­mi­schen” mischen – schließe ich erste zarte Bande. Ahnungs­los wie ich nun mal bin, wende ich mich hil­fe­su­chend an einen freund­lich drein bli­cken­den kana­di­schem Fami­li­en­va­ter. Wel­che Rücken­num­mer ist aktu­ell ange­sagt? Die Num­mer 54 wird mir emp­foh­len – der Pit­cher Roberto Osuna. Alle mögen ihn, angeb­lich! Ok, gekauft, der erste Schritt ins Aben­teuer kana­di­sches Base­ball ist geschafft. Was folgt? Die Frage nach dem Weg zu mei­nem Platz, die Suche nach dem leckers­ten Hot Dog (“Oh my god, where did you get that?”) und viele erfolg­lose Ver­su­che, mir das Spiel erklä­ren zu las­sen von den gedul­di­gen Sitz­nach­barn rechts und links von mir. Am Ende die­ses Nach­mit­tags habe ich nicht län­ger das Gefühl, alleine zu rei­sen, son­dern im Gegen­teil: Ich besu­che eine Stadt vol­ler Freunde. Next stop: Die Wayne Gretzky’s Sports­bar für das gemein­same Bier­chen nach dem Spiel. Let’s go, Blue Jays!

 

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Von leisen Klängen und lauten Tönen

Nach dem Spiel ist vor dem Abend. Was tun, wenn man als Frau alleine unter­wegs ist? Toronto hat es mir dabei wirk­lich leicht gemacht. Eine Stadt, die dich stets anlä­chelt, immer und über­all. Es ist Cana­dian Music Week. In bei­nahe jeder Bar, Kneipe und Club wird eine Woche jeden Abend lang Live-Musik gespielt. Immer über­ra­schend, immer neu, immer gemein­sam unter­wegs mit vie­len ande­ren aus­geh­freu­di­gen Musik­freun­den. Ich besu­che die Rex Jazz Bar, das Drake Hotel, das Came­ron House … und rocke meine erste Solo-Reise.

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Sweet Memories

Ich hab’s also getan… und ich hab es “über­lebt”. Beim ers­ten Mal tut’s noch weh? Stimmt nicht. Denn eigent­lich hat es vor allem Spaß gemacht, alleine unter­wegs zu sein. Mein Hori­zont wurde um mehr als um eine impo­sante Sky­line erwei­tert. Was bleibt sind unend­li­che viele Ein­drü­cke und Gedan­ken, die ich mit mir selbst teile. Nur mit mir.

Es bleibt eine leise Reise, trotz des vie­len Geläch­ters. Es bleibt eine stumme Reise trotz der vie­len Gesprä­che. Es blei­ben unend­lich viele Bil­der in mei­nem Kopf, die ich nicht tei­len kann. Solo Tra­ve­ling ist sicher­lich eine Erfah­rung, die man ein­mal machen sollte und danke Toronto, dass du es mir so leicht gemacht hast. Doch am Ende gilt auch: Geteilte Freude ist dop­pelte Freude und die gemein­same Erin­ne­rung an einen beson­de­ren Ort wie Toronto fehlt mir ein wenig. Nie­mand, der mit mir den Lie­ge­stuhl tei­len wollte, stau­nend den Grau­gän­sen beim Flug nach­schaute, die Far­ben­pracht der Stadt bewun­derte, die Welt mit mir ent­deckte… Beim nächs­ten Mal wie­der gemein­sam mit dir, Henryk!

 

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Mein Dank gilt Tour­sim Toronto für die Ein­la­dung in diese wun­der­bare Stadt. Der Arti­kel beruht auf einer Koope­ra­tion, spie­gelt jedoch unein­ge­schränkt die Mei­nung der Autorin wie­der. Mehr Infor­ma­tio­nen: www.seetorontonow.de

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Katharina & Henryk

Aus dem Background der Berliner Medien- und Agenturwelt kommend wuchs in Katharina und Henryk in den letzten Jahren zunehmend der Gedanke, die bereits so häufig diskutierte Work-Life-Balance in Bezug auf ihr eigenes daily bizz kritisch zu hinterfragen. Ihr gemeinsamer Plan: Den statischen Office-Alltag zwischen Meetings, Calls und Pitches für einige Monate eintauschen gegen ein flexibleres Lebens- und Arbeitsmodell. Auf Reisen gehen, die Welt entdecken, Akkus aufladen – und gleichzeitig produktiv sein. Nun sind sie unterwegs!

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