„Hello Mis­ter! Woohoo!“

Schon mal eine Seh­nen­schei­den­ent­zün­dung gehabt? Vom Winken?

Ich nicht, aber es war nah dran. Wenn du mit einem Motor­rad auf den schma­len kur­vi­gen Stra­ßen durch die grasbe­wach­se­nen Hügel von Sumba fährst, geht auch dir von all der Herz­lich­keit das Herz auf. Von jeder Ecke, vom nächs­ten Kar­ren bis zur hun­dert Meter ent­fern­ten Hütte am Reis­feld hört man die Kin­der, die Mäd­chen, Frauen und Män­ner rufen: „Hello Mister!“

Sie win­ken und lachen, und die­ses Lachen, das strahlt so hell, es ist zum ver­lie­ben. (Nein, keine Angst…) ;-)

Die Haupt­stadt Sum­bas, Wain­gapu, hat gerade mal 55.000 Einwohner…

Dorf­le­ben

Dass dies ein recht rup­pi­ges Völk­chen ist, merkt man nur an ein paar Details. An der Hüfte der meis­ten Män­ner hängt ein arm­lan­ges Schwert, befes­tigt mit einem Tuch. Selbst der Junge in Schul­uni­form trägt einen Dolch an der Seite, und das ist kein Spiel­zeug. Nicht ver­wun­der­lich, dass lange kei­ner Lust hatte, diese Insel zu kolo­nia­li­sie­ren. Die Feste hier sind legen­där, das Land ist vol­ler Pferde, und auf ihnen wer­den blu­tige Rei­ter­kämpfe veranstaltet.

Eine wei­tere Beson­der­heit sind die klei­nen Dör­fer, die oft unbe­ein­druckt von der Moderne ihren geruh­sa­men Gang gehen. Die offe­nen Häu­ser haben ein spit­zes Dach, und sind im Kreis um eine freie Flä­che ange­ord­net, auf der ein paar Was­ser­büf­fel, Schweine und Zie­gen gra­sen. Dort ste­hen auch oft die gro­ßen Stein­grä­ber, sowie ein gro­ßer Altar. Begräb­nisse sind aus­gie­bige Zere­mo­nien, bei denen mög­lichst viele Pferde und Büf­fel getö­tet wer­den, die der Ver­bli­chene mit sich nimmt. Die Toten neh­men einen hohen Platz in der Kul­tur ein, und Begräb­nisse wer­den teil­weise bis zu zehn Jahre auf­ge­scho­ben, um genü­gend Opfer­ga­ben anzu­spa­ren – es will ja kei­ner Ärger mit dem Ver­stor­be­nen bekom­men! Die meis­ten Bewoh­ner Sum­bas sind offi­zi­ell übri­gens Protestanten. :-)

Yip­pie, Kamera!

Von den schwar­zen Zäh­nen der Frau tropft die rote Suppe der sti­mu­lie­ren­den Betel­nuss her­un­ter. Sie grinst. Sie sitzt hier, weil wir hier sit­zen. Wir sit­zen hier, weil unser Hin­ter­rei­fen geplatzt ist – der wird gerade buch­stäb­lich zusam­men­ge­ba­cken, für einen Euro fünf­zig. Freude haben aber beson­ders die unzäh­li­gen Kin­der, die beim Blick auf ihr Bild im Dis­play der Digi­tal­ka­mera in Jubel ausbrechen…

Ach,…

… fast ver­ges­sen. Kei­nen ein­zi­gen Tou­ris­ten gese­hen. Dafür aber den einen oder ande­ren kilo­me­ter­lan­gen Traum­strand. Keine Sau da, auch keine Men­schen – außer uns. Eine Reise nach Sumba, die lohnt sich!

Noch jede Menge mehr Fotos von Super-Sumba gibt es hier und hier.

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. TF says:

    Dein Bericht über Sumba hat mir wirk­lich ein wenig die Angst vor dem nächs­ten hal­ben Jahr genom­men (ich werde ein hal­bes Jahr dort arbei­ten), viel­leicht magst du trotz­dem noch­was zu den Nach­tei­len schrei­ben, die du unten schon­mal ange­kün­digt hast?
    Viele Grüße

  2. Philipp says:

    Hi Johan­nes, wun­der­bare Bil­der. Bin nun auch schon gespannt auf den nächs­ten Bericht!
    Schöne Grüße aus Ham­burg (mit wei­chen Knieen). Philipp

  3. Josh says:

    Mal wie­der sehr schön was du uns hier zeigt Johan­nes!:) Die Moto­r­ad­rund­fahrt muss ein­fach der Ham­mer gewe­sen sein!!
    Wo geht’s denn nach Sin­ga­pur hin?
    Ganz liebe Grüsse

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