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Oh Jesús mio: Semana Santa in Antigua

Män­ner in lila Kut­ten. Ist dies ist der gua­te­mal­te­ki­sche Chris­to­pher Street Day zu Geden­ken Obi-Wan Kenobis? Nein: Hier wird oster­pro­zes­siert – was das Zeug hält. Semana Santa in Anti­gua.

Anti­gua ist ein Kleinod. Kleine kolo­niale Gebäude, bunt bemalt, säu­men kopf­stein­ge­pflas­terte Gas­sen und Stra­ßen. Zwi­schen alten Bäu­men ste­hen Kir­chen und Rui­nen. Anti­gua hat nicht nur einen tol­len Namen, die Stadt erfüllt die geweck­ten Erwar­tun­gen voll und ganz. Und jetzt, zu den Oster­fei­er­ta­gen, sind wir am bes­ten Ort, an den man sich wün­schen könnte… hun­dert­tau­sende Men­schen pil­gern hier­her um die Pro­zes­sio­nen zu sehen. Alle Hotel­bet­ten sind belegt. Über­all sind Men­schen, sie fei­ern, essen, trin­ken und foto­gra­fie­ren. Aber das ist nicht alles.

Den gan­zen Tag schon haben die Frauen und Kin­der rie­sige Orna­mente aus bun­ten Blü­ten, Blät­tern und far­bi­gen Säge­spä­nen auf die Stra­ßen gelegt, die klei­ne­ren etwa einen Qua­drat­me­ter groß, man­che aber auch viele Meter lang. Ich wun­dere mich dar­über, denn wo sol­len nun die Pro­zes­sio­nen ent­lang füh­ren? Als es lang­sam Abend wird lüf­tet sich das Mys­te­rium: Mit­ten drü­ber. Am Ende wird von den kunst­voll dra­pier­ten Mus­tern nicht viel übrig bleiben.

Schon von ferne hört man melan­cho­li­sche Gesänge, Trom­pe­ten und Trom­meln. Ein paar Män­ner sind als speer­tra­gende Römer ver­klei­det, doch fast  alle ande­ren, von jung bis alt, sind in vio­lette Kut­ten gehüllt. Vor­ne­weg schwen­ken die Jün­ge­ren metal­lene Weih­rauch­ge­fäße, des­sen Rauch die Straße in einen dich­ten Nebel hüllt. Die trau­ri­gen Melo­dien, die selt­sam gewan­de­ten Men­schen und der betü­delnde Weih­rauch­ne­bel erzeu­gen jetzt, als die Nacht anbricht, eine wun­der­sam mys­ti­sche Stimmung…

Rie­sige, schwere Holz­platt­for­men wer­den von dut­zen­den Män­nern durch die Stra­ßen getra­gen, kit­schige Figu­ren erzäh­len dar­auf von der Lei­dens­ge­schichte Jesu. Muss ansten­gend sein, zwölf Stun­den und län­ger gehen sol­che Pro­zes­sio­nen am Stück – und jede Kir­che trägt ihre Platt­form dazu bei. Aber stolz und hin­ge­bungs­voll (er)tragen die Män­ner ihre Last…

 

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Alle Fotos ana­log, Neo­pan 1600, im März 2007

Cate­go­riesGua­te­mala
Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Oliver says:

    Wun­der­schön und die Kunst so zu foto­gra­fie­ren, dass die Leute unge­stört agie­ren. Wenns Magnum noch gäbe…;)

  2. Imam says:

    Wun­der­bar geschil­der­tes Stim­mungs­bild zu den ein­drucks­vol­len Fotos .…!
    Weckt Erin­ne­run­gen an die öster­li­chen Pro­zes­sio­nen in „unse­rem“ Spanien…!

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