Die meis­ten Tou­ris­ten, die die berühmte Inka-Stätte Machu Pic­chu zu Fuß errei­chen, wan­dern auf dem bekann­ten, aber über­lau­fe­nen Inka-Trail dort­hin. Wir haben uns auf die Suche nach einer Alter­na­tive gemacht. Und haben uns schließ­lich für den fünf­tä­gi­gen Sal­kan­tay-Trek ent­schie­den, der uns nicht ent­täuscht hat. Im Gegen­teil: Die anstren­gende Wan­de­rung führt uns nicht nur zu unse­rem Ziel Machu Pic­chu, son­dern auch durch eine Land­schaft, die uns dank ihrer teils schrof­fen, teils tro­pi­schen Schön­heit immer wie­der stau­nen lässt. 

Unsere Füße schmer­zen zwar immer noch von unse­rer erst vor kur­zem absol­vier­ten Tour durch den Colca Can­yon, doch unsere Wan­der­stie­fel sind bereits wie­der geschnürt. Der Grund: Die fünf­tä­gige Wan­de­rung auf dem soge­nann­ten Sal­kan­tay-Trek steht an. Anstren­gend wird es, das ist uns klar, als wir die kilo­me­ter­in­ten­sive Route im Vor­hin­ein erklärt bekom­men. Doch uns treibt ein loh­nens­wer­tes Ziel an, das zum Abschluss des Treks auf uns war­tet: die alte, sagen­um­wo­bene und welt­be­rühmte Rui­nen­stadt der Inka, Machu Picchu.

Tag 1: Der schnee­be­deckte Berg Uman­tay lei­tet uns den Weg

Es ist noch stock­fins­ter, als sich unsere Trek­king­gruppe, die mit uns aus 14 Teil­neh­mern, unse­rem perua­ni­schen Guide Daniel und sei­nem Assis­ten­ten Clí­maco besteht, gegen fünf Uhr mor­gens auf dem Plaza San Fran­cisco in Cusco trifft. Wir stei­gen in den bereit­ste­hen­den Bus ein – und machen umge­hend wie­der die Augen zu, als der Fah­rer den Motor anlässt. Zwei­ein­halb Stun­den spä­ter wachen wir mehr oder weni­ger aus­ge­schla­fen in Mol­le­pata auf, das auf 2.900 Metern liegt und der Start­ort unse­rer Wan­de­rung auf dem Sal­kan­tay-Trek durch die Anden ist.

Bevor der erste Trek­king­tag so rich­tig star­ten kann, gibt es ein Früh­stück, das aller­dings nicht im Preis der Tour ent­hal­ten ist, son­dern vor Ort gezahlt wer­den muss. Wir ver­zich­ten, denn wir haben unser eige­nes und güns­ti­ge­res Essen vor­be­rei­tet, das wir uns auf dem Plaza des klei­nen Dor­fes schme­cken las­sen. Gut gestärkt lau­fen wir im Anschluss die ers­ten Meter auf unse­rer heu­ti­gen, fast 20 Kilo­me­ter lan­gen Route auf dem soge­nann­ten Camino Real, dem Königs­pfad, nach Soray­pampa, wo sich unser Camp für die erste Nacht des Treks befindet.

Auf dem Weg aus Mol­le­pata hin­aus begeg­nen wir Bewoh­nern des Berg­dor­fes. Mit Maul­tie­ren oder Pfer­den sind sie größ­ten­teils unter­wegs. Sie betrach­ten unsere Multi-Kulti-Tou­ris­ten­gruppe, deren Mit­glie­der aus Eng­land, Hol­land, Frank­reich, Bra­si­lien, Israel, Schweiz und Deutsch­land stam­men, mit skep­ti­schen Bli­cken. Eini­gen Ein­hei­mi­schen huscht ein zag­haf­tes Lächeln über das Gesicht, als wir sie pas­sie­ren und freund­lich grüßen.

Außer­halb von Mol­le­pata mer­ken wir, dass die hüge­lige Region ins­be­son­dere land­wirt­schaft­lich geprägt ist. Fel­der, auf denen Gemüse ange­baut wird, unter­bre­chen die mit Bäu­men bewach­se­nen Hänge in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den. Ver­schie­dene Wege füh­ren durch diese Land­schaft, die dank der erst vor kur­zem zu Ende gegan­ge­nen Regen­zeit saf­tig-grün strahlt. Auch das Wet­ter an Tag eins der Wan­de­rung spielt mit. Es ist warm und größ­ten­teils son­nig. Wol­ken ver­hül­len unsere Schritte von Zeit zu Zeit im abküh­len­den Schatten.

Abküh­lung ermög­licht auch das fri­sche Quell­was­ser, das in den schma­len Flüs­sen plät­schert, die wir mehr­mals über­que­ren. In die­sen Bach­läu­fen balan­cie­ren wir von Stein zu Stein. Schließ­lich möch­ten wir uns nicht bereits am Start unse­rer Tour nasse Füße holen.

Nach­dem wir tro­cken durch die Was­ser­hin­der­nisse gelangt sind, brin­gen wir eine erste anstren­gende Stei­gung hin­ter uns. Der Weg wird an die­ser Stelle immer fel­si­ger. Mit gro­ßen Schrit­ten stei­gen wir die sich vor uns aus­brei­ten­den Fels­stu­fen hin­auf. Es geht nicht anders, denn wir müs­sen 1.000 Höhen­me­ter über­win­den, um Soray­pampa, unser heu­ti­ges Ziel, zu erreichen.

Bevor wir es uns aller­dings in unse­rem Schlaf­la­ger gemüt­lich machen kön­nen, müs­sen wir noch die letz­ten Kilo­me­ter des Tages zurück­le­gen. Und obwohl unsere Füße mitt­ler­weile schon schmer­zen, haben wir auf die­sem Teil­stück ein zufrie­de­nes Lächeln auf den Lip­pen. Der Grund: Wir lau­fen auf den beein­dru­cken­den, circa 5.460 Meter hohen Uman­tay zu. Zuerst ist die­ser von dunk­len Wol­ken umge­ben. Danach klart es auf – und wir bekom­men den schnee­be­deck­ten Kamm des gewal­ti­gen Ber­ges zu Gesicht. Beeindruckend.

Gegen 17.30 Uhr, kurz bevor die Sonne unter­geht, set­zen wir schließ­lich unsere Wan­der­stie­fel in das für uns von flei­ßi­gen Hel­fern, die mit schwer­be­pack­ten Maul­tie­ren vor­ge­rit­ten sind, vor­be­rei­tete Basis­la­ger Soray­pampa, das auf rund 3.900 Meter unter­halb des eisi­gen Uman­tay-Glet­schers liegt. Unsere Zelte sind bereits auf­ge­baut und befin­den sich in einem Ver­schlag aus blauer Plane. Ein Dach gibt es auch.

Gut geschützt vor dem um den Berg peit­schen­den Wind tre­ten wir nach dem Abend­essen erschöpft unsere Nacht­ruhe an. Bereits gegen 20 Uhr.

Tag 2: Anstren­gen­der Auf­stieg zum höchs­ten Punkt der Wanderung

Ges­tern früh schla­fen gegan­gen zu sein, war eine gute Idee, denke ich, als ich um halb sechs Uhr am Mor­gen noch etwas müde den Reiß­ver­schluss des Aus­gangs unse­res Zel­tes öffne und fros­tige Luft ins Innere strömt. Wenig spä­ter begrüßt uns Daniel, unser Guide, mit den Wor­ten, dass heute der wohl anstren­gendste Tag unse­rer Wan­de­rung ansteht. Eine wei­tere Bestä­ti­gung, flüs­tere ich leise in mich hin­ein, als ich mich gemäch­lich in Bewe­gung setze und mitt­ler­weile weiß, dass wir am zwei­ten Tag über 20 Kilo­me­ter – größ­ten­teils berg­auf – zurücklegen.

Es ist nicht gerade ein Spa­zier­gang im Park. Der Gedanke schießt mir durch den Kopf, als wir die Route zwi­schen den bei­den Ber­gen Uman­tay und Sal­kan­tay ein­schla­gen, an gewal­ti­gen Fel­sen vor­bei­ge­hen und uns Schritt für Schritt nach oben mühen. Der Auf­stieg zieht sich. Zwi­schen­durch hal­ten wir ab und zu an, um durch­zu­at­men. Dabei bemer­ken wir, dass unsere Gruppe mitt­ler­weile weit aus­ein­an­der­ge­ris­sen ist. Jeder geht sein eige­nes Tempo. Einige unse­rer Weg­ge­fähr­ten machen sich das Leben jedoch auch sel­ber schwer, indem sie auf der fünf­tä­gi­gen Tour viel Gepäck in einem gro­ßen Ruck­sack durch die Gegend schlep­pen. Wir haben nur das Not­wen­digste dabei – und freuen uns, bei die­ser Wan­de­rung nur wenige Kilos auf dem Rücken zu haben.

Drei Stun­den und 30 Minu­ten, nach­dem wir unser Camp ver­las­sen und uns in die­ser Zeit die steile Route hin­auf­ge­quält haben, sind wir am höchs­ten Punkt der gesam­ten Tour ange­langt: Bei strah­len­dem Son­nen­schein ste­hen wir 4.600 Meter über dem Mee­res­spie­gel – und um uns herum ragen die Gip­fel der uns ein­kes­seln­den Vil­ca­bamba-Berg­kette in den Him­mel. Vor allem der Anblick der Süd­seite des schnee­wei­ßen Sal­kan­tay – mit fast 6.270 Metern der höchste Berg die­ser Region – ist imposant.

Als schließ­lich alle aus unse­rer Gruppe auf dem Pass ange­kom­men sind, erzählt uns unser Guide, dass behaup­tet wird, dass der Berg Sal­kan­tay noch nie erfolg­reich bestie­gen wor­den ist. Ver­su­che gab es aber bereits zahl­rei­che. Lei­der teil­weise mit töd­li­chem Aus­gang. Wie in den 1990er Jah­ren, als Berg­stei­ger aus Japan bei einem Lawi­nen­un­glück ums Leben kamen. Daniel berich­tet wei­ter, dass ein süd­ame­ri­ka­ni­scher Alpi­nist, der in höchs­ter Not vom Berg geret­tet wer­den konnte, die Geschichte in die Welt gesetzt habe, der Berg hätte mit ihm gespro­chen und ihm gesagt, dass nie ein Mensch bis zum Gip­fel gelan­gen könne. Legen­den­bil­dung. Die Inka hat­ten wohl bereits bei der Namens­ge­bung des für sie hei­li­gen Ber­ges eine gewisse Vor­ah­nung: Denn Sal­kan­tay heißt über­setzt so viel wie „Der unbe­rührte Berg“.

Von die­sem unbe­rühr­ten Berg ent­fer­nen wir uns ein wenig, als wir den Abstieg nach Huay­racpampa in Angriff neh­men, wo wir unser Mit­tag­essen auf rund 4.000 Metern zu uns neh­men. Nach­dem wir unsere Mägen gefüllt haben, geht es wei­ter nach unten, durch die zuneh­mend grü­ner wer­dende Land­schaft. Doch nicht nur die Farbe der Natur ver­än­dert sich, son­dern auch das Wet­ter. Gewal­tige Nebel­fel­der zie­hen am Nach­mit­tag auf – und hän­gen tief am stei­ni­gen Boden. Irgend­wann ist der graue Schleier sogar so dicht, dass wir nur noch ein paar Meter freie Sicht haben.

Kurz vor dem Ein­tref­fen in unse­rem heu­ti­gen Ziel­ort hat sich der Nebel aber wie­der in Luft auf­ge­löst. Tro­pi­sche Pflan­zen bestim­men hier auf 2.800 Metern das Bild, wie wir nun bemerken.

Als wir aus­ge­laugt von der Wan­de­rung unser Camp in Col­pa­pampa betre­ten, müs­sen wir unse­ren Kör­pern erst ein­mal wie­der Mine­ra­lien zufüh­ren. Zisch – und das erste Bier ist geöff­net. Gibt es ein bes­ser schme­cken­des Getränk, das wir nach den Anstren­gun­gen die­ses Tages genie­ßen kön­nen? Wir kön­nen es uns in die­sem Moment beim bes­ten Wil­len nicht vorstellen.

Tag 3: Durch die Nässe – erst der Regen, dann die hei­ßen Quellen

Da wir heute „nur“ knapp 15 Kilo­me­ter zurück­le­gen müs­sen, bre­chen wir erst gegen halb acht am Mor­gen auf. Eine humane Zeit, schei­nen die meis­ten aus unse­rer Gruppe zu den­ken, als ich in ihre ver­träum­ten Gesich­ter schaue.

Wir haben die Ort­schaft Col­pa­pampa gerade erst ver­las­sen, als Regen ein­setzt. „Spä­tes­tens jetzt sind alle wach“, sage ich zu Daniela, nach­dem ich mir meine Regen­ja­cke ange­zo­gen und mei­nen Ruck­sack mit einer Hülle eben­falls was­ser­dicht ver­schlos­sen habe.

Trotz der schmud­de­li­gen und unan­ge­neh­men Wet­ter­be­din­gun­gen set­zen wir unse­ren Weg vor­bei an Obst­gär­ten, Kaf­fee­plan­ta­gen und Bana­nen­bäu­men fort. Bis wir an einem rei­ßen­den Fluss stop­pen. Wie sol­len wir die­ses Hin­der­nis aus kal­tem Was­ser bloß über­que­ren, frage ich mich, als mir ein dickes Stahl­seil auf­fällt, das von einer zur ande­ren Seite des Flus­ses gespannt ist. Einer nach dem ande­ren set­zen wir uns in die an dem Seil hän­gende, wacke­lige Metall­vor­rich­tung und las­sen uns über den auf­ge­wir­bel­ten Strom schieben.

Tro­cken und wohl­be­hal­ten kom­men wir am ande­ren Fluss­ufer an und gehen im Anschluss daran noch wenige Kilo­me­ter, bis wir im Dorf Playa ange­langt sind. Holz­hüt­ten – die meis­ten davon, sind mit Wahl­sprü­chen und Namen von Poli­ti­kern bepin­selt – ste­hen am Weg­rand. Schweine ren­nen qui­ckend über die auf­ge­weichte Straße. Unmit­tel­bar danach fol­gen Kin­der, die sich einen Spaß dar­aus machen, die bors­ti­gen Tiere zu jagen.

Apro­pos Schweine: Unser Mit­tag­essen war­tet, das wir in einem not­dürf­tig her­ge­rich­te­ten Restau­rant ver­drü­cken. Auf­ge­ges­sen – und schon sit­zen wir in einem Bus, der uns das letzte Stück des heu­ti­gen Weges nach Santa Teresa fährt.

Auch in die­ser Nacht ist noch ein­mal cam­pen ange­sagt. Zeit für die harte Iso­matte und den war­men Schlaf­sack ist es aller­dings noch nicht, denn erst ein­mal wer­den wir zu hei­ßen Quel­len in der Nähe von Santa Teresa kut­schiert. Fünf Boli­via­nos Ein­tritt spä­ter las­sen wir uns in die Natur­pools fal­len, deren hei­ßes Was­ser vor allem für unsere vom tage­lan­gen Wan­dern geschun­de­nen Füße eine Wohl­tat ist. Fast drei Stun­den ver­brin­gen wir in der gut besuch­ten Bade­ein­rich­tung – und befreien uns dort von dem ange­sam­mel­ten Schmutz der ver­gan­ge­nen Tage.

Fast wie aus dem Ei gepellt, las­sen wir am Abend in unse­rem Camp zu lau­ter Musik große Fla­schen Pil­se­ner krei­sen. Es ist spät und dun­kel, als wir – ohne Taschen­lam­pen und auf etwas wacke­li­gen Bei­nen – den Weg zu unse­rem Zelt suchen.

Tag 4: Ent­lang der Bahn­gleise nach Aguas Calientes

Es häm­mert auf unser Zelt ein, als wir gegen sie­ben Uhr auf­wa­chen. Hat das was mit dem Alko­hol zu tun, den wir ges­tern Abend doch recht groß­zü­gig kon­su­miert haben? Die Ant­wort erhalte ich, als ich mich aus dem Zelt bewege und dicke Regen­trop­fen auf mich nie­der­pras­seln. „Mist“, schreie ich auf, als ich bemerke, dass unsere Bade­sa­chen immer noch an der Wäsche­leine im Freien hän­gen – und somit mitt­ler­weile klitsch­nass anstatt tro­cken sind.

Doch es hätte noch schlim­mer kom­men kön­nen. Das ist mir spä­tes­tens klar, als ich sehe, dass die Beine des nie­der­län­di­schen Tour­teil­neh­mers aus dem Zelt bau­meln – und auch seine Wan­der­stie­fel im Matsch lie­gen. Ich wecke ihn. Sein schie­fer Blick ver­rät mir, dass er vor eini­gen Stun­den noch tie­fer als ich ins Glas geschaut haben muss.

Nach dem Früh­stück müs­sen wir die Ent­schei­dung tref­fen, ob wir die erste Etappe des Tages von Santa Teresa nach Hidroelec­trica wan­dern oder mit dem Bus fah­ren möch­ten. Auf­grund der kur­zen Nacht und des anhal­ten­den Regens ent­schei­den wir uns für den moto­ri­sier­ten Unter­satz, der die Stre­cke in 45 Minu­ten zurücklegt.

Von der Zug­sta­tion Hidroelec­trica aus set­zen wir den zwölf Kilo­me­ter betra­ge­nen Weg ent­lang der Bahn­gleise nach Aguas Cali­en­tes, dem Tor zur Inka-Stätte Machu Pic­chu, zu Fuß fort. Der Regen lässt zwi­schen­zeit­lich nach und hört schließ­lich ganz auf. In den etwas weni­ger als drei Stun­den unse­rer heu­ti­gen Wan­de­rung kommt uns nur ein ein­zi­ger Zug ent­ge­gen. Den Signal­ton der blau gestri­che­nen Lok hören wir schon von wei­tem. Wir tre­ten einen Schritt zur Seite und machen die Gleise frei.

Die grü­nen, mit Pflan­zen bewach­se­nen Hänge, an denen wir vor­bei­ge­hen, unter­schei­den sich kaum von­ein­an­der. Doch eine die­ser Steil­wände ist etwas Beson­de­res. Daniel, unser Guide, ver­rät uns näm­lich, dass es sich hier­bei um die Rück­seite des Ber­ges han­delt, auf dem Machu Pic­chu von den Inka errich­tet wor­den ist.

Auch wenn wir erst mor­gen, am fünf­ten Tag der Wan­de­rung, die Rui­nen­stadt besich­ti­gen wer­den, ist uns die Vor­freude bereits in unse­ren Gesich­tern anzu­se­hen, als wir nach knapp drei Stun­den das Ort­schild von Aguas Cali­en­tes hin­ter uns lassen.

Die Klein­stadt in der Nähe von Machu Pic­chu ist so, wie ich sie mir vor­ge­stellt habe: tou­ris­tisch. An jeder Ecke hängt das Schild eines Hotels und fast über­all ver­kau­fen Laden­be­sit­zer Snacks, Getränke und die für Peru so typi­schen Klei­dungs­stü­cke aus Alpa­ka­wolle, die Tou­ris­ten in gro­ßen Beu­teln aus den Geschäf­ten tra­gen. Oder ein durch­aus auf­dring­li­cher Mit­ar­bei­ter eines Restau­rants ver­sucht, Rei­sende zu über­re­den, gerade in die­sem Fress­tem­pel ihr Mit­tag- bzw. Abend­essen zu verschlingen.

Etwas hung­rig bege­ben wir uns aller­dings erst ein­mal zu unse­rem Hotel, das von der Rei­se­agen­tur, bei der wir den Sal­kan­tay-Trek gebucht haben, reser­viert wor­den ist. Wir ste­hen am Emp­fang – und uns fällt das Preis­schild auf, das in der wenig ein­la­den­den Ein­gangs­halle plat­ziert ist. 60 US-Dol­lar kos­tet ein Dop­pel­zim­mer für eine Nacht. Wir stau­nen über den – für perua­ni­sche Ver­hält­nisse – hap­pi­gen Preis und sind umge­hend ent­täuscht, als wir unsere Unter­kunft betre­ten. Es ist feucht, es riecht schim­me­lig. Egal, wir sind von vier Tagen inten­si­vem Wan­dern platt und müde – und gön­nen uns eine Prise Schlaf.

Am Abend tref­fen wir uns mit unse­rer Gruppe in einem Restau­rant, um gemein­sam zu essen. Es gibt frisch aus dem durch das Städt­chen strö­men­den Flus­ses gefan­gene Forel­len. Köst­lich. Nur unser Guide Daniel hat keine Zeit, sich den Fisch schme­cken zu las­sen. Er ist sicht­lich ner­vös, tele­fo­niert hek­tisch hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand. Unsere Ein­tritts­kar­ten für Machu Pic­chu soll er uns eigent­lich über­rei­chen. Mit den Tickets für mor­gen scheint es aber Pro­bleme zu geben. Und auf ein­mal ist er ver­schwun­den. Kei­ner von uns weiß, wo Daniel steckt. Es macht sich Unruhe am Tisch breit. So kurz vor dem Ziel unse­rer Wan­de­rung und unse­rer Mühen – und nun soll uns Machu Pic­chu ver­sperrt blei­ben, fra­gen sich einige. Doch schließ­lich taucht unser Guide wie­der auf. Erleich­te­rung spricht aus sei­nen Augen. „Aqui hay las ent­ra­das“, sagt Daniel. Hier sind die Tickets.

Am nächs­ten Mor­gen geht es also los, die hei­lige Stätte der Inka kann von uns in aller Ruhe erkun­det wer­den. Doch dazu mehr in unse­rer kom­men­den „Rei­se­de­pe­sche“ über Machu Picchu.

Cate­go­riesPeru
Christian & Daniela

Christian und Daniela tauschten ihren durchgeplanten Alltag in Deutschland gegen die ungewisse Freiheit einer langen Reise durch das holprig-schöne Südamerika. Langweilig wird es dem Journalisten und der (Hobby-)Fotografin dabei nicht. Denn im kunterbunten Ländermix des Abenteuerkontinents wandern sie über die längste Gebirgskette der Erde, verlaufen sich in Megastädten, schippern über den mächtigsten Strom der Welt und verschwinden tief im grünen, verworrenen Dschungel. Und da sie denken, dass sie nicht nur alleine etwas von diesen Erlebnissen haben sollten, drücken sie so oft wie möglich auf den Auslöser ihrer Kamera und tippen fleißig in die Tastatur ihres Laptops. Das Ergebnis: Geschichten von einer Reise.

  1. Melina says:

    Hal­li­hallo,
    Ich habe gerade mit Ver­gnü­gen euren unter­halt­sa­men Bericht über den Track gele­sen :) meine Freun­din und ich rei­sen im August durch Peru und haben auf­grund der gro­ßen Anfra­gen schon den Mac­chu Pic­chu gebucht. Da das nur ein paar Tage nach unse­rer Ankunft ist könn­ten wir nun gar nicht den Sal­kan­tay­Track vor­her lau­fen. Wisst ihr ob man auch anders­rum lau­fen kann? Also von agua cali­ente weg? Das wäre genial für uns :)
    Beste Grüße,
    Melina

    1. Hallo Melina, vie­len Dank für Dei­nen Kom­men­tar. Wir glau­ben nicht, dass sol­che Tou­ren ange­bo­ten wer­den, zumin­dest haben wir davon noch nichts gehört. Aber erkun­digt euch am bes­ten noch ein­mal vor Ort. Von Aguas Cali­en­tes könn­tet ihr außer­dem auch zur Hidroelec­trica lau­fen – und dann wei­ter über Santa Teresa nach Santa Maria. Von dort fah­ren Busse nach Cusco. Viel Spaß in Peru!

  2. Jana says:

    Schö­ner und sehr inter­es­san­ter Bericht! Wir pla­nen den 5‑tägigen Sal­kan­tay-Trek auf unse­rer Peru-Reise zu machen. Ihr schreibt, dass einige aus eurer Gruppe viel zu viel Gepäck dabei hat­ten und ihr nur das Nötigste… Ich bin mir noch ziem­lich unsi­cher, was wir für die 5 Tage brau­chen. Was sind denn eurer Mei­nung nach die wich­tigs­ten Sachen? :-)

    1. Hallo Jana, vie­len Dank für Dei­nen Kom­men­tar. Wich­tig sind vor allem gute Wan­der­schuhe. Genauso wie warme Sachen – Fleece, Mütze, Hand­schuhe, etc. So rich­tig kalt ist es aber nur in der Nacht gewor­den, als wir am Rande des Glet­schers geschla­fen haben. Zudem soll­test Du am bes­ten auch eine Regen-/Wind­ja­cke dabei haben. Viel Spaß in Peru.

  3. Marsela says:

    Das klingt klasse! Und defi­ni­tiv ja – ein Bier kann ver­dammt gut schme­cken nach den Stra­pa­zen ;)) Wir haben den Cho­que­qui­rao Trek damals gemacht und waren 9 Tage unter­wegs, aber zum Glück war es bei uns nicht so kalt wie bei euch. Gerade Nachts könnte ich mir vor­stel­len, dass es ganz schön schat­tig war..

    1. Vie­len Dank, Mar­sela. Wow, neun Tage, ein lan­ger Trek. Das war bestimmt auch sehr schön – und nach den Anstren­gun­gen stand dann hof­fent­lich eben­falls ein Bier bereit ;-)

    1. Hallo Deen, nein, den Inka Trail konn­ten wir nicht machen, da die­ser bereits aus­ge­bucht war. Dar­auf bezieht sich die For­mu­lie­rung „über­lau­fen“ ;-) Liebe Grüße.

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