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Die Tita­nic, der Pirat und die Drachen

Unsere bei­den Hel­den Abdul und Gonzo Baba bra­chen zu einer epi­schen Boots­fahrt auf, die sie auf die Inseln Sum­bawa, Mojo, Komodo, Rinca und Flo­res tra­gen würde. Sie schlie­fen unter den Ster­nen, schwam­men mit Man­ta­ro­chen, heck­ten wilde Kaper­pläne aus und leg­ten ihr Schick­sal in die Hände Kapi­tän Araks – oder wür­den sie das Steuer an sich reißen?

 

betrun­ken buchen:

Wir waren gerade vom Rin­jani-Treck zurück­ge­kehrt. Wir taten uns mit Anni und Stef­fen zusam­men und fuh­ren mit ihnen nach Sen­gigi an die West­küste Lom­boks und fan­den uns in einem aus­ge­spro­chen edlen Hotel wie­der, um das ich sonst einen gro­ßen Bogen gemacht hätte.
Lei­der waren die stan­dard rooms nicht ver­füg­bar – oder man wollte uns nicht – und die nächste Kate­go­rie lag außer­halb unse­res Finanz­rah­mens. Stef­fen und Anni hat­ten ihr Zim­mer bereits im Vor­aus gebucht.
Doch anstatt uns nach einem ande­ren Gast­haus umzu­se­hen, beschlos­sen Abdul und Gonzo Baba, sich dem Fata­lis­mus hin­zu­ge­ben, und sich einige wohl­ver­diente Bier­chen zu gön­nen, die nach den Anstren­gun­gen der letz­ten Tage ein­schlu­gen wie eine Bombe. Dies war wohl der Moment, in dem wir uns am stärks­ten an die Zeit vor knapp 5 Jah­ren in Athen erin­nert fühl­ten, als wir uns ken­nen­ge­lernt hat­ten. Wir tran­ken, feix­ten und war­te­ten auf Buddy, den uns Stef­fen als „Geschäfts­part­ner“ für den Boottrip emp­foh­len hatte. Als er kam, hat­ten wir ein­deu­tig Schlag­seite – her­vor­ra­gende Bedin­gun­gen, um einen Deal ein zu fädeln …

Abdul lallte durch­aus wahr­nehm­bar (…) und auch dem Baba war das Gelage anzu­mer­ken. Doch er riss sich zusam­men, um einen guten Deal für die bei­den schrä­gen Gestal­ten raus zuschla­gen, die sich hier auf wun­der­bare Weise mate­ria­li­siert hat­ten – schließ­lich war Abdul in die Fänge des aber­wit­zi­gen Rei­se­un­ter­neh­mens „Coco­nu­t­yoga Tra­vels“ gera­ten. Alles hat sei­nen Preis.

Ich fand einen guten Draht zu Buddy, der zwar beteu­erte ein Anfän­ger im Busi­ness zu sein, aber – ganz im Gegen­teil – ein geris­se­ner Geschäfts­mann war – mit allen Was­sern gewa­schen. Nach lan­gen, zähen, aber den­noch erstaun­lich hei­te­ren Ver­hand­lun­gen, erziel­ten wir eine Übereinkunft.
Auf die Frage Bud­dys, wo wir über­nach­ten wür­den (Stich­wort: Abho­lung), berich­te­ten wir, dass sich die­ses win­zige Detail unse­rer Kennt­nis ent­zöge, da wir ver­geb­lich auf einen stan­dard room im Hotel gehofft hat­ten. Eine Minute spä­ter hat­ten wir einen sol­chen – der war frei­lich alles andere als stan­dard. Zu mei­ner Irri­ta­tion fuhr uns Buddy dann mit einem Jeep mit getön­ten Schei­ben auf Wunsch von Stef­fen zu einem Edelita­lie­ner. Ich fühlte mich wie im fal­schen Film. Diese Jeeps fah­ren zu Dut­zen­den in Sen­gigi herum und berich­ten vom oft kurz­zei­ti­gen Reich­tum Der­je­ni­gen, die der Ver­lo­ckung erle­gen waren, ihr Land zu ver­kau­fen. Danach fei­ern sie den Som­mer ihres Leben – wer könnte es ihnen ver­den­ken? Wenn sie auf­wa­chen ist Ihnen oft nur noch der teure Jeep geblie­ben und Viele fah­ren fortan Tou­ris­ten durch die Gegend. Buddy hin­ge­gen saß fest im Sattel.
Wir erreich­ten Alberto’s Pizza. Das Restau­rant hatte einen Pool und fiel neben Schi­cki­mi­cki mit gesal­ze­nen Prei­sen auf. Wir saßen direkt am Strand. Ker­zen wur­den ent­zün­det. Ich fühlte mich unend­lich fremd in die­sem deka­den­ten Ambi­ente und wäre am Liebs­ten gelau­fen wie For­rest. Doch nach einem kur­zen Marsch zum nächs­ten Ziga­ret­ten­stand konnte ich mich beherr­schen, den ande­ren die Stim­mung zu ver­sauen. Ich würde noch früh genug wie­der zum indi­vi­du­el­len Rei­sen zurückkehren.

Lei­nen los: 

Nach einem viel zu kur­zen Rast­tag fuh­ren wir ins Nep­per- und Schlep­per­pa­ra­dies Bang­sal, des­sen Hafen haupt­säch­lich als Tor zu den Gili-Inseln dient und in dem es von win­di­gen Gestal­ten nur so wim­melt. Hier bestie­gen wir schließ­lich mit 25 (!) Ande­ren ein durch­aus über­schau­ba­res Boot.
Nach­dem ich vor der Hitze der Groß­raum­ka­bine und der Enge des Matrat­zen­la­gers sofort die Flucht ergriff, fan­den Abdul und ich uns an einem schma­len Kor­ri­dor am Rande des Boots wie­der – einer links, einer rechts von der Kabine. Dort schlie­fen wir unter freiem Him­mel – eine der schöns­ten Umstände die­ser Fahrt.

Mor­gen­röte, Son­nen­un­ter­gang, Ster­nen­him­mel, Flu­ten, Frei­heit, Weite.

Die­je­ni­gen, die sich gegen Auf­preis eine Kabine besorgt hat­ten, schlie­fen wei­cher, waren aber dem Maschi­nen­lärm und sti­cki­ger, abgas­ge­schwän­ger­ter Luft ausgesetzt.
Der erste Tag war recht ereig­nis­los. Das Wet­ter war trüb, die große Gruppe frem­delte noch. Die erste Mahl­zeit bewies end­gül­tig, dass das Boot deut­lich über­bucht wor­den war. Wir waren wir auf­grund der auf­zie­hen­den Sturm­sai­son auf einem der letz­ten Boote, die diese Schiff­fahrt in die­ser Sai­son anbie­ten würde.
So glich die Spei­sung einer Raub­tier­füt­te­rung. Wer nicht schnell war, musste sich mit Reis und Chi­li­sauce über den schlimms­ten Hun­ger ret­ten. Man­che nah­men dar­auf keine Rück­sicht und luden sich reich­lich auf. Die Crew tat ihr Bes­tes, um die­sen Man­gel ein wenig aus­zu­glei­chen, indem sie Eier und Hüh­ner dazu kauf­ten oder einen gro­ßen Fisch fingen.

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Es war ohne­hin nicht ihr Feh­ler. Sie schnip­pel­ten stun­den­lang in der klei­nen Kom­büse vor jeder Mahl­zeit. Zu viert muss­ten sie sich um alles küm­mern. Reich wur­den sie davon nicht.

Noch bestand unsere Gruppe aus vie­len klei­nen Gruepp­lein. Fran­zö­sisch, Eng­lisch und Deutsch waren die vor­herr­schen­den Sprachen.

Unser ers­ter Stopp war irri­tie­rend. Wir hiel­ten vor einem ziem­lich unat­trak­ti­ven Küs­ten­strei­fen und fan­den uns kurz dar­auf mit Schnor­cheln unter Was­ser – allein, es gab dort nichts zu sehen. Als wir kurz dar­auf her­aus fan­den, dass sich von den Auf­bau­ten am Heck des Boo­tes wun­der­bar in die Tiefe sprin­gen ließ, drehte sich die Stim­mung und die Gruppe wurde locke­rer. Lang­sam tau­ten wir auf.

Kapi­tän Arak und die Titanic: 

Als es Abend wurde, machte mich Abdul auf ein Schau­spiel auf­merk­sam, an dem ich teil­nahm – das mir aber zuvor ent­gan­gen war:

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Der Kapi­tän steu­ert ver­gnügt rau­chend das Boot. Er sieht exakt NICHTS. Dafür hört er offen­sicht­lich gute Musik. Er wiegt in ihrem Rhyth­mus und bewegt das Steuer mit einer auf­rei­zen­den Läs­sig­keit, die besorg­nis­er­re­gend wirkt. Seine Brü­cke ist etwa 10 Meter vom Bug des Schif­fes ent­fernt. Das ohne­hin schmale Sicht­fens­ter, das ihm zur Ver­fü­gung steht, ist von einer Plas­tik­plane, auf der sich schwere Regen­trop­fen gebil­det haben, ver­deckt, um den stür­mi­schen Regen von uns abzu­hal­ten. Er ist mas­siv geblen­det vom Licht, das unse­ren Auf­ent­halts­raum erhellt, der sich direkt vor ihm befin­det. Die Hälfte der Gruppe steht in sei­nem Sicht­feld. Er ist ent­spannt. Offen­bar ver­traut er sei­nen Instru­men­ten – einer Ansamm­lung von prä­his­to­ri­schen Gerät­schaf­ten, aus denen lose Kabel hän­gen. Es blitzt und don­nert – unter dem strö­men­den Regen fah­ren wir ins NICHTS.
Die Gruppe ist relaxt. Die Crew nicht. Zwei ste­hen vorne im pras­seln­den Regen und ver­su­chen ver­zwei­felt mit auf­ge­reg­ten Ges­ten dem Kapi­tän die erfor­der­li­chen Grat­ab­wei­chun­gen anzu­zei­gen. Sie mimen uns gegen­über die fah­ri­gen Manö­ver unse­res Kapi­täns. Dabei grin­sen sie fata­lis­tisch. Allein – Ihnen fehlt das Ver­trauen. Sie schüt­teln resi­gniert den Kopf. Das soll­ten wir Nie­man­den erzählen.
Gemein­sam mit Abdul und Pas­cal aus der Dort­mun­der Süd­kurve, der sich auf Welt­reise bege­ben hatte, begab ich mich an das Heck des Schif­fes – unse­rem Lieb­lings­ort. Dort saßen wir noch lange zusam­men, tran­ken Bier, rauch­ten ein paar Sport­zi­ga­ret­ten und betrach­te­ten die Sche­men der Küs­ten­li­nien der Inseln Lom­bok und Sum­bawa, an denen wir in der Dun­kel­heit vor­bei­zo­gen und die Fahr­rinne, die wir hin­ter­lie­ßen. Wir amü­sier­ten uns noch immer über die weit aus­la­den­den Links- und Rechts­kur­ven des Kapi­täns, den wir inzwi­schen Arak getauft hat­ten – nach dem schwarz-gebrann­ten Hoch­pro­zen­ti­gen Indo­ne­si­ens. Es kam uns vor, als saes­sen wir auf der Tita­nic – spä­tes­tens als wir in vol­ler Fahrt mit­ten auf eine Insel zu hiel­ten. Nur das Schach­brett fehlte, um uns wür­dig von unse­rer Exis­tenz zu ver­ab­schie­den. Ich scherzte: “He thinks he is Moses: this time I gonna cut the Island in the middle…finally!”
Zu sei­ner Ehren­ret­tung bleibt zu sagen, dass er sich schließ­lich doch als fähi­ger Kapi­tän ent­puppte. Und so stoppte er im letz­ten Moment direkt vor der Insel. Wir konn­ten unse­ren Fata­lis­mus-Modus wie­der ver­las­sen. In die­ser Nacht wür­den wir nicht sterben.

Am Him­mels­zelt bil­dete sich ein Halo – ein Licht­ring um den Mond. In den Genuss die­ses Schau­spiels waren wir schon am Rin­jani gekom­men. Die­ses Mal war der Him­mel voll­stän­dig klar und das Phae­no­men blieb über meh­rere Stun­den sicht­bar. Wir saßen noch immer am Heck, hör­ten Musik und blick­ten auf die Insel, den Halo und die Sterne. Ansons­ten war es still.
Schließ­lich bil­dete sich aus dem Licht­ring ein Wol­ken­tun­nel um den Mond. In ihm strahl­ten grün­li­che, gelb­li­che und röt­li­che Farb­töne. Ein magi­scher Anblick unter dem tro­pi­schen Sternenhimmel.

Es war eine Wohl­tat drau­ßen zu schla­fen und mit dem impo­san­ten Mor­gen­rot des zwei­ten Tages zu erwachen.

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Wir fan­den uns vor Moyo Island wie­der. Nach einem Kaf­fee sprang ich ins Was­ser und schwamm an Land. Ich fand mich inmit­ten kaum berühr­ter Natur wie­der. Am Fluss, der hier ins Meer mün­dete war das Zir­pen der Zika­den ohren­be­täu­bend. Ich machte einen Spa­zier­gang auf den Sand­strei­fen ober­halb der bei­den Riffe. Eine Groß­zahl wun­der­schö­ner Muscheln, Schne­cken und abge­stor­bene Teile des Riffs in allen Far­ben lagen aus­ge­brei­tet vor mir. Ein Stück trage ich noch immer um den Hals:

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Die Ande­ren stie­ßen vom Schiff hinzu und wir mach­ten eine kleine Wan­de­rung durch den Dschun­gel zu einem schö­nen Was­ser­fall mit natür­li­chen Pools.
Auf dem Rück­weg ging ich für mich alleine, um dem Dschun­gel zu lauschen.

Schnell hatte ich mit Marc und Rahel ange­freun­det, einem sehr sym­pa­thi­schen Pär­chen. Einer­seits wirk­ten sie unzer­trenn­lich, doch zugleich waren sie offen für andere Begegnungen.
Die Klein­grup­pen bestan­den noch immer, doch die Kreise wur­den immer offe­ner. Da waren Tif­fany und Chris­tiane, die an einer indo­ne­si­schen Schule auf Bali unter­rich­te­ten. Die drei läs­si­gen Fin­nen mit dem staub­tro­cke­nen Humor, die sich mit dem Polen zusam­men­ge­tan hat­ten. Eine kleine fran­zö­si­sche Frak­tion. Eine Slo­wa­kin. Eine Halbin­do­ne­sie­rin, die das erste Mal ihren Wur­zeln nach­spürte. Einige Eng­län­der. Unver­meid­lich Hol­län­der. Eine starke Gruppe vol­ler Viel­falt. Angenehm.

Der nächste Stopp war vor Satonda Island, einer wei­te­ren klei­nen vor­ge­la­ger­ten Insel an der Küste Sum­ba­was. Hier gin­gen wir schnorcheln.
Die Unter­was­ser­welt prä­sen­tierte sich in den leuch­tends­ten Far­ben: intakte Riffe, Schwämme und Fische aller Art, For­men und Far­ben waren direkt unter­halb des Was­ser­spie­gels sicht­bar. Ich tauchte in den ers­ten 45 Minu­ten nicht ein­mal auf und ver­brachte danach noch­mal die selbe Zeit, um in der Andacht die­ser Fabel­welt zu schwelgen.

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Die Rech­nung bekam ich kurz dar­auf: Ich hatte mir den gesam­ten Rücken der­ma­ßen ver­brannt, dass ich für die nächs­ten 24 Stun­den wie ein zu lange gekoch­ter Fluss­krebs aus­sah. Selbst eine Magnum­fla­sche Aloe Vera konnte nur das Aller­schlimmste verhindern.

 

Kapern oder Nicht­ka­pern – das ist hier die Frage:

Zeit für Kaper­pläne ! Kapi­tän Ahab schlug wild in mei­ner Brust und das Pira­ten­blut in Herrn Coco­nu­t­yoga wallte auf. Begeis­tert nahm er den Ball auf. Der Baba hat Pause. Doch der Fun­ken wollte ein­fach nicht auf die Gruppe über­spran­gen. Selbst dann nicht, als ein wun­der­schö­ner Drei­mas­ter direkt vor uns auf­tauchte – das war doch unser Schiff:

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Mark mut­maßte in sei­nem Bericht über unsere Fahrt, dass wir ver­hun­gert wären, wenn wir das Schiff an uns geris­sen hät­ten. Doch da lag er falsch.

Das Wikin­ger­blut hätte gelacht, wir hät­ten Teu­to­nen­lie­der geschmet­tert, den Don­ner­gott Thor auf unsere Seite gezo­gen, Arak, Gold und Frauen auf unse­ren Raub­zü­gen erbeu­tet und wie geplant auf die Phil­ip­pi­nen vor­ge­sto­ßen. Oder war das nur mein Plan? Ich hätte die fau­len Hunde alle Kiel holen las­sen und mir genom­men, was ich wollte. Was für eine lasche Gene­ra­tion. Wo war die Insel mit den wil­den Kerlen?
Die Phil­ip­pi­nen wären erst der Anfang gewe­sen. Danach hät­ten uns die Welt­meere offen gestan­den. Wir hät­ten die Süd­see, Panama und die Kari­bik unsi­cher gemacht, Mythen für die Ewig­keit geschaf­fen. Der Fluch der Kari­bik war ges­tern. Wir hät­ten die Inseln heim­ge­sucht mit einer Wucht, dass selbst den Uren­keln noch bei der Erwäh­nung unse­rer Namen die Zähne geschlot­tert hät­ten. Wir hät­ten Steu­er­oa­sen für immer tro­cken gelegt. Das Kap der guten Hoff­nung hät­ten wir eben­je­ner beraubt. Auf den Moluk­ken hätte kei­ner mehr auf­gemuckt. Wir wären als Erfah­rungs­mil­li­ar­däre mit vol­len Taschen in Rot­ter­dam gelan­det und hät­ten einen schö­nen Lebens­abend mit Rum, Zigar­ren und Pira­ten­bräu­ten ver­bracht. Die Olig­ar­chen wären vor Neid grün und blau gewor­den. Die Regie­rung wäre uns bis zum Zwölf­fin­ger­darm hin­ten rein gekro­chen. Falls wir das die­sen wei­ner­li­chen Wich­tig­tu­ern erlaubt hät­ten. Schließ­lich hät­ten wir Klasse. Win­selnd hät­ten sie uns ange­bet­telt und wären doch nur eis­kalt aus­ge­lacht und an die Hunde ver­füt­tert worden.

Es sollte nicht sein.

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Am nächs­ten Mor­gen erwachte ich wie gewohnt mit dem Son­nen­auf­gang und sprang nach dem obli­ga­to­ri­schen Pfann­ku­chen wie­der in die Flu­ten, um die nächste Insel zu erkun­den. Meist fuh­ren wir auch nachts, so dass wir uns mor­gens meist an einem unbe­kann­ten Ort wiederfanden.
Ich machte mich daran, das Riff mit sei­nen Man­gro­ven­bäu­men zu erkun­den. Danach bestieg ich bar­fuß einen etwa 200 Meter hohen Hügel. Ich hatte den Wel­len­gang bereits so stark adap­tiert, dass der Auf­stieg so schwan­kend von­stat­ten ging, als hätte ich mir gerade eine Fla­sche Schnaps hin­ter die Binde gekippt. Hier tau­melt der Baba zum Gipfel:

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Ich wech­selte ein paar Worte mit dem Julio, dem Fran­zo­sen, der vor mir den Hügel erklom­men hatte. Der Aus­blick von die­ser erha­be­nen Warte war über­wäl­ti­gend – schein­bar unend­lich. Wir konn­ten klar die Strö­mun­gen zwi­schen Satonda und Sum­bawa erken­nen. Die Küste Sum­ba­was war von moos­be­wach­se­nen Hue­geln domi­niert. Regen­wäl­der und sanfte Sand­strände run­den das Bild ab. Das Meer schil­lerte in den herr­lichs­ten Blau‑, Grün und Türkisfarben.

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Hoff­nung:

Julio stieg wie­der hin­un­ter und nun erreichte Dra­gan den klei­nen Gip­fel. Mit ihm hatte ich am Vor­abend eine span­nende Unter­hal­tung geführt. Er arbei­tet in einer 2‑Jah­res-Stu­die an einem Gene­ra­tor, der an einem güns­ti­gen Wel­len­spot auf­ge­stellt, 10000 Liter Salz­was­ser am Tag in Trink­was­ser umwan­deln soll. Ein alter Traum!
Wo doch die Mee­res­spie­gel stei­gen und abseh­bar ist, das bei der Trink­was­ser­ver­sor­gung durch schmel­zende Glet­scher und grö­ßen­wahn­sin­nige Dämme große Eng­pässe auf uns zu kom­men, die zu schwe­ren Kon­flik­ten füh­ren wer­den und stel­len­weise schon tun – dann, warum nicht beide Pro­bleme an der Wur­zel packen und das Beste aus die­ser bedroh­li­chen Situa­tion machen – Trink­was­ser aus den Ozea­nen zu erzeu­gen. Was­ser war die Quelle, die nie­mals ver­sie­gen durfte – für Nie­man­den! Der Knack­punkt ist noch, eine nach­hal­tige Ener­gie­quelle für den Gene­ra­tor zu fin­den. Idea­ler­weise wäre das die Urkraft des Meeres.
Wir hat­ten eine sehr inter­es­sante Debatte über ethi­sche Fra­gen im Zuge der rasan­ten tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung geführt. Dra­gan glaubte daran, dass der Fort­schritt die Pro­bleme, die er selbst mit sich brachte, durch Wei­ter­ent­wick­lung in Zukunft lösen würde – ich habe da große Beden­ken. Ich bin über­zeugt, dass wir nicht alles tun dür­fen, was tech­nisch mög­lich ist. Ich denke bei­spiels­weise an die Gen­tech­nik. Trotz­dem hat­ten wir ein sehr kon­struk­ti­ves Gespräch und fan­den viele Übereinstimmungen.

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Da stan­den wir nun mit unse­ren Hoff­nun­gen auf dem Hügel und blick­ten in die Weite. Wir woll­ten diese wun­der­schöne Welt unbe­dingt erhal­ten und sie in gutem Zustand an unsere Kin­der wei­ter­rei­chen, so wir das Land von unse­ren Ahnen geerbt hat­ten. Nur war der Ver­trag zwi­schen den Gene­ra­tio­nen in Zei­ten der maß­lo­sen Gier ein­sei­tig auf­ge­kün­digt wor­den. Und nun lag es an uns, sich für einen Wan­del hin zu einer nach­hal­ti­gen Nut­zung der Res­sour­cen ein­zu­set­zen. Wir hat­ten nicht danach gefragt, aber weg ducken kam nicht in Frage. Es ging um unsere Zukunft.

die Dra­chen:

Danach steu­er­ten wir ein wei­te­res High­light unse­rer Boots­fahrt an: die stel­len­weise wild zer­klüf­tete Land­schaft der Insel Komodo mit ihren Dra­chen – Relikte aus einer lange ver­gan­ge­nen Zeit. Sie fin­den sich aus­schließ­lich auf 4 Inseln – Komodo, Rinca und zwei klei­ne­ren Inseln und es gibt sie sonst Nir­gendwo auf der Welt.
Zwar fin­den sich auch auf Lom­bok, Sum­bawa oder Flo­res klei­nere Art­ver­wandte – diese sind aber bei Wei­tem nicht so gefähr­lich wie die Komodo-Warane.
Die Insel steht unter Natur­schutz, gut aus­ge­bil­dete Ran­ger füh­ren die Besu­cher über die Insel.

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Sie tra­gen lange Stan­gen mit einer Gabel am Ende, mit denen sie die Dra­chen im Not­fall auf Distanz hal­ten können.

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Wir mach­ten eine kleine Wan­de­rung ins Insel­in­nere und pas­sier­ten einige Hir­sche, die auf dem Spei­se­plan der Rep­ti­lien ganz oben ste­hen, und es dau­erte nicht lange, bis wir den ers­ten Dra­chen auf einer klei­nen Anhöhe erblick­ten. Er lag fast bewe­gungs­un­fä­hig im Gebüsch und wir konn­ten ihm näher kom­men, als ich ver­mu­tet hätte.

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Nach erfolg­rei­cher Jagd, bei der die Tiere bis zu der Hälfte ihres eige­nen Kör­per­ge­wichts ver­spei­sen, lie­gen sie für unbe­stimmte Zeit im Rep­ti­li­en­koma und sind nicht zu sport­li­cher Akti­vi­tät anzu­re­gen – nicht aus­zu­den­ken, wie ich mich fühlte, wenn ich 35 Kilo­gramm Reis essen würde.
Einem jagen­den Dra­chen wollte ich dage­gen bes­ser nicht begeg­nen – die Rep­ti­lien kön­nen sich erstaun­lich schnell bewe­gen und sind bis zu zwei­ein­halb Meter lang.

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Sie töten mit einem Gift, dass ihre Beute lang­sam schwächt. So wer­den sogar Was­ser­büf­fel zur Beute der wil­den Geschöpfe. Was für eine gru­se­lige Vor­stel­lung, von gie­ri­gen Dra­chen ver­folgt zu wer­den und immer stär­ker zu ent­kräf­ten bis die Rep­ti­lien über einen herfallen!
Dar­über hin­aus sind die Warane Kan­ni­ba­len und atta­ckie­ren sich gegen­sei­tig. Als wir spä­ter auf Rinca wei­tere Exem­plare sahen, konn­ten wir ein Weib­chen dabei beob­ach­ten, wie sie nach Eiern ihrer Art­ge­nos­sen grub – aus die­sem Grund legt die Mut­ter auch zwei Löcher im Erd­reich an – eines ist ihren Eiern vor­be­hal­ten, das Andere dient der Camouflage.
Die Bezie­hung der Mut­ter zu ihren Kin­dern endet bei der Eiab­lage. So kommt es durch­aus vor, dass die Mut­ter unwis­send ihre eige­nen Eier ver­speist. Gelingt es den jun­gen Wara­nen den­noch das Licht der Welt zu erbli­cken, sind sie noch lange nicht aus dem Gröbs­ten raus. Sie müs­sen jah­re­lang wie Geckos auf Bäu­men leben und mit ihren lan­gen Zun­gen nach Insek­ten angeln. Erst wenn sie groß genug sind, um den Kampf mit ihren Art­ge­nos­sen bestehen zu kön­nen, kom­men sie auf die Erde zurück. Ein wil­des Leben.

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Die­ses alte Männ­chen erhält von den Ran­gern sein Gna­den­brot. Sonst wer­den die Warane nicht (mehr) gefüttert.

Und weil sie so schön sind:

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Im Anschluss steu­er­ten wir einen Spot an, an dem sich Dut­zende von Man­ta­ro­chen in der Strö­mung tum­meln. Es war unglaub­lich, die­sen erha­be­nen Mee­res­be­woh­nern so nahe kom­men zu können.

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Außer­dem fan­den sich hier rie­sige Fischschwärme.

Unser nächs­tes Ziel war der red beach – einem schö­nen Strand, der durch die Rot­fär­bung der Koral­len zu sei­nem Namen gekom­men ist.
Ich war ein unge­wöhn­li­cher Erobe­rer: Wäh­rend meine Vor­fah­ren als Händ­ler, Mis­sio­nare oder mit dem Schwert gelan­det waren, kam ich als Baba, der an Land schwamm, einen Kopf­stand in den Sand legte und mich geseg­net fühlte, ohne irgend­et­was ver­än­dern zu wol­len – nein, im Gegen­teil: ich wünschte mir, dass diese Natur­wun­der so bestehen konn­ten, wie sie waren.
Die fol­gende Stre­cke war eine der Schöns­ten der gan­zen Fahrt:

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Auf der Insel Rinca konn­ten wir erneut Dut­zende von Dra­chen bewun­dern und wun­der­bare Aus­bli­cke über die ganze Insel genie­ßen, die deut­lich sanf­ter als Komodo wirkte.

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Schon die Ankunft auf der Insel war bemer­kens­wert. Denn die Gui­des hier waren Chris­ten aus Flo­res und iden­ti­fi­zier­ten mich mit mei­nen lan­gen, vom Salz­was­ser und der Sonne erblon­de­ten Haa­ren und dem üppi­gen Bart als – Jesus. Das war zwar zwei­fel­los ori­gi­nel­ler als das ewige “long hair, long life, long banana” aus schmie­ri­gen Gesich­tern, aber nach kur­zer Zeit nicht min­der befremd­lich. Als ich mich an die Spitze des Erkun­dungs­trips setzte, rie­fen sie: “Fol­low Jesus!”. Nach dem Boat­trip hatte ich genug davon und ent­le­digte mich von Haa­ren und Bart. Doch noch war ich Jesus. Oder Baba. Oder so.

Von Rinca aus war es eigent­lich nicht mehr weit nach Labuan Bajo auf Flo­res. Doch es folg­ten noch zwei wei­tere Stopps. Der erste führte uns zu einer wun­der­schö­nen klei­nen Insel. Die Sonne strahlte, das Meer leuch­tete – ein per­fek­ter Tag.

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Ich war bes­ter Stim­mung. Der Trip schien wun­der­bar auszuklingen.

Wir befan­den uns gerade 20 Minu­ten auf der Insel, als etwas Beun­ru­hi­gen­des geschah: ein Poli­zei­boot stoppte neben unse­rem Schiff. Das war nicht gut! Gras rau­chen ist in Indo­ne­sien kein Kava­liers­de­likt. Ich unter­drückte den Impuls, direkt zu unse­rem Boot zurück zu schwim­men, um die Beweise ver­schwin­den zu las­sen. Das wäre aber an Auf­fäl­lig­keit nicht zu top­pen gewe­sen. Konnte das Ganze höchs­tens schlim­mer machen. Ich fragte mich, ob ich vor­sichts­hal­ber nicht für immer auf der Insel blei­ben sollte. Robin­son Style. Viel­leicht war es sogar eine Schatz­in­sel. Um mich abzu­len­ken, bestieg mit Marc, Rahel und Pas­cal einen nahen Hügel. Wir waren bar­fuß und der Boden war glü­hend heiß.

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Flucht mit Schnor­chel – man weiß nie, wozu man den brau­chen kann…

“Viele gute Bücher wur­den im Gefäng­nis geschrie­ben” raunte ich Pas­cal zu – wenigs­tens würde ich mit ihm dort gute Gesell­schaft haben. Glück­li­cher­weise stellte sich jedoch spä­ter her­aus, dass die Poli­zis­ten nur zum Kaf­fee trin­ken gekom­men waren.
Am Riff vor der Insel zu schnor­cheln, stellte sich als schmerz­haft her­aus. Das Riff wurde von Fischen mit unan­ge­neh­men Bis­sen ver­tei­digt. Chris­tiane und Tif­fany hat­ten als erfah­rene Tau­cher sogar eine Reihe von hoch­gif­ti­gen Fischen aus­ge­macht, die man nur berüh­ren sollte, wenn man ohne­hin keine Hoff­nung mehr hat.
Schließ­lich steu­er­ten wir das letzte win­zige Eiland unse­rer Fahrt an. Hier wür­den wir noch ein­mal über­nach­ten, bevor es nach Flo­res ginge. Auf der uns zuge­wand­ten Seite der Insel gab es einen klei­nen Sand­strei­fen, der im hel­len Mond­schein magisch leuch­tete. Nach einem Bier am Heck des Schif­fes mit Blick auf den Sehn­suchts­ort, gab es nur noch eines – HIN.

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Nach­dem ich mich zunächst alleine auf der Insel befand, stieß nach und nach Andere aus der Gruppe dazu, bis wir zu acht waren. Kluge Geis­ter besa­ßen einen Dry­back, so dass wir sogar in den Genuss eines Joints kom­men wür­den. Als viel schwie­ri­ger stellte sich das Ent­zün­den eines Lager­feu­ers her­aus. Erst nach­dem sich alle in die Beschaf­fung von Mate­ria­lien für das Feuer betei­lig­ten, wur­den unsere Aus­sich­ten bes­ser. Wir fan­den etwas Rinde, Blät­ter, einige Zweige, ange­spülte Seile, Sty­ro­por und Plas­tik. Selbst damit war es noch eine Her­aus­for­de­rung das Feuer zu ent­fa­chen und am Leben zu erhal­ten. Doch nach kur­zer Zeit war ich in der Zone und kroch die nächs­ten zwei Stun­den um das Feuer herum und konnte unter Beweis stel­len, dass ich in jah­re­lan­ger Arbeit das Volu­men mei­ner Lunge dras­tisch erhöht hatte. Die Was­ser­pfeife lässt grü­ßen. Die Ande­ren genos­sen meine Arbeit – dazu fand ich selbst keine Zeit.

Nach andert­halb Stun­den war mein Kreis­lauf der­ma­ßen im Eimer, dass mir schumm­rig und schließ­lich schwarz vor Augen wurde. Für einen kur­zen Moment – in dem mein Sicht­feld wie ein abge­stürz­ter Win­dows-Bild­schirm abschmierte – dachte, ich würde die Insel nie wie­der ver­las­sen. Doch 5 Minu­ten spä­ter blies ich wie­der wie ein Wahn­sin­ni­ger in die Glut.
Alles in Allem ein gelun­ge­ner Abschluss unse­rer eigent­li­chen Fahrt.
Am Tag dar­auf fuh­ren wir nach Labuan Bajo, wo wir eine letzte Nacht ver­brin­gen wür­den, bevor es mit den loka­len Fäh­ren und dem Bus wie­der zurück nach Lom­bok gehen würde. Wir nutz­ten die Gele­gen­heit, um rich­tig gut essen zu gehen, unsere Bier­vor­räte ein­mal mehr auf­zu­fül­len. Hier mit Mark:

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Mit den 3 Fin­nen unse­rer Gruppe und dem Polen stie­ßen wir mit einem Arak Mojito an, der erstaun­lich gut schmeckte, bevor die 4 wie­der zu einem ihrer Raub­zeuge auf­bra­chen, um zu unver­schämt  bil­li­gen Prei­sen rie­sige Fla­schen schwarz-gebrann­ten (und metha­nol­hal­ti­gen – also nicht wirk­lich zu emp­feh­len­dem) Arak auf­zu­trei­ben. Aber den Fin­nen respek­tive dem Polen konnte das Teu­fels­zeug nichts anha­ben – sonst wären sie zu die­sem Zeit­punkt schon lange tot gewe­sen. Hätte die Mann­schaft nur aus sol­chen Typen bestan­den, unsere Kaper­fahrt hätte begin­nen kön­nen. Die Frage war nur, wie lange ich dann Kapi­tän geblie­ben wäre…

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Einige aus der Gruppe wür­den auf Flo­res blei­ben, andere flo­gen zurück und nur ein Teil der Gruppe würde mit der Fähre und dem Bus zurück gelan­gen. Es wäre sehr schön gewe­sen, mit dem glei­chen Schiff wie­der zurück zu fah­ren, das uns schon lange ans Herz gewach­sen war. Lei­der ließ sich dar­über nicht ver­han­deln und der Preis, den uns der Kapi­tän anbie­ten konnte, war völ­lig über­zo­gen. Das ließ die Frage offen, was um alles in der Welt die Crew zurück trans­por­tie­ren würde. Aber Man­che Fra­gen sollte man nicht stel­len. Mafia Shit
Nach einem letz­ten Gelage und einer wei­te­ren viel zu kur­zen Nacht, fan­den wir uns am nächs­ten Mor­gen am Fähr­ha­fen ein, um unsere end­lose Rück­fahrt anzu­tre­ten. Mit der Fähre von Labuan Bajo nach Bima im Osten von Sum­bawa, dann mit dem Bus durch einen Groß­teil der Insel, einer wei­te­ren Schiff­fahrt zurück nach Labuan Lom­bok und schließ­lich dem Shut­tle­ver­kehr, der uns zurück nach Sen­gigi brachte. Dort blie­ben wir aber nicht, son­dern fuh­ren gleich wie­der zurück nach Bang­sal, um den letz­ten Tag von Abdul auf Gili Tra­wan­gan zu zelebrieren.

Ein klei­nes Bon­mot zur Rück­reise: nach der wun­der­ba­ren Atmo­sphäre auf dem Boot und der unheim­lich sym­pa­thi­schen Crew, befan­den wir uns nun knie­tief im übels­ten Pusher­busi­ness. Wir wur­den behan­delt wie Vieh. Das galt nicht für die bei­den Fahr­ten mit der loka­len Fähre – das waren jeweils sehr ange­nehme Erleb­nisse und ein wirk­li­cher Ein­blick in die Art wie die meis­ten Indo­ne­sier rei­sen. Doch die stun­den­lange Fahrt mit dem Bus durch Sum­bawa war spe­zi­ell. Ich freute mich zunächst rie­sig, auf dem Dach des Klein­bus­ses mit­fah­ren zu kön­nen – aller­dings waren wir dort oben schließ­lich zu siebt. Den­noch war es eine fas­zi­nie­rende Erfah­rung. Denn Sum­bawa wird abge­se­hen von zwei Surfspots im Wes­ten der Insel kaum von Tou­ris­ten besucht. Nicht im Ent­fern­tes­ten ver­gleich­bar mit Lom­bok, geschweige denn mit Bali. Und so war die Begeis­te­rung der Ein­hei­mi­schen in den Dör­fern, die wir durch­quer­ten, rie­sig – ange­sichts von so vie­len Falang auf dem Bus. Nur in Gebie­ten, in denen der Tou­ris­mus noch eine Ran­d­er­fah­rung dar­stellt, kann man solch ursprüng­li­che Freude, Neu­gier und Offen­heit kennenlernen.
30 Stun­den lang waren wir unter­wegs und Schlaf war allen­falls auf der zwei­ten Fähre mög­lich, wenn es nicht gerade auf das offene Deck reg­nete. Ansons­ten war nur Koma.

Als wir uns schließ­lich wie­der dau­er­haft an Land befan­den, konn­ten wir kaum noch lau­fen – wir hat­ten uns immer­hin 5 Tage lang kaum an Land auf­ge­hal­ten. Wir schwank­ten über Pfade ent­lang, als wären wir betrun­ken (ein Effekt, der sich nach dem Genuss nur eines Bie­res ver­viel­fachte). Wir unter­la­gen opti­schen Täu­schun­gen, die uns sug­ge­rier­ten, dass ein­fa­che Stein­pfade Boots­stege sein müss­ten und ein Kip­pen nach Rechts oder Links unwei­ger­lich mit dem Fall in den Ozean ver­bun­den sein würde.

Nach einer letz­ten Nacht in trau­ter Runde hieß es schon wie­der Abschied neh­men. Abdul würde von Bali aus nach Hause flie­gen; Marc und Rahel hin­ge­gen wür­den ihre Reise nach Malay­sia fort­set­zen, bevor sie nach Neu­see­land und Süd­ame­rika wei­ter­rei­sen wür­den. Gerade die Bei­den und Pas­cal waren mir beson­ders ans Herz gewach­sen und ich hätte gerne noch mehr Zeit mit ihnen ver­bracht. Die Zeit mit Abdul gehört ohne­hin zu den abso­lu­ten High­lights mei­ner gesam­ten Rei­sen und es war erstaun­lich, wie selbst­ver­ständ­lich er sich an mei­ner Seite befand. Wir hat­ten unsere eige­nen Kon­takte und unter­nah­men viele Dinge auf eigene Faust und doch waren wir immer mit­ein­an­der ver­bun­den. Jeder­zeit gerne wieder!

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Abdul und Baba freuen sich auf den nächs­ten Raub­zug. Inklu­sive Wahn. Mit Risi­ken und Nebenwirkungen.

Anmer­kung: ein­zelne Bil­der stam­men von Marc und Julio und wer­den hier mit deren Ein­ver­ständ­nis veröffentlicht.

Cate­go­riesIndo­ne­sien
  1. Pingback:Berjuta Keindahan di Timur Indonesia, Pulau Sumbawa - Gitu Aja

  2. eh says:

    hi, wie kom­men wir(2) im nov2015 von bali nach flo­res ohne einen flie­ger neh­men zu müs­sen – und was würde der trans­port p.p. kos­ten, hin und zurück ? Dauer? Island­hop­ping via lom­bok oder kom­modo wäre evtl. auch eine option.( 4 Wo. Urlaub)
    Danke für die Mühe.
    Gruß eh

    1. Danke schön! Der Fisch war schon ein Pracht­ex­em­plar, der hatte rich­tig Power. Fast schon eine Schande so einen Fisch zu ver­spei­sen. Aber sonst wären wir wohl verhungert…

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