Ich bin unzu­frie­den. Etwas stimmt nicht, doch ich kann es nicht fassen.

Es läuft eigent­lich alles super, und ich sollte mich freuen – mehr freuen, als ich es tue. Ich weiß das, aber es kommt nicht an. Etwas fehlt.

Viel gear­bei­tet habe ich, es gibt immer etwas zu tun, nicht wahr? „Babimm!“, wie­der habe ich eine Mail bekom­men, eine Nach­richt, eine Belang­lo­sig­keit. „Babimm!“. Arbei­ten kann ich immer, ohne Chef, ohne feste Arbeits­zei­ten hält mich nie­mand auf. Manch­mal ver­gesse ich abzu­schal­ten. Aber ich mache das, was mir gefällt. Es gibt keine klare Grenze zwi­schen Hobby und Arbeit. Ich fühle mich pri­vi­le­giert, so leben zu kön­nen. Es ist nicht das Problem.

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Viel­leicht der Winter? 

Der Win­ter ist immer ein dank­ba­rer Grund für eine kleine Übel­lau­nig­keit, es ist so dun­kel, kalt, man mag ja gar nicht vor die Tür! Und lang war er, ist er, stän­dig die­ser Schnee… hm, eigent­lich ein Win­ter wie er sein sollte. Was haben wir uns immer beschwert: Ach, diese Win­ter, das sind ja gar keine rich­ti­gen Win­ter mehr!
So sieht’s aus, Leute: Ein rich­ti­ger Win­ter ist auch rich­tig scheiße. Genauso scheiße wie ein mil­der Win­ter. Alles scheiße irgendwann.

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Alles kein guter Grund für mein Gejam­mer, scheint mir. Fuck.

In der Ecke, neben dem grü­nen Ohren­ses­sel mei­ner ver­stor­be­nen Omi, steht ein alter Glo­bus. Er ist aus den 50ern, man kann dar­auf nach Rho­de­sien rei­sen, nach Süd­west­afrika, in die Sowjetunion.

Als ich ihn lang­sam drehe, ver­stehe ich plötz­lich was los ist.

Diese Krank­heit ist unheil­bar. Erleich­tert lächle ich.

Fern­weh. 

Cate­go­riesWelt
Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Karin says:

    Hah! Damit bist Du nicht allein, das hab ich auch. Bei mir tritt es in Schü­ben auf und im Win­ter ist es ganz beson­ders schlimm. Gibt es eigent­lich irgendwo eine anonyme Bera­tungs­gruppe dazu? Und eigent­lich hilft mir nur eins: Auf eine kurze, lange, schöne, ereig­nis­rei­che Reise an einen mög­lichst war­men, mög­lichst ande­ren Ort zu gehen. Und meis­tens hilft das Pla­nen schon ein biss­chen die Sym­ptome zu lindern. :-)

  2. Jens says:

    Ach Johan­nes,
    so ähn­li­che Gedan­ken hatte ich ges­tern auch in einer Sit­zung und musste daran den­ken wann es wie­der weg geht! Schade ist, dass diese Krank­heit noch nicht auf Rezept und mit einem gel­ben Urlaubs­schein geheilt wer­den kann.
    Ich sende dir aber gerne ein paar son­nige Grüße zu ;-)

  3. Herz­er­grei­fend. Nein wirk­lich, mir geht es gen­aus SO und du hast es in schöne Worte ver­packt. Aber viel­leicht gibt es bald Abhilfe.
    Schöne Grüße aus dem Nor­den, viel­leicht fin­det man mein Hei­mat­land auch noch auf dem Glo­bus dei­ner Oma.

  4. Marianna says:

    Also ich muss da am Punkt mit dem scheiß Win­ter anset­zen. Ja, Schnee ist da, zu Hauf. Aber es fehlt was, was sonst im Win­ter (zumin­dest hier in Mün­chen) halt auch wirk­lich viel gibt. Und zwar Sonne! 

    Du bist mir einer, bei ’ner unheil­ba­ren Krank­heit erleich­tert zu lächeln ;)

  5. Dani says:

    Es ist diese Krank­heit die viele von uns ken­nen FERNWEH aber wenn Du auf dem Glo­bus Dei­ner Omi reisst und genau die­ses Gefühl hast, ist es gut. Träu­men, pla­nen gehört auch dazu … ich träume und habe Heim­weh nach Afrika.
    Grüsse sen­det Dani

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