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Eisenmann statt Ballermann und ein Quickie am Strand

Könnte man ihren Schweiß rie­chen, würde es an die­sem zau­ber­haf­ten Ort regel­recht zum Him­mel stin­ken. Wäh­rend ich die­ses Foto auf dem Steg ste­hend knipse, spie­len sich hin­ter mei­nem Rücken qual­volle Sze­nen ab.

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Wie sie keu­chen! Wie sie stöh­nen! Tropf­nass sind sie von oben bis unten. Hoch­rot die Köpfe, die sie unter ihren Schirm­müt­zen vor der star­ken Sonne, die seit vie­len Stun­den gna­den­los auf ihre Kör­per brennt, schüt­zen. Noch zwei Kilo­me­ter im stram­men Lauf­schritt die Strand­pro­me­nade ent­lang – dann sind sie erlöst.

Mei­nen Blick habe ich vor­über­ge­hend von ihnen abge­wandt. Ich schaue nach vorne: Der Steg über dem Meer mün­det in eine kleine Platt­form, auf der es sich ein paar Bade­gäste bequem gemacht haben. Strand­idylle pur. Mari­ti­mes Urbe­ha­gen. Was­ser­spaß vom Aller­al­ler­feins­ten. Ich kann mich nicht daran satt sehen und wähne mich irgendwo ganz weit fort. Kopf­kino: Bora Bora, Beach­boy, Cock­tail, Kokos­nuss und so.

Die Rea­li­tät: Auch wenn es nicht danach aus­sieht, ich arbeite. Mein Ruck­sack ist keine Bade­ta­sche. Ich schleppe eine Kamera, mei­nen Lap­top und ein Dik­tier­ge­rät mit mir herum. Hand­tuch habe ich jetzt kei­nes mit. Aber – ein Glück – den Bikini. Der Ruf der zar­ten Wel­len wird lau­ter. Immer deut­li­cher. Fifty Shades of Blue. Sie schreien nach mir. Und wie das glit­zert! Ich muss jetzt und hier, wirk­lich auf der Stelle ins Was­ser hüp­fen! Ein­tau­chen in diese azur­blaue Flüs­sig­wonne. Nur kurz abküh­len, ein paar Minu­ten schwimmen.

Umzie­hen! Wo? Gleich hier am bes­ten. Spart Zeit. Was soll’s!

Lang­sam gehe ich über den lan­gen Steg, der bei jedem mei­ner Tritte ganz leicht vibriert. Ganz so als würde er meine Vor­freude erwi­dern wol­len. Wäh­rend ich über mei­nen Mee­res-Cat­walk laufe, muss ich grin­sen. Ich über­lege allen Erns­tes, mit wel­cher Head­line ich eben die­ses Bild spä­ter auf Face­book beti­teln könnte.

Ich ent­scheide mich für: „Auf dem Holz­weg. Und das ist gut so ☺“

Auf der Platt­form ange­kom­men, erhöhe ich mein Tempo, nehme etwas Anlauf und springe kopf­über ins Was­ser, das an die­ser Stelle deut­lich dunk­ler und damit tie­fer als am seich­ten, tür­kis­far­be­nen Ufer ist. Mit einem lau­ten Zischen tau­che ich ins Meer. Über­ra­schend ange­nehm seine Tem­pe­ra­tur. Nicht kalt, nicht warm, grad rich­tig eben. Gött­lich! Es ist Anfang Mai und ich schwimme in der Bucht von Alcú­dia im Mit­tel­meer. Blau in Blau. Am Hori­zont die Berge.

Mal­lorca kann so viel mehr als Bal­ler­mann. Die zau­ber­hafte Balea­ren­in­sel über­rascht mich ein­mal mehr. Es gibt so viele schöne Fle­cken auf der Insel. Einer davon ist zwei­fels­ohne Alcú­dia. Das kleine Städt­chen liegt – 54 Kilo­me­ter von der Haupt­stadt Palma ent­fernt – im Nord­os­ten Mal­lor­cas in einer aus­la­den­den Bucht. Für den Augen­blick lässt mich die Insel ver­ges­sen, was ist und war. Zu Hause liegt mein Freund im Kran­ken­haus. Als würde das Was­ser meine Sor­gen über­neh­men und gleich­sam fort­spü­len, blende ich für ein paar Minu­ten mein schlech­tes Gewis­sen ihm gegen­über aus. Die­ser Moment gehört nur mir.

Ich genieße ihn mit allen Sin­nen, mit jeder Faser mei­nes Kör­pers. Die reinste Wohl­tat, die­ses Schwimmen!

Zurück am Steg sitze ich noch ein paar Minu­ten in der Sonne. Dann geht’s zurück zum Ziel­ein­lauf. 3.500 Ath­le­ten haben heute am Tho­mas Cook Iron­man 70.3 auf Mal­lorca teil­ge­nom­men. Hob­by­tri­ath­le­ten ebenso wie Pro­fi­sport­ler. 1.900 Meter schwam­men sie dabei durchs Mit­tel­meer, radel­ten spä­ter auf einem 90 Kilo­me­ter lan­gen Rund­kurs in die Berge und lie­fen einen Halb­ma­ra­thon on top. Da ich mei­nen Inter­view­part­ner, einen Tri­ath­lon-Profi aus Bay­ern, nicht war­ten las­sen will, muss ich mich jetzt beeilen.

Wie sehe ich aus? Hilfe! Meine Haare sind noch nass …

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Die Reise wurde von Tho­mas Cook unterstützt. 

Cate­go­riesSpa­nien
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Johanna Stöckl

Kälte verträgt sie besser als Hitze.
Sie liebt den Winter, mag den Schnee und reist – zum Teil auch beruflich – viel.
Wenn sie sich zwischen einem Wochenende in den Bergen und ein paar Tagen am Strand entscheiden müsste, wäre ihre Wahl klar: Berge!
Johanna lebt und arbeitet in München, wo sie als Journalisten hauptsächlich über Outdoorsport schreibt.

  1. Dani says:

    Ein sehr schö­ner Bericht. Mal­lorca hat schon super tolle Ecken. Alcu­dia ist zwei­fell­los einer der schöns­ten Bade­buch­ten Mallorcas.
    Liebe Grüße aus Kiel

    1. Johanna Stöckl says:

      Hallo nach Kiel,

      danke fürs nette Feedback :-)
      Und jetzt? Frohe Weihnachten!

      - Ja, Mal­lorca hat viele schöne Ecken. Alcu­dia ist sicher einer davon .…

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