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Die Lotterie, die keiner gewinnen will

Der kleine Thai­junge fällt. Tief. Alle lachen. Ramba-Zamba auf der Hüpfburg.

Das Fest geht über meh­rere Tage, jedes Jahr, immer kurz vor dem bud­dhis­ti­schen Neu­jahr. Doch hier geht es nicht um lus­ti­ges Was­ser­wer­fen und gro­ßes Schmau­sen mit der Fami­lie. Hier geht es um zwei Jahre Frei­heit – oder Militärdienst.

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Der Haupt­ort der klei­nen Insel ist schnell zu erkun­den, einen Seven Ele­ven gibt es, ein paar Geschäfte mit Kla­mot­ten, Gemüse und Haus­halts­ge­gen­stän­den, eine Bank, ein Poli­zei­ge­bäude. Und genau vor die­sem fin­det das jähr­li­che Fest zur Mili­tär­lot­te­rie statt. Mit­ma­chen müs­sen alle jun­gen Män­ner im Alter zwi­schen 21 und 30 min­des­tens ein­mal in ihrem Leben. Wer hier gewinnt, darf sich auf zwei Jahre Wehr­dienst freuen, womög­lich noch im Süden, wo die Sol­da­ten ein belieb­tes Ziel der Sepa­ra­tis­ten sind. Halleluja.

Die meis­ten der knapp 100.000 Plätze wer­den mit Frei­wil­li­gen gefüllt, diese dür­fen dafür etwas frü­her wie­der gehen. Aus­ge­mus­tert wird, wer kür­zer als ein Meter sech­zig, behin­dert oder Lady­boy ist. Frü­her wurde bei Trans­se­xu­el­len als Aus­mus­te­rungs­grund „psy­chi­sche Abnor­mi­tät“ ange­ge­ben, mitt­ler­weile wurde dies ersetzt durch „defor­mierte Brust“.

Das Mili­tär ist mäch­tig. Neben einer Bank (TMB) besitzt es als Ein­nah­me­quel­len meh­rere Fern­seh- und Radio­sen­der, und ver­dient auch bei den Flug­hä­fen, die zivil genutzt wer­den, mit.

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Die Kin­der auf der Hüpf­burg inter­es­siert das alles wenig. Sie haben ihren Spaß, wie auch die meis­ten ande­ren, die nicht fürch­ten müs­sen, dass bald ein Fami­li­en­mit­glied unge­wollt zwei Jahre Sol­dat sein muss. Es gibt Bubble Tea und Banana Pan­ca­kes und die Kin­der wer­fen Knallerbsen.

Wir fut­tern den Pan­cake und set­zen uns wie­der auf die Motor­rol­ler. Zurück an die kleine Bucht, unse­rem Bun­ga­low aus Holz, mit der Hän­ge­matte zwi­schen den Pal­men und dem Meer, das bei Ebbe in der Ferne verschwindet.

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Cate­go­riesThai­land
Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Cici says:

    Bringst Du mir bitte die Knarre mit den „Oustan­ding Fea­tures“ mit? Bitte, bitte.… Noch bes­ser, sag mir mal auf wel­cher Insel Du bist, dann hol ich mir die da bald selbst mal ab.… Greetz aus Shanghai

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