Am 14. Sep­tem­ber 2001 star­tete ich meine erste große Reise. Drei Tage zuvor war das World Trade Cen­ter gefal­len, doch Felix und mich konnte das nicht stop­pen. Unser Zivil­dienst war vor­bei, Geld auf dem Konto. Doch wohin sollte es gehen? Eine Last-Minute-Flug­bu­chung spä­ter war das geklärt: Nach Anta­lya, in die Tür­kei.

Noch etwas uner­fah­ren machen wir es uns nach nächt­li­cher Ankunft vor dem Flug­ha­fen gemüt­lich. Ich notiere: ‘Wir haben unsere erste Luxus­un­ter­kunft gefun­den: Die Bank vor dem Flug­ha­fen ist bequem und wir wer­den von Bus­sen voll abrei­sen­der Deut­schen unter­hal­ten – und von den zyklisch auf­tau­chen­den Poli­zis­ten, die uns ver­wun­dert fra­gen, was wir hier tun. Das frag ich mich auch. Aber auch nette Leute schauen vor­bei, ein Rei­se­lei­ter singt Felix Schaf­lie­der vor. Mit dem Schla­fen wird es trotz­dem nichts. End­lich, die Sonne geht auf… und es geht los: Türkei!!’

Auch auf dem Weg zu unse­rer ers­ten Unter­kunft scheint man mir die welt­män­ni­sche Art noch nicht ganz abzu­neh­men. ‘Auf dem Weg durch Anta­lya wurde ich noch von ein paar Jungs aus­ge­nom­men: Der eine putzte meine (neuen und blit­ze­blan­ken!) Schuhe, der andere befahl mir sein Gebäck zu pro­bie­ren. Beide sind jetzt Mil­lio­näre’, ergänze ich den ers­ten Tag im Reisetagebuch.

Wenn ich daran zurück­denke muss ich lachen. So ein­fach hab ich mich ver­äp­peln las­sen! Ich finde es groß­ar­tig. Damals fand ich es nicht ganz so lus­tig, ein paar Sei­ten spä­ter schreibe ich erbost: ‘Irgend­wie werde immer ich verarscht…’

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Sie­ben Wochen erkun­de­ten wir die Tür­kei. Nah­men dann einen Flug nach Indien. Und schließ­lich lan­dete ich in Thai­land (mitt­ler­weile allein) und erlebte dort die kom­plette Südostasien-Backpacker-Kultur.

Ein hal­bes Jahr lang ging diese erste Reise. Ich wurde von allen mög­li­chen Men­schen um aller­lei Geld gebracht, in Boote ver­frach­tet in die ich nicht wollte und Dinge wur­den mir auf­ge­schwatzt die ich nicht brauchte. In der Tür­kei, in Indien sowieso und bestimmt auch in Thai­land. Aber die­ses Lehr­geld habe ich nur zu gern bezahlt. Hier star­tete diese unheil­bare Krank­heit namens Rei­se­fie­ber. Und bis heute, 13 Jahre spä­ter, hab ich keine Medi­zin gefunden.

Hab sie aber auch nicht gesucht, zugegeben!

Fotos von 2001, hübsch ana­log mit den Canon AE‑1.

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Herz­li­chen Dank an All­tours, die die­sen Arti­kel finan­zi­ell unterstützen.

Cate­go­riesTür­kei
Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Hermann Josef Wulf says:

    Lie­ber Johan­nes, schön von Dei­ner ers­ten gro­ßen Reise zu lesen. Auch meine erste wirk­li­che Reise ging in die Tür­kei. Zusam­men mit zwei Freun­den bin ich Anfang der Neun­zi­ger in Izmir gelan­det und kann mich noch gut daran erin­nern, wie scho­ckiert ich von der Fahrt vom Flug­ha­fen in die Innen­stadt war. All die schnell gebau­ten, zusam­men gezim­mer­ten Häu­ser dort, die impro­vi­sier­ten Strom­lei­tun­gen und das Chaos auf den Stra­ßen. Als guter deut­scher Junge, der nur gepflegte Vor­gär­ten und frisch gestri­chene Eigen­heime kannte, dachte ich damals, ich bin inmit­ten von Moga­di­schu gelan­det und sah schon mein viel zu frü­hes Ende kom­men. Und so wurde alles anders, ich habe mich vor­mals nie so frei gefühlt, so genos­sen und so viel erlebt, so viele Men­schen ken­nen und schät­zen gelernt. Alles in kur­zen vier Wochen. Mit dem Leih­wa­gen von Izmir bis nach Adana, von dort mit dem Bus ans schwarze Meer, nach Ordu und Trab­zon, von dort dann bis nach Istan­bul. Nun habe ich schon ganz viele Län­der auf die­ser Erde gese­hen und erle­ben dür­fen, den­noch schlägt mein Herz immer noch für die Tür­kei und Ihre wun­der­ba­ren Meschen.

  2. Aylin says:

    Lie­ber Johan­nes, ist doch auch irgend­wie schön, mit wel­cher ‑posi­tiv gemein­ten- Nai­vi­tät man auf eine erste (große) Reise geht. Und nichts geht über diese Eupho­rie & Aben­teu­er­lust, die man da verspürt :-)

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