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Auf dem Icefields Parkway in Kanada

Ein­at­men, aus­at­men… ein­at­men, aus­at­men… Ich muss mich wirk­lich zusam­men­rei­ßen, um das Atmen nicht zu ver­ges­sen. Mit gro­ßen Augen und offe­nem Mund, starre ich auf die Rie­sen vor und neben und hin­ter mir. Ich bin umge­ben von abso­lu­ten Gigan­ten, gefan­gen in der Zau­ber­welt der Rocky Moun­ta­ins. Schnee­be­deckt und erha­ben bli­cken sie auf mich herab. Wir sit­zen in unse­rem klei­nem, schwar­zen Jeep – eigent­lich ein ganz schö­ner Brum­mer, aber in kana­di­schen Ver­hält­nis­sen ist alles rela­tiv – und fah­ren auf einer der schöns­ten Stra­ßen Nord­ame­ri­kas: Knapp 250 Kilo­me­ter auf dem Ice­fields Park­way, von Banff über Lake Louise nach Jas­per, Alberta. Wer jetzt denkt: “Na, das sind ja schöne zwei bis drei Stun­den”, der irrt. Einen gan­zen Tag fah­ren wir auf die­ser Stre­cke. Blei­ben ste­hen, schauen, stau­nen, kön­nen kaum begreifen…

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Der Schnee hat nicht nur die Gip­fel um uns herum son­dern auch den Asphalt unter uns fest im Griff. So zart und ver­hei­ßungs­voll klingt das Knir­schen von fri­schem Schnee, wan­dert man Schritt für Schritt durch eine unbe­rührte Win­ter­land­schaft. Hier, mit­ten in den kana­di­schen Rockies knirscht und knarzt es nicht min­der ver­hei­ßungs­voll unter unse­ren Rei­fen – ansons­ten ist es still. Jedes Wort würde diese Zau­ber­welt nur stö­ren. So, wie es ist, ist es per­fekt. Wir sind ange­kom­men – in der Stille der Ein­sam­keit. Es ver­ge­hen Stun­den, bis uns ein ein­zel­nes Auto ent­ge­gen­kommt. Jetzt und hier gibt es nur uns und die Berge.

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EIN ORT DER SEHNSUCHT

Was macht diese Kulisse mit mir? Wie fühlt sich das an? Ange­kom­men in Kanada – ein Sehn­suchts­ort für so viele Men­schen. Warum? Was treibt uns an, die Natur, die Ein­fach­heit, das Reine, Ursprüng­li­che, Unbe­rührte zu begeh­ren? Ist es Aus­druck der Abkehr vom Über­fluss, mit dem wir tag­täg­lich kon­fron­tiert sind? Viel­leicht. Fest steht, die Natur erdet uns, macht uns deut­lich, wie klein, wie unbe­deu­tend wir eigent­lich sind. Wie viel mehr es “da drau­ßen” gibt – ohne Han­dy­netz, ohne 24/7 Super­markt, ohne Netz und dop­pel­ten Boden… In die­sem Moment, auf die­ser Straße, ver­stehe ich die tiefe Sehn­sucht vie­ler nach die­ser Frei­heit hier drau­ßen und ich spüre den auf­kei­men­den Wunsch, den Blick nie wie­der von der Welt um mich herum abzuwenden.

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EINE ANDERE ART VON FREIHEIT

Schon ein­mal bin ich durch die Rocky Moun­ta­ins gestreift, vor drei Jah­ren im Yose­mite Park in den USA, einige hun­dert Kilo­me­ter wei­ter süd­lich. Und trotz­dem bin ich jetzt, hier, in die­sem Moment atem­los, als wäre es die aller­erste Begeg­nung mit den Berg­rie­sen. So anders als die Alpen, die ich trotz­dem nicht als weni­ger schön bezeich­nen würde. Ein­fach anders. Berge machen glück­lich – die Rocky Moun­ta­ins machen sprach­los. Und immer dann, wenn du denkst, es kann nicht bes­ser wer­den, und es so schön ist, dass es bei­nahe kör­per­lich weh tut, genau dann führt die Route erneut um eine Kurve und es wird noch spek­ta­ku­lä­rer, unwirk­li­cher, unnahbarer.

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Jeder Traum ist end­lich – jede Route hat ein Ziel. Am Ende eines lan­gen, ein­drück­li­chen Tages errei­chen wir unse­res: Den Jas­per Natio­nal­park. Der Weg jedoch, der uns vor­bei geführt hat an gigan­ti­schen zuge­fro­re­nen Seen wie dem Bow Lake, ver­schnei­ten Creeks mit tür­ki­sen Bach­läu­fen, an den unend­li­chen Glet­scher­fel­dern des Colum­bia Ice­fields mit dem erha­be­nen Gip­fel des Mount Atha­baska, umge­ben von win­di­gen Eis­wüs­ten und unzäh­li­gen wei­te­ren Berg­rie­sen – die­ser Weg hat sich für immer ein­ge­brannt in unser Tra­ve­ler Herz. Er hat eine tiefe Kerbe hin­ter­las­sen in mei­nem inne­rem Auge.

Vor uns lie­gen nicht weni­ger als zahl­rei­che wei­tere Ein­drü­cke einer ganz beson­de­ren Reise durch Alberta, Kanada. Erleb­nisse und Augen­bli­cke, die alle­samt noch ein­ge­fan­gen wer­den wollen.
Und für jeden wei­te­ren Schritt die­ses Aben­teu­ers in den kana­di­schen Rockies gilt glei­cher­ma­ßen: Atmen nicht vergessen!

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Cate­go­riesKanada
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Katharina & Henryk

Aus dem Background der Berliner Medien- und Agenturwelt kommend wuchs in Katharina und Henryk in den letzten Jahren zunehmend der Gedanke, die bereits so häufig diskutierte Work-Life-Balance in Bezug auf ihr eigenes daily bizz kritisch zu hinterfragen. Ihr gemeinsamer Plan: Den statischen Office-Alltag zwischen Meetings, Calls und Pitches für einige Monate eintauschen gegen ein flexibleres Lebens- und Arbeitsmodell. Auf Reisen gehen, die Welt entdecken, Akkus aufladen – und gleichzeitig produktiv sein. Nun sind sie unterwegs!

  1. Stefan says:

    Hallo Katha­rina, hallo Henryk,
    ja, der Ice­fields Park­way ist beein­dru­ckend, das kann ich bestä­ti­gen. Ich war mal im Früh­jahr dort. Im Win­ter ist der Ein­druck der Natur­ge­wal­ten sicher noch inten­si­ver, trotz­dem würde meine Rei­se­be­schrei­bung auch dann nicht so poe­tisch und mär­chen­haft aus­fal­len wie Eure :-) Bei mei­nem Besuch kann noch hinzu, dass die „Mas­sen­ab­fer­ti­gung“ mit einer klei­nen Flotte von rie­si­gen Snow­coa­ches am Atha­basca Glet­scher den Ein­druck von unbe­rühr­ter Natur doch schon nach­hal­tig störte :-)
    LG
    Stefan

    1. Katharina says:

      Hi Ste­fan,
      na das ist ja schade, dass du die Reise etwas tru­beli­ger erlebt hast (aber sicher­lich trotz­dem noch sehr beein­dru­ckend, oder?). Viel­leicht ist das genau der Unter­schied, wenn man im Win­ter oder eben im Frühjahr/Sommer unter­wegs ist. Wir waren stun­den­lang auf der Straße und uns kam kein ein­zi­ges Auto ent­ge­gen. Und wenn man mal ange­hal­ten hat, um ein Foto zu machen, und tat­säch­lich mal einen ande­ren Men­schen getrof­fen hat, dann wurde sich immer gleich auch erk­unidgt, ob man Hilfe bräuchte und alles ok sei – eben weil man im Falle eine Panne (und nicht wie dann bei uns immer beim gewoll­ten Stopp) lange auf Hilfe war­ten muss. Das ist dann viel­leicht auch die „Gefahr“ des Rei­sens zu Jahresbeginn…
      Wir wür­den trotz­dem immer wie­der den Win­ter und damit die Ein­sam­keit in der Natur vor­zie­hen. Denn die Tour war wirk­lich nur wunderschön… 

      LG, Katha­rina & Henryk

  2. Tim says:

    Das sind wirk­lich tolle Fotos! Ich war auch schon einige Mal in in den kana­di­schen Rockies, aber auf bio­lo­gi­scher Exkur­sion in Kana­naskis Coun­try. Das liegt süd­lich des Hwy. 1 ent­lang des Hwy. 40. Das kann ich auch nur wärms­tens emp­feh­len, denn dort gibt es einige wirk­lich schöne Hikes, z.b. rauf auf Mt. Indefa­tigable. Und es ist nicht ganz so über­lau­fen wie z.B. Banff oder Jas­per. Und die obli­ga­to­ri­schen Elche, Wapi­tis und sogar Biber bei der Arbeit fin­det man auch dort ;)

  3. Da hast du wirk­lich schöne Worte gefun­den, und die Bil­der erst <3. Kön­nen wir zu 100% unter­schrei­ben. Wir waren letz­tes Jahr im Mai dort, ein­fach traum­haft die­ses Land. Irgend­wann wer­den wir Kanada auch mal im Win­ter besuchen.

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