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Mon ami, le ministre du tourisme du Burundi

Der letzte Schluck des ita­lie­ni­schen 1994er Rot­weins gesellt sich zu den vor­züg­li­chen Pen­nes aux quatre from­ages, die zusam­men mit den Cre­vet­tes d‘avocado und der süßen Dame noire mei­nen Magen bis oben­hin fül­len. Der Minis­ter für Tou­ris­mus in Burundi begleicht die Rech­nung, und mit einem letz­ten Blick über den nächt­li­chen Tan­ga­ny­ika-See stei­gen wir in sei­nen Land­ro­ver. Zurück nach Hause. Was für ein Tag!

Burundi. Ein klei­nes Land (klei­ner als Baden-Würt­tem­berg) zwi­schen Rwanda, Tan­sa­nia und dem Kongo, über Jahre vom Bür­ger­krieg zwi­schen Hutu und Tutsi zer­rie­ben. Die Außen­mi­nis­te­rien geben noch immer Rei­se­war­nun­gen aus, und in der Haupt­stadt Bujum­bura soll man wenn es dun­kel wird auch für kür­zeste Ent­fer­nun­gen ein Taxi neh­men. Klingt ziem­lich viel­ver­spre­chend, denkt sich Klys.

Der Antrag für ein Tou­ris­ten­vi­sum würde in Kigali einen per­sön­li­chen Brief an den Bot­schaf­ter sowie ein Gespräch über die Gründe des Besuchs von Burundi beinhal­ten, und „Wir sind gerade in der Gegend, und über­haupt, wieso denn eigent­lich nicht“ wäre wohl etwas wenig. An der Grenze bekommt man ein Tran­sit­vi­sum, aber nur für drei Tage. Burundi ist klein, nur die Haupt­stadt soll sicher sein. Das muss dann wohl reichen.

Die Her­berge der angli­ka­ni­schen Kir­che in Bujum­bura ist güns­tig für die Stadt – und dem­entspre­chend inter­es­sant. Bewaff­net mit einer Fla­sche Rot­wein schwit­zen Kiki und ich uns durch den Abend. Die Frage, die es am nächs­ten Tag zu klä­ren gibt: Wie kom­men wir hier wie­der weg? Der Besuch im freund­li­chen Tou­ris­mus­büro klärt es: die Fähre nach Kigoma in Tan­sa­nia ist wegen des Bür­ger­krie­ges immer noch nicht  wie­der­ein­ge­setzt. Also Bus. Puh. Ernüch­tert dis­ku­tie­ren wir die Rei­se­mög­lich­kei­ten auf einem Mäu­er­chen vor dem Büro. Drei Män­ner kom­men vor­bei, einer spricht uns an und bit­tet uns nach­drück­lich in sein Büro. Es ist der Chef.

Eine Stunde spä­ter sit­zen wir bei Dèo zu Hause beim köst­li­chen Mit­tag­essen, das seine Bediens­te­ten auf­tra­gen. Danach holen wir unsere Ruck­sä­cke, und wer­den bei ihm ein­quar­tiert. Seine zwei put­zi­gen Kin­der, der vier­jäh­rige Salif und die drei­jäh­rige Lila freuen sich. Chil­len am Lake Tan­ga­ny­ika, im pri­va­ten Beach­club „Bora Bora“, mit Blick auf die Berge des Kongo. Es ist nur ein paar Kilo­me­ter bis zur Grenze. Rot­wein. WiFi. Pool. Pal­men. Der Minis­ter bezahlt. Träume ich? Krasse Scheiße.

Zurück daheim. Gegen­über wohnt die Vize­prä­si­den­tin des Par­la­ments, da lun­gern immer Sol­da­ten vor dem Tor. Frisch machen und wei­ter gehts, erst­mal ein­kau­fen. „Take what you want!“ Hmm. Über­trei­ben wol­len wir ja nun nicht. Aber eine Tüte Haribo Gum­mi­bär­chen („Take two!“ „Okay.“) und eine Packung Kellogg’s (für über 20 US-Dol­lar, das ist doch schon unmo­ra­lisch!) wan­dern nebst ande­ren Din­gen in die Ein­kaufs­ta­sche. Der Super­markt nennt sich „Aux Bon Prix“. Ha.

Wenig spä­ter fin­den wir uns beim Ita­lie­ner wie­der, mit den sym­pa­thi­schen Pen­nes aux quatre fromages.

Das Leben ist verrückt.

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Katrin says:

    …und mal wie­der weiß ich, warum ich Dei­nen Blog immer nur dann lese, wenn ich ent­spannt zu Hause im Bett liege und Dir das gön­nen kann. Vom Büro aus, würde ich vor Neid umfal­len ;) Genieß es…

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  3. Philipp says:

    Der Kom­men­tar von Anni über mir trifft es mei­nes Erach­tens eigent­lich auf den Punkt… Aber hey: laß es Dir gut­ge­hen, Jo!
    Jeden­falls ein schlauer Minis­ter, der auf diese bequeme, spar­same und – auch für ihn selbst – nette Art und Weise ganz herr­lich Wer­bung für sein Land macht. Gruß aus Hamburg!

    1. klys says:

      ja, voll lieb, die. wenn sie nicht gerade ihre lands­leute abzo­cken, ent­de­cken sie ihr war­mes herz für arme muzungus…

  4. Jens says:

    Rei­sen ist fan­tas­tisch, eben denkst du es geht nicht wei­ter und fünf Minu­ten spä­ter sitzt du im Beach Club. Es ist ver­rückt, aber so ist es ohne Necker­mann & Co.

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