Es war eine mei­ner ers­ten Rei­se­de­pe­schen, vor zwei­ein­halb Jah­ren, als ich über den Wech­sel zu mei­ner ers­ten digi­ta­len Kamera berich­tete. Über die Jahre hatte ich ver­schie­dene Kame­ra­sys­teme benutzt, vor allem war es aber die Canon AE‑1 und schließ­lich eine Leica M7. Doch für diese lange Reise würde ich nun digi­tal foto­gra­fie­ren, und zwar mit der klei­nen Lumix GF1, mit einer ein­zi­gen Fest­brenn­weite. Und: Sie hat mich nicht ent­täuscht – im Gegen­teil! Auch diese Kamera habe ich sehr lieb­ge­won­nen, die GF1 hat mich nie im Stich gelas­sen – obwohl mein Umgang mit Kame­ras durch­aus etwas sanf­ter sein könnte.

Der Streit um Ana­log und Digi­tal, er ist schon längst ent­schie­den. Moderne Digi­tal­ka­me­ras kön­nen alles bes­ser als die frü­here Tech­nik. Und es ist wirk­lich erstaun­lich, was mög­lich ist! Vor allem, wenn man noch etwas digi­tale Bild­be­ar­bei­tung beherrscht, sind schon mit einer klei­nen Aus­rüs­tung per­fekte Ergeb­nisse machbar.

Aber Per­fek­tion ist auch oft eines: Lang­wei­lig. Es sind die klei­nen Brü­che, Unge­nau­ig­kei­ten, die etwas span­nend machen. Sei dies nun ein Mensch oder ein Foto. Etwas zu Per­fek­tes und Glat­tes stößt ab. Es fehlt etwas: Man­che nen­nen es Cha­rak­ter, Atmo­sphäre, Ecken und Kan­ten, wha­te­ver. Oder: Fehler.

Wir brau­chen die Unvoll­kom­men­heit. (Und so ist nicht wei­ter ver­wun­der­lich, dass eine kleine Soft­ware so beliebt ist, die unter ande­rem den Sinn hat, völ­lig anstän­dige Fotos qua­li­ta­tiv zu ver­schlech­tern, zu ver­frem­den und mit Män­geln zu ver­se­hen: Instagram.)

Ich liebe Feh­ler. Ich liebe auch ver­fal­lende Häu­ser und sol­che Dinge, viel­leicht ist es also eine merk­wür­dige men­tale Dis­po­si­tion. Egal. Eine mei­ner liebs­ten Tätig­kei­ten ist es, digi­tale Gra­fi­ken mit klei­nen Feh­lern zu ver­se­hen, die viel­leicht gar nie­man­dem auf­fal­len, aber trotz­dem den Ein­druck auf den Betrach­ter verändern.

Manch­mal ist es aber auch groß­ar­tig, die Feh­ler denen zu über­las­sen, die sie am bes­ten kön­nen: zum Bei­spiel ana­lo­gen Fil­men, die ihr Halt­bar­keits­da­tum längst über­schrit­ten haben. Einem Scan­ner, der nach Belie­ben neue Farbe ver­teilt. Kame­ras, die ihr Kli­cken nicht digi­tal abspie­len, son­dern die tat­säch­lich kom­plett mecha­nisch funktionieren.

Des­we­gen war beim spät­som­mer­li­chen Urlaub in Buda­pest zusam­men mit mei­ner schö­nen Freun­din nur eine Kamera dabei: Die frisch repa­rierte Leica M7. Und ein paar Schwarz-Weiß-Filme, die noch zuhause rumlagen.

Spaß!

Cate­go­riesUngarn
Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Conny says:

    …Und so ist nicht wei­ter ver­wun­der­lich, dass die ana­loge Schnapp­schuss­fo­to­gra­fie so beliebt ist, die unter ande­rem den Sinn hat, anstän­dige Fotos qua­li­ta­tiv zu ver­schlech­tern, zu ver­frem­den und mit Män­geln zu ver­se­hen: Lomography ;)
    Ließe sich gut über­tra­gen, nech?!
    Wun­der­schöne ana­loge Bil­der hast du da! Freue mich auf Buda­pest, irgendwann.

  2. Nina says:

    Bin auch noch immer bein­har­ter Ver­fech­ter von ana­lo­ger Foto­gra­fie. Und doch, wenn es ums Rei­sen geht, und mög­lichst leich­tes Gepäck, gewinnt dann meis­tens die digi­tale Kamera. Schade eigentlich…

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